Erstmals blüht eine Titanwurz in Göttingen

Aus „Drachen-Ei“ wächst größter Blütenstand der Welt

Die Knospe der Titanwurz (Amorphophallus titanum) im Alten Botanischen Garten mit Kustos Michael Schwerdtfeger.

Die Knospe der Titanwurz (Amorphophallus titanum) im Alten Botanischen Garten mit Kustos Michael Schwerdtfeger.

Göttingen. Sie sieht aus wie ein „Drachen-Ei“ und stinkt „wie eine tote Kuh“: Erstmals, so Michael Schwerdtfeger, Kustos des Alten Botanischen Gartens, ist in Göttingen demnächst die Blüte einer Titanwurz zu sehen und zu riechen. Die Pflanze mit dem lateinischen Namen Amorphophallus titanum ist ein Geschenk des Frankfurter Palmengartens.

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Zur Zeit steht Schwerdtfeger quasi per „Hotline” mit den erfahrenen Kollegen in Frankfurt in Kontakt. Denn: Die Titanwurz soll in den nächsten Tagen eine riesige Blüte entwickeln. Wann genau und in welcher Geschwindigkeit ist schwer genau vorherzusagen: „Ich habe das selber noch nie gesehen”, sagt Schwerdtfeger.

Aus den tropischen Regenwäldern Sumatras

Die Knospe, so erklärt der Biologe, sei seit Beginn des Jahres sichtbar und habe sich seither zu einem viel versprechenden „Drachenei“ entwickelt. „Dieses Ei lässt in den nächsten Tagen den spektakulären, übermannshohen Blütenstand erwarten.“ Das nach Auskunft Schwerdtfegers „monströse” Aronstabgewächs stammt aus den tropischen Regenwäldern Sumatras. Aus einer bis zu 20 Kilogramm schweren unterirdischen Knolle entspringt ein einziges, gewaltiges Blatt.

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„Der Blattstiel mutet an wie der glatte, flechtenbewachsene Stamm eines jungen Urwaldbaumes und trägt eine Spreite, die sich wie ein Sonnenschirm ausbreitet”, so der Fachmann. Erst wenn die Pflanzen nach vielen Jahren ausgewachsen sind, entwickeln sie abwechselnd mit den Blättern die riesigen Blütenstände. Schwerdtfeger weiter: „Der Rhythmus von Blatt und Blüte wird dabei von der Pflanze selbst bestimmt und ist nicht von Jahreszeiten abhängig, denn in der tropischen Heimat der Pflanze sind Jahreszeiten kaum ausgeprägt.” Auch im Alten Botanischen Garten in Göttingen könne man in Kürze zeitgleich eine Blüte, bei einer anderen Pflanze nebenan ein voll entwickeltes Blatt bestaunen.

„Raketenartiger Kolben“

Das Erblühen erfolge abends. Um den „raketenartig“ aufragenden Kolben entfalte sich dann ein rotbraunes, gekräuseltes Hüllblatt, und der Kolben, der kiloweise Stärke enthält, erhitzt sich laut Schwerdtfeger durch eine für eine Pflanze „ausgesprochen heftige Atemtätigkeit” auf mehr als 30 Grad. Dies diene dazu, die Duftstoffe zu verflüchtigen und die nächtlichen Bestäuber anzulocken. Allerdings ist die Pflanze an die Bestäubung durch Aaskäfer angepasst. Den Geruch beschreibt der Kustos als „für unsere Nase penetranten Verwesungsgestank“.

Auch wenn Amorphophallus titanum mit bis über drei Meter Höhe den größten Blütenstand der Welt entwickelt, währt das skurrile Spektakel nur eine Nacht. „Morgens ist die Bestäubung bereits vollzogen, die Nährstoffe sind verbraucht, und der imposante Phallus sinkt erschlafft zusammen. Danach benötigt die ausgezehrte Knolle wieder einige Jahre, bevor sie das nächste Mal blühen kann“, erklärt der Biologe.

„Um den 18. Februar herum“

Die Göttinger Pflanzen sind ein Geschenk des Frankfurter Palmengartens, der im vergangenen Herbst drei bereits ausgewachsene Pflanzen für den Göttinger Garten zur Verfügung stellte.

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Wann sich die Blüte öffnet sei noch unklar, Schwerdtfeger rechnet aber zum Wochenende damit, „möglicherweise um den 18. Februar herum”, sagt er.

Informationen auf der Homepage des Alten Botanischen Gartens.

Von Britta Bielefeld

GT/ET

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