Ausstellung und Vortrag über Sinti und Roma
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Die Ausstellung zur Situation abgeschobener Roma ist im Foyer des Neuen Rathaus zu sehen.
© Quelle: Christina Hinzmann / GT
Göttingen. Dort ist auch eine Ausstellung des Roma Antidiscrimination Networks zum Thema Kampf ums Bleiberecht zu sehen. Zur Eröffnung sprach Dietmar Sedlaczek, Leiter der KZ-Gedenkstätte Moringen, über die im Jugendkonzentrationslager Moringen inhaftierten Sinti-Jungen, die nach Auschwitz deportiert wurden wie viele andere Sinti und Roma aus ganz Europa. Nur wenige überlebten: Am 2. August 1944 wurden Im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau die letzten 2800 der dort noch lebenden Gefangenen des sogenannten „Zigeunerfamilienlagers“ umgebracht.
Über das Schicksal der in das Jugend-KZ Moringen eingelieferten Sinti und Roma referierte Dietmar Sedlaczek, Leiter der dortigen Gedenkstätte. Von den insgesamt 24 Jugendlichen überlebte nur ein einziger die Konzentrations- und Vernichtungslager, in die sie am 24. März 1943 überstellt worden waren. Und nur bei zwei von ihnen sei bekannt, wie sie zu Tode kamen: durch Erschießen wegen eines Fluchtversuchs. Die anderen verschwanden einfach ohne jede Spur im Mahlwerk der Mordmaschine.
Immer dieselben Gründe
Die Gründe für ihre Einlieferung ins Moringer Jugend-KZ ähnelten sich: angebliche Verwahrlosung, Arbeitsscheu, Herumtreiberei und ähnliche Vorwürfe reichten aus, um den Jungen ihre Freiheit zu nehmen. Reichsweit sei das Vorgehen gegen „das Zigeunerunwesen“ von den NS-Behörden „akribisch geplant und gewissenlos durchgeführt“ worden. Sinti und Roma galten der NS-Führung als „asoziale Rasse“.
Den Völkermord an ihrem Volk zur NS-Zeit bezeichnen Roma und Sinti mit dem Wort „Porajmos“ (deutsch: „das Verschlingen“. Die Gesamtzahl der Opfer ist umstritten. Schätzungen reichen von 94000 bis zu einer halben Million Menschen, gelegentlich wird auch von bis zu einer Million Opfer gesprochen. Nur die Zahl der Opfer aus Mittel- und Westeuropa ist einigermaßen gesichert. Hier gehen die Forscher von etwa 30000 getöteten Menschen aus.
„Die kommen alle wieder“
Des Völkermords an ihren Vorfahren durch das NS-System gedenken Sinti und Roma am "Roma Genocide Remembrance Day". Dabei geht es nicht nur um die damals Ermordeten: Die kleine Ausstellung des Roma Antidiscrimination Networks befasst sich mit den (Über-)Lebenden und der heutigen politischen Situation für Roma, die immer noch kein sicheres Bleiberecht haben. Noch zwei Wochen lang zu sehen sind Bilder aus den vergangenen Jahren von Betroffenen, die aus Deutschland nach Serbien, in den Kosovo und nach Mazedonien abgeschoben wurden. Gezeigt werden die Umstände, unter denen sie jetzt ihr Leben fristen müssen. "Alle diese Leute", sagte der Fotograf, "haben dort kein Zuhause. Die kommen alle wieder."
Von Matthias Heinzel