Ab sechs Uhr in der Früh müssen alle Menschen die Sperrzone in der Göttinger Weststadt verlassen haben. So lange warten viele nicht, schon am Freitagabend vor der Bombenevakuierung reisen sie mit gepackten Koffern ab. Ein Rundgang durch sich leerende Straßen.
Göttingen. Mit einem großen schwarzen Rollkoffer im Schlepptau ist Sahra Matthies unterwegs zur Bushaltestelle. „Der ist aber nur halb voll“, sagt die 26-Jährige, einen kleineren Koffer habe sie nicht. Ihr stehen zwei Nächte im Hotel Adesso bevor. Sie arbeitet am Wochenende im Restaurant Timberjacks, daher bleibt sie trotz Evakuierung in Göttingen. Matthies wohnt im Narzissenweg, so nah am Fundort der mutmaßlichen Bomben wie nur wenige andere. Bei der letzten Sprengung in der Weststadt sei ein Ziegelstein auf ihrem Balkon gelandet, erzählt sie. Dass am Wochenende wirklich etwas kaputt gehen könnte, glaubt sie nicht.
Es herrscht Aufbruchsstimmung in der Weststadt an diesem Freitagabend. Viele Betroffene warten nicht bis zum frühen Morgen mit der Abreise: Schon am Abend stehen in den Einfahrten des Viertels Autos mit offenen Kofferräumen. Manche voll bepackt mit Koffern, manche noch leer. Menschen steigen mit Taschen oder Rucksäcken ein, andere transportieren ihr Gepäck auf dem Fahrrad aus der Gefahrenzone heraus.