In Göttingen wird auch im Jahr 2022 noch nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht. Stadt und Kampfmittelbeseitigungsdienst haben Zeitzeugen aufgerufen, sich mit Hinweisen auf mögliche Bomben im Boden zu melden. Eine, die die Angriffe als Kind aus der Nähe erlebte, ist Barbara Degen.
Göttingen. „Das verfolgt mich bis heute“: Wenn Barbara Degen von ihren Erinnerungen an die Fliegerangriffe auf Göttingen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs berichtet, erzählt sie eine Geschichte, die fesselt. Kein Wunder: Nicht nur erlebte sie die Bombenabwürfe als dreijähriges Mädchen aus nächster Nähe, sondern sie ist mittlerweile auch Autorin und im Geschichten erzählen geübt. Diese Geschichte ist allzu real, und Degen erzählt sie, weil sie dem Aufruf der Stadt Göttingen nach Zeitzeugen gefolgt ist, um Hinweise auf mögliche Blindgänger zu geben, die bis heute unter der Stadt schlummern könnten.
Nach Göttingen, erzählt die heute 80-jährige Wahl-Bonnerin, kam sie mit Mutter und zwei kleinen Brüdern 1944, „halb geflohen, halb umgezogen“ aus dem damaligen Warthegau. Der Vater war im Ostfeldzug gefallen. „Wir haben die Wohnungen getauscht mit einem Mann, der an den Endsieg glaubte“, erinnert sie sich. Für die kleine Familie ging es in ein Haus an der Geismar Landstraße, direkt gegenüber der damaligen Kaserne – ein Umstand, der der kleinen Barbara fortan Angst machte, erschien die Kaserne doch als prädestiniertes Ziel für alliierte Flieger und ihre Bomben.