Fahrpreise für Busse stehen auf dem Prüfstand
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Jungfernfahrt mit Politikern: Seit 1. April verkürzt der Landesbus 160 die Fahrzeit zwischen Duderstadt und Göttingen.
© Quelle: Christina Hinzmann
Duderstadt. Der Schnellbus Duderstadt-Göttingen rollt seit 1. April, die Tarifstruktur hakt noch. Das soll sich ändern. Preise und Optionen stehen auf dem Prüfstand, der Zweckverband Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (ZVSN) will in den nächsten Wochen ein Tarifgutachten vorstellen.
8,70 kostet eine einfache Fahrt für einen Erwachsenen mit dem Landesbus der Linie 160, der 45 Minuten von Duderstadt nach Göttingen oder umgekehrt braucht und im stündlichen Turnus fährt. Für eine Achterkarte müssen Fahrgäste 59 Euro zahlen, für eine Abo-Jahreskarte monatlich 146,25 Euro. Das ist eine Menge Geld, die nicht jeder aufbringen kann oder will. Duderstadts Bürgermeister Wolfgang Nolte (CDU) hat deshalb angemahnt, dass zu dem „lobenswerten neuen Angebot auch der überfällige Einstieg in eine Tarifreform gehört.“ Als Diskussions- und Zielmarke nennt er das intensiv diskutierte Fünf-Euro-Ticket.
Kritik von Studenten und Schülern
Seinem offenen Brief hat Nolte Stellungnahmen Betroffener beigefügt. Darin beklagt eine Duderstädterin, die in Göttingen Jura studiert, dass viele Kommilitonen das Bahnsemesterticket nutzen können, sie aber nicht einmal das Bussemesterticket. Das beschränke sich auf die Stadtbusse der Göttinger Verkehrsbetriebe sowie die Buslinien nach Rosdorf und Bovenden. Das Semesterticket erlaube es ihm, nahezu ganz Niedersachsen kostenfrei bereisen zu dürfen, nur die Verbindung ins Eichsfeld sei nicht inbegriffen, merkt ein weiterer Göttinger Student mit engen Kontakten nach Duderstadt an. Wegen der hohen Wohnungspreise in Göttingen habe er sein Auto abgeben müssen, die wöchentlichen Busfahrten in seine Heimatstadt seien äußerst kostspielig. Ein anderer Student berichtet, mit dem Bahnsemesterticket nach Herzberg zu fahren, um sich dort von seinem Vater auf dem Rückweg von der Arbeit nach Duderstadt mitnehmen zu lassen – eine Geld sparende, aber Zeit raubende Lösung. Eine Duderstädterin, die in Nordhausen studiert, schildert ebenso ihre Malaisen wie die Mutter eines Berufsschülers, der nach Northeim pendelt.
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Der neue Landesbus braucht 45 Minuten für die Strecke Duderstadt-Göttingen.
© Quelle: Christina Hinzmann
20 Tarifänderungen untersucht
Aussicht auf Verbesserungen verheißt ZVSN-Geschäftsführer Michael Frömming und verweist auf das in Bälde einsehbare Tarifgutachten, auf das sich die politischen Gremien in den Landkreisen Göttingen, Northeim und Holzminden verständigt haben. Das Fünf-Euro-Ticket sei eine politische Entscheidung, das Semesterticket nur ein Baustein von vielen, sagt Frömming. Rund 20 ausgewählte Maßnahmen – inklusive Semesterticket – seien betrachtet worden, die zweite Stufe des Gutachtens mit Fahrgastprognosen und finanziellen Festlegungen auf der Basis von Kosten- und Nutzenerwägungen solle noch vor der Sommerpause beendet werden. Über die Umsetzbarkeit hätten anschließend die zuständigen Gremien zu befinden, voraussichtlich werde das Gutachten am 20. Mai im Verkehrsausschuss des Landkreises Göttingen in Osterode vorgestellt.
Frömming will nicht vorgreifen, sich noch nicht zu Einzelmaßnahmen äußern und sie aus der Gesamtbetrachtung herauslösen. Im Vergleich zu anderen Regionen sei der ZVSN auf längeren Strecken teurer, räumt er Handlungsbedarf ein, nennt Möglichkeiten vom Sozialticket bis zur kostenlosen Fahrradmitnahme. Anregungen von Fahrgästen seien aufgegriffen, spezielle Angebote von Azubis bis zu Senioren geprüft worden. „Das Angebot ist besser als noch vor wenigen Jahren“, sagt Frömming: „Jetzt sind wir an den Tarifen ’dran.“
Von Kuno Mahnkopf