Gelebte Nachbarschaft vor Flüchtlingsunterkunft in Göttingen
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Die Geschwister Sibal, Silva und Saja spielen mit Seifenblasen.
© Quelle: Hey
Göttingen. "Wir wollen uns mit dem Fest noch einmal bei allen Beteiligten bedanken", sagte Jawed Yazdani, der für die Hausleitung verantwortlich ist. Das Programm sei zugleich ein vorgezogenes Abschiedsfest, denn die Einrichtung werde am 31. August geschlossen. Musiker aus Syrien, Iran, Irak, Göttingen und Berlin gestalteten das Bühnenprogramm. In kleinen Talkrunden mit Bonveno-Ehrenamtskoordinatorin Annabel Konermann berichteten Geflüchtete von ihren Erfahrungen, benannten Wünsche für ihre Heimatländer und für Deutschland. Einige Initiativen nutzten das Straßenfest, um an Ständen über ihre Arbeit und Ziele zu informieren und mit Besuchern ins Gespräch zu kommen.
Bonveno bereitet Menschen auf Alltag vor
„Bis zur Schließung werden 427 Menschen aus 23 Nationen hier gewohnt haben“, bilanzierte Yazdani. „Wir haben Menschen auf den Alltag vorbereiten“, fasste er das Ziel der sechs hauptamtlichen Mitarbeiter von Bonveno, eines Zusammenschlusses von fünf Wohlfahrtsverbänden in Göttingen, zusammen. Dazu zähle das Vermitteln von Sprachkursen und ehrenamtliche Begleitung bei Behördengängen. Außerdem würden den Geflüchteten viele Möglichkeiten vorgestellt, wie sie sich in die Göttinger Gesellschaft einfügen könnten. Eine Erzieherin vermittele Kindergarten- und Schulplätze. „Kein Tag ist wie der andere gewesen“, schilderte Yazdani seine Erfahrungen. Das Haus werde „peu à peu leergeräumt“ die Bewohner hätten „eine andere Zuweisung bekommen“.
Unterstützt worden sei das Team von rund 300 Ehrenamtlichen, dabei habe die IWF-Initiative, deren Abkürzung an den früheren Nutzer des Gebäudes erinnert, eine wichtige Rolle gespielt. "Wir aus der Nachbarschaft wollten, dass Flüchtlinge in das IWF-Gebäude kommen und wir wollten aktiv die Integration begleiten", erläuterte Unterstützer Konrad Kelm, wie es zur Gründung der Initiative gekommen war. Für das Engagement sei ihr im Gebäude ein Büro bereitgestellt worden mit Durchgang zur Kleiderkammer, die mit Spenden aus der Nachbarschaft gefüllt worden sei.
Initiative richtet Arbeitsgruppen ein
Außerdem habe die Initiative verschiedene Arbeitsgruppen eingerichtet. Größte sei die Sprachlerngruppe gewesen. „Wenn ich durch das Viertel gehe, kommt mir so mancher entgegen, der mal im IWF gewohnt hat“, erzählte Kelm.
„Das Viertel ist lebendiger geworden“, meinte Kristiane Kuhnt-Lenz, die ebenfalls in der Initiative aktiv ist und von „gelebter Nachbarschaft“ spricht. Die Anwesenheit der Flüchtlinge habe dazu beigetragen, sich intensiver mit anderen Ländern zu befassen. Wir wollen weiter Kontakt zu den Geflüchten halten“, kündigt Gisela Prieß an, die ebenfalls in der Initiative aktiv ist. Einige der IWF-Aktiven möchten künftig in anderen Göttinger Initiativen aktiv werden.
Von Axel Artmann
GT/ET