Gute Online-Shops gibt es auch in Göttingen
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Immer mehr Göttinger Geschäfte setzen auch auf Online-Shops.
© Quelle: Screenshot: r / Thies
Göttinger. Markus Thies brachte mit seiner Liste von Göttinger Geschäften, die auch einen Online-Shop anbieten, einen Stein ins Rollen – mittlerweile ist seine Liste doppelt so lang, Tendenz weiter steigend. Die Covid-19-Pandemie sorgt auch bei den Göttinger Einzelhändlern für deutliche Veränderungen.
„In normalen Zeiten lag in meinem Geschäft die Quote von Kunden, die online bestellen und die mein Ladengeschäft besuchen, bei 50:50“, sagt Markus Thies. „Doch in diesem Jahr hat sich die Quote auf 80 Prozent online erhöht. Aktuell sind es jetzt 100 Prozent.“ Die Covid-19-Krise hatte ihn neugierig gemacht, und er hatte sich an seinen Rechner gesetzt und recherchiert. „Ich wollte herausfinden, welchen Geschäfte in und aus Göttingen einen Online-Shop anbieten. Denn wir wollen doch alle lieber bei Göttingern einkaufen, die auch hier ihre Gewerbesteuer bezahlen. Das Geld soll in der Region bleiben.“
„Shops wie Tode oder Bremer sehr professionell“
15 Geschäfte umfasste seine Ur-Liste, die er in der Facebook-Gruppe „Göttinger Geschäfte“ postete. „Mir war schon klar, dass das nicht alle waren“, sagt Thies, der sich seit Öffnung seines Geschäfts für Tischtennisartikel immer auch um den Online-Verkauf gekümmert hat. „Mittlerweile sind noch einmal ebenso viele Geschäfte hinzugekommen“, sagt Thies, der die aktualisierte Liste in unregelmäßigen Abständen immer wieder in seinen Blog markus-thies.de stellt.
„Es gibt Göttinger Shops, wie von Tode oder Bremer, die sind sehr professionell. Es gibt aber auch Shops, die noch einige Defizite haben“, sagt Thies. In jedem Fall empfiehlt er, beim Aufbau eines Shops professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. „Pflegen muss ihn dann jeder zumeist im eigenen Haus.“
Das Unternehmen des Vorsitzenden des Kreisverbands Göttingen im Handelsverband Hannover, Alexander Grosse, hat auch einen Onlineshop, eigentlich sogar zwei. „Bei Wiederholdt gibt es einen Shop für Endverbraucher und einen für Geschäftskunden“, sagt Grosse. Bei Endverbrauchern mache der Umsatz weniger als zehn Prozent des Umsatzes aus. „Die Haptik ist in unserer Branche noch sehr wichtig.“
Einen Füller müsse man schreiben und in der Hand halten, Künsterfarben variierten in der Bildschirmdarstellung erheblich, die könne man nur im Geschäft kaufen, sagt Grosse, der aktuell auch Bestellungen via WhatsApp abwickelt. „Im Geschäftskundenbereich ist das etwas anders, jeder weiß, wie ein Leitz-Ordner aussieht oder welche Bleistifte benötigt werden, hier liegen wir aktuell bei etwa 25 Prozent des Umsatzes, Tendenz steigend.“
Trend: Online schauen, offline kaufen
Er sieht auch eine Trend, dass die Kunden sich vermehrt online die Produkte schon anschauen. „Aber den Laden ersetzt es eben nicht, viele suchen erst online und wollen dann das Produkt im Laden sehen und auch anfassen. Und die Menschen sind sehr froh, wenn sie in der Stadt einkaufen können, und es ist ja auch nett in unserer Innenstadt“, sagt Grosse, der auch im Vorstand von Pro-City sitzt. Aber die Arbeit und auch die Kosten für einen Online-Shop seien nicht zu unterschätzen. „Er ist wie eine eigene Filiale zu betrachten, das ist sowohl personal- als auch kostenaufwendig, aber dann sinnvoll, wenn man, wie wir, viele unterschiedliche Produkte im Angebot hat.“
Doch für ebensowichtig hält Grosse das Vorhandensein einer digitalen Visitenkarte, einer gut gepflegten Homepage.2021, sagt Grosse, könne noch herausfordernder werden: „Ich befürchte, dass der Lockdown uns noch länger in Beschlag nehmen wird.“ Dann stünden, wenn auch das Insolvenzschutzgesetz wieder zurückgenommen wird, im Einzelhandel in ganz Deutschland bis zu 50.000 Geschäfte bundesweit vor dem Aus.
Vorreiter in Sachen Onlineshop
Der Inhaber des Haushaltswarenshops Carl Tode, Markus, Reich, ist schon seit Ende des letzten Jahrhunderts mit seinem Onlineshop unterwegs, ein Vorreiter in Sachen Onlineverkauf. Der Name hawato.de sei während eines launigen Abends entstanden und stehe für Haushaltwaren Tode. „Ich sehe den Shop als eine unternehmenserhaltende Maßnahme für die nächste Generation“, sagt Reich. Viele Päckchen verlassen mittlerweile täglich die Prinzenstraße in Richtung Kunden.
Reich arbeitet auch mit Ebay und Amazon. „Aber der Ladenkunde ist ein anderer als der Onlinekunde“, sagt er und spricht vom Laden als einem „kleinen schlagkräftige Kreuzer“.Online sei das anders, im Shop seien 10.000 Artikel gelistet, davon etwa 6000 sofort lieferbar. „Dafür benötigt man ein großes Lager, und den Bestand zu pflegen, das ist viel Arbeit“, sagt Reich: „Der Onlineshop ist ein separater Laden und die Aktivitäten dort sind nicht billiger als ein stationärer Laden, aber wir machen das gerne.“ Reich richtet sich schon darauf ein, dass das Virus noch längere Zeit Einfluss auf das Leben nehmen wird. „Wir planen für 2021 viele Neuerungen – auch digitaler Art, und die Zahl der eigenen Produkte wird erhöht.“
Von Frank Beckenbach
GT/ET