Interview mit Dr. Alfred Benedikt Brendel

In fünf Jahren kann die Göttinger City autofrei sein

Blick in die Jüdenstraße an einem Montag vor 11 Uhr

Blick in die Jüdenstraße an einem Montag vor 11 Uhr

Göttingen. Wie realistisch ist eine autofreie Göttinger Innenstadt? Dr. Alfred Benedikt Brendel, Leiter der Forschungsgruppe „Smart Mobility” am Lehrstuhl für Informationsmanagement der Universität Göttingen antwortet:

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In welchen Städten ist eine autofreie City möglich und sinnvoll?

In glaube, dass das Modell autofreie Stadt grundsätzlich in allen Städten möglich ist - zumindest in Stadtteilen. Autofreie Stadtteile gibt es beispielsweise bereits in Köln-Nippes und in Tübingen. Überall, wo das Auto eigentlich keinen Sinn macht, können solche Zonen funktionieren.

Ist solch ein Konzept also auch in Göttingen umsetzbar?

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Grundsätzlich ja.

Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein?

Es macht nur wenig Sinn, einfach über die Köpfe der Bürger hinweg die Autos mit Pollern auszusperren. Aber an sich hat das Konzept, dass jeder mit einem Diesel oder Benziner direkt in die Innenstadt fährt, ausgedient. Heute sind intelligente Konzepte gefragt.

Dr Alfred Benedikt Brendel

Dr. Alfred Benedikt Brendel

Wie kann solch ein Konzept aussehen?

Das ist immer ein Puzzle aus unterschiedlichen Maßnahmen, nicht nur das Verbot allein. Es müssen Alternativen angeboten werden. Dazu zählen beispielsweise neue, umweltschonende Lieferkonzepte. Die Innenstädte sollen ja weiter attraktive Wohngebiete und Einkaufszonen bleiben – auch für die, die nicht mit dem Auto kommen.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Was heißt das?

Das heißt, dass beispielsweise sperrige Güter, die Kunden in der Innenstadt kaufen, emissionsfrei mit E-Bikes oder anderen E-Fahrzeugen nach Hause ausgeliefert werden. Das funktioniert natürlich nur im Stadtgebiet, nicht bis in die Umlandgemeinden. Es gab bereits Pläne für ein Modellprojekt, bei dem viele Innenstadthändler mitmachen wollten. Die Fördergelder dafür wurden aber leider nicht bewilligt.

Welche Puzzleteile sind noch sinnvoll?

Für die, die aus der Region mit dem Auto kommen, muss es ausreichende Parkmöglichkeiten am Stadtrand und einen vernünftige Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln geben. Car- und Bike-Sharing Systeme sind zudem weitere sinnvolle Bausteine. Letztlich muss man den Menschen eine praktische Alternative zum privaten Auto bieten. Oft gibt es auch Kommunikationsprobleme. Viele Studierende wissen beispielsweise nicht, das im Halbstundentakt ein Zug nach Northeim fährt und in der Nacht der Nachtbus „Nachteule“ verkehrt. Insgesamt werden Digitale Möglichkeiten im ÖPNV noch nicht ausgeschöpft.

Was schlagen Sie vor?

Sinnvoll sind Strategien, wie es sie in Helsinki gibt: ein Flatrate für alle Fortbewegungsmöglichkeiten. Egal ob ich ein E-Bike, den Bus oder elektronische Lieferservices nutze. Ich zahle einmal eine Pauschale und nutze den Mix. Auch die Londoner Oyster-Card geht in diese richtige Richtung.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Wie lang ist der Weg bis zur autofreien Innenstadt?

Das kommt darauf an, wie die Bürger mitgenommen und eingebunden werden. Das wichtigste ist, dass der Mensch mitmacht. Wenn wir alles richtig machen, dann kann in etwa fünf bis zehn Jahren die Göttinger Innenstadt autofrei sein.

Was sagen Handel, Verwaltung und Interessenverbände zur Diskussion um eine autofreie Göttinger City? Mehr zum Thema lesen Sie hier.

Von Britta Bielefeld

Mehr aus Göttingen

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Verwandte Themen

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken