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Nach Angriff auf Journalisten

LKA übernimmt Ermittlungen gegen Neonazis

Nach Neonazi-Angriff auf Journalisten: Landeskriminalamt Thüringen übernimmt Ermittlungen.

Nach Neonazi-Angriff auf Journalisten: Landeskriminalamt Thüringen übernimmt Ermittlungen.

Erfurt / Hohengandern. Das Thüringer Landeskriminalamt hat die Aufklärung eines mutmaßlich rechtsextremistischen Überfalls auf zwei Journalisten in Hohengandern im Eichsfeld am 29. April an sich gezogen. Man habe die Ermittlungen wegen des Verdachtes des schweren Raubes von der bisher zuständigen Landespolizeiinspektion Nordhausen übernommen, teilte die Landesbehörde in Erfurt mit. Nach Auskunft einer Sprecherin seien die Schwere der Tat und überregionale Zusammenhänge der Grund dafür.

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Messerstich ins Bein, Platzwunde am Kopf

Bei dem Überfall sollen die zwei Journalisten aus Göttingen von zwei maskierten Männern gejagt, attackiert, beraubt und verletzt worden sein. Nach Angaben der Anwälte der Opfer soll einer der beiden 26 Jahre alten Männer einen Messerstich ins Bein erlitten haben und der andere eine Kopfplatzwunde durch einen Schlag mit einem Schraubenschlüssel. Die beiden 24-jährigen Angreifer sollen nach Auskunft der Journalisten mit einem schweren Schraubenschlüssel, Messer, Reizgas und Baseballschläger bewaffnet gewesen sein.

Recherche im Umfeld von NPD-Kader Heise

Bei dem Angriff raubten die Täter auch die Kamera- und Fotoausrüstung der Journalisten und demolierten den Wagen der Journalisten. Die Journalisten hatten zuvor zu Recherchezwecken Foto- und Filmaufnahmen vom Grundstück des Thüringer NPD-Chefs Thorsten Heise gemacht, bestätigte inzwischen ihr Anwalt.

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Nach dem Angriff

Nach dem Angriff: Polizei durchsucht Heises Haus und Grundstück.

Bei dem einen Tatverdächtigen soll es sich nach Informationen der Thüringer Allgemeinen aus Polizeikreisen um Heises Sohn handeln. Bei dem zweiten Tatverdächtigen soll es sich nach Tageblatt-Informationen um Gianluca B. handeln. B. hatte 2016 als Kandidat der NPD für den Kreistag in Northeim kandidiert, ist Mitglied im Vorstand der NPD Niedersachsen und soll im Januar 2016 an rechten Krawallen im links-alternativ geprägten Leipziger Stadtteil Connewitz beteiligt gewesen sein. Nach Tageblatt-Informationen wird B. auch die Bildung einer bewaffneten Gruppe vorgeworfen. Im vergangenen Jahr war er deshalb ins Visier niedersächsischer Ermittler geraten.

Verdächtige in T-Shirts der „Arischen Bruderschaft“

Sowohl B. als auch der Sohn Heises waren beim Neonazi-Fest "Schild & Schwert" vor zweieinhalb Wochen in Ostritz, das Thorsten Heise organisiert hatte. Beide waren hier Ordner, die T-Shirts trugen, die mit dem Aufdruck "Sicherheitsdienst Arische Bruderschaft" bedruckt waren. Der Schriftzug rahmte ein Emblem ein, wie es früher eine Grenadierdivision der SS verwendete. Per richterlicher Anordnung zog die Polizei die T-Shirts aus dem Verkehr. Einer der Angreifer auf die Journalisten war mit einem Schal der "Arischen Bruderschaft" vermummt, den es auch in Heises Versandhandel gibt.

Vorwurf der „inkonsequenten Strafverfolgung“

Erst in der vergangenen Woche hatte die Opferberatung Ezra den Ermittlungsbehörden nach dem brutalem Angriff eine "inkonsequente Strafverfolgung" vorgeworfen. Obwohl Fotos der Täter und des Tatortes vorlägen und beide Opfer noch am Tag des Angriffs bei der Polizei ausgesagt hätten, seien die Täter weiterhin auf freiem Fuß, kritisierte Ezra-Beraterin Theresa Lauß. Ungeachtet der Attacken mit Messer und Schraubenschlüssel, bei der die Betroffenen erheblich verletzt wurden, habe die Staatsanwaltschaft entgegen der üblichen Praxis keinen Haftbefehl beantragt, hieß es von der Beratungsstelle in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

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Zeugen gesucht

Das LKA sucht nun nach Zeugen der Attacke auf die Journalisten. Zeugen des Vorfalls können sich auch beim LKA Thüringen unter der Rufnummer 08 00 / 5 89 05 03 melden.

Von Michael Brakemeier (mit DPA und EPD)

GT/ET

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