Neue Anlaufstelle für Hörgeschädigte
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/X4XCI6XI24RSJLZ6AA2C76K3SE.jpg)
Technische Hilfsmittel, Hörtraining oder Cochlea Implantat: Ulrike Wöhler und Karolin Kittner beraten Hörgeschädigte.
© Quelle: Böhm
Göttingen. Die Beratungsstelle gehört zu den Angeboten der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung, von denen es in Göttingen vier mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt. Bundesweit sind 400 EUTB Beratungsstellen vorgesehen, die von verschiedenen Selbsthilfeverbänden getragen werden. Ziel der Beratung ist es, Menschen mit Behinderung die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern. Finanziert werden diese Stellen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Unterstützt vom Deutschen Schwerhörigenbund (DSB) beraten Ulrike Wohlers und Karolin Kittner im Gesundheitszentrum Schiefer Weg Menschen mit Hörbehinderung.
„Wir sind für ganz Niedersachsen zuständig“, erzählt Wohlers, ebenso wie ihre Kollegin Kittner ist sie Betroffene. Die sogenannte Peerberatung ist Prinzip in den EUTB-Stellen. Wohlers trägt selber ein Cochlea-Implantat, Kittner hat Hörgeschädigte in der Familie. Wenn Ratsuchende merken, „hier reden sie mit Selbstbetrofffenen, fühlen sie sich ernst genommen und öffnen sich oft mehr“, sagt Wohlers. Ihr großes Einzugsgebiet meistern Wohlers und Kittner meist per E-Mail. „Wir hatten uns ein Wohnmobil gewünscht, um herumzureisen“, so Wohlers. Das sei allerdings nicht genehmigt worden.
Alltagsleben auf Lautsprache ausgerichtet
Wohlers und Kittner sind Anlaufstelle für alle Fragen von Hörgeschädigten. Allerdings beraten sie keine Gehörlosen. Die Probleme der beiden Gruppen seien zu verschieden, Schwerhörige hätten unter anderen eine andere Biografie als gehörlos Geborene. „Hörgeschädigte sind in der Regel lautsprachlich aufgewachsen“, so Wohlers. Das Alltagsleben sei auf Lautsprache ausgerichtet, die Betroffenen können in der Regel keine Gebärdensprache und Familie und Freunde meist auch nicht. Sie brauchen technische Hilfsmittel.
Hörprobleme würden oft gar nicht als Behinderung angesehen. Sie machten die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben aber oft sehr schwierig. Schon im Kindergarten und in der Schule sei es für die Kinder wichtig gut zu hören ebenso wie für Erwachsene im Berufsleben. Problematisch sei auch der soziale Rückzug in den viele Schwerhörige geraten. Das fange beispielsweise in Pausen im Berufsleben an, erzählt Wohlers. Die Betroffenen bekommen Gespräche nicht mit, ziehen sich zurück.
Bewältigung alltäglicher Probleme
Wichtig sei es daher, sie darin zu unterstützen, zu ihrem Hörproblemen zu stehen. Und den Umgang mit Guthörenden zu üben. Dazu gehöre ein Hörtraining und Strategien zur Bewältigung alltäglicher Probleme. Betroffene sollten beispielsweise im Restaurant darauf achten, wo Lautsprecher sind, wo es zur Küche geht und ihren Sitzplatz möglichst weit entfernt von diesen Geräuschquellen wählen.
Themen in der Beratung sind auch Informationen zum Schwerbehindertenausweis, zu Rehakliniken, technische Hilfen für die Wohnung und den Arbeitsplatz. Und die Begleitung im Entscheidungsprozess hinsichtlich einer Versorgung mit einem Cochlea Implantat oder einem Hörgerät.
Auch wer Anpassungsschwierigkeiten an das Hörgerät hat, kann sich an die Beratungsstelle wenden. „Gerade Ältere tragen die Hörgeräte oft nicht. Es ist aber wichtig, sich daran zu gewöhnen. Das Gehirn braucht den Höreindruck“, so Kittner. Sie beraten deswegen auch Angehörige, damit die ihre schwerhörigen Familienmitglieder unterstützen können. „Angehörige müssen lernen, sich dann durchzusetzen“, so Kittner.
Am 25. Mai wird es einen Aktionstag in der Beratungsstelle geben. Dabei soll es auch um Lärmprävention gehen.
Info
EUTB DSB Beratungsstelle Göttingen, Schiefer weg 6, Telefon 0551 /50334936, E-Mail eutb-ni@schwerhörigen-netz.de.
Von Christiane Böhm
GT/ET