Verräterische Telefongespräche

Prozess gegen mutmaßliche Dealer aus dem Südharz in Göttingen

Symbolbild

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Göttingen/Bad Sachsa. In einem Punkt wich der 27-jährige gelernte Automobilkaufmann von der Einlassung seines gleichaltrigen Mitangeklagten ab. Der zuletzt in Berlin lebende Student hatte am vorherigen Verhandlungstag ausgesagt, dass sie arbeitsteilig agiert hätten. Während er sich vor allem um den Einkauf der Betäubungsmittel gekümmert habe, sei sein Jugendfreund aus Bad Sachsa mit dem Weiterverkauf und der Auslieferung der Drogen befasst gewesen. Diese Angaben seien nicht zutreffend, meinte der 27-Jährige. Vielmehr habe jeder von ihnen einen eigenen Abnehmerkreis gehabt, an den er Drogen verkauft habe.

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Nach Angaben des Angeklagten hatte der Student in Berlin Kontakte zu Drogenhändlern geknüpft. Dieser habe auch die Preisverhandlungen geführt. Er sei dann dreimal mit seinem Freund zu größeren Ankäufen zu den vereinbarten Treffpunkten hingefahren. Bei den Verkaufsgesprächen und der Übergabe der Drogen sei er nicht dabei gewesen, sondern habe im Auto gesessen. Die Betäubungsmittel habe er stets auf Kommission bekommen und erst später den vereinbarten Preis bezahlt, wenn er die Drogen weiterverkauft und entsprechende Einnahmen erzielt hatte. „Ich habe nie eigenes Geld investiert“, sagte der 27-Jährige.

Die Polizei hatte den 27-Jährigen im Januar festgenommen. Spezialkräfte des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) stoppten ihn, als er sich gerade auf der Rückfahrt von Berlin in den Südharz befand. Im Kofferraum seines Autos lagen zehn Kilo Marihuana und einige Gramm Kokain. Die Drogen, die nach Schätzungen der Polizei einen Straßenverkaufswert von rund 100.000 Euro hatten, sollen beide Angeklagte kurz zuvor in Berlin von einem Unbekannten erworben haben.

Die Polizei hatte die beiden 27-Jährigen schon geraume Zeit im Visier gehabt und im Zuge ihrer Ermittlungen auch deren Telekommunikation überwacht. Um zu verschleiern, worum es tatsächlich ging, benutzten die Angeklagten verschiedene Umschreibungen für Drogen. Da wurden dann beispielsweise Hasenbraten geordert, tatsächlich war es „Haze“, eine Cannabis-Sorte mit besonders starker Wirkung. Manchmal ging es auch um etwas „Schnelles“, gemeint war Speed.

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Er habe jeweils einen Teil der gemeinsam beschafften Drogen genommen und unter anderem an diverse Kunden im Südharz verkauft, sagte der 27-Jährige. Seinen Angaben zufolge erzielte er beispielsweise pro Gramm Kokain einen Gewinn von 15 Euro; bei 1000 Tabletten Ecstasy lag die Gewinnspanne zwischen An- und Verkauf bei 200 Euro. Einige seiner Kunden sollen sich ihrerseits als Dealer betätigt und die erworbenen Drogen an Konsumenten weiterverkauft haben. Gegen diese sind ebenfalls Ermittlungsverfahren anhängig. Der Prozess wird in der kommenden Woche fortgesetzt.

Von Heidi Niemann

GT/ET

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