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Vorläufige Bilanz

„Herbsterwachen“: Polizei nimmt mutmaßliche Mülltonnen-Brandstifter fest – und ermittelt wegen Körperverletzung

„Herbsterwachen“ in Göttingen: Sitzblockade der Gegendemonstranten auf der Bürgerstraße an der Mündung zur Lotzestraße.

„Herbsterwachen“ in Göttingen: Sitzblockade der Gegendemonstranten auf der Bürgerstraße an der Mündung zur Lotzestraße.

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Göttingen. Landfriedensbruch, Körperverletzungen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen – bislang hat die Polizei in Göttingen nach der „Herbsterwachen“-Demonstration von Querdenkern, Corona-Leugnern und „Reichsbürgern“ am Sonnabend sowie nach den Gegenprotesten 14 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sieben Tatverdächtige seien bereits ermittelt worden. Bei den beschuldigten Personen handele es sich überwiegend um Göttinger im Alter von 17 bis 72 Jahren, teilte die Polizei am Dienstag mit.

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Diese Zahlen der weiterhin nur vorläufigen Bilanz seien vermutlich noch nicht abschließend. Noch werte die Polizei unter anderem öffentliche Plattformen aus – vor allem in den sozialen Medien, mit Blick auf strafrechtlich relevanter Sachverhalte –, heißt es weiter.

Die Polizei berichtet von zwei Blockadeaktionen auf der Bürger- und der Böttingerstraße durch Gegendemonstranten. In der Bürgerstraße wurde eine Barrikade angezündet. Durch Rauchgas habe ein Polizist leichte Verletzungen erlitten. Hier ermittelt die Polizei wegen Körperverletzung.

Ebenfalls sollen Einsatzkräfte nach Polizeiangaben während des Einsatzes vereinzelt mit Steinen beworfen worden sein. Unbekannte hätten zudem zwei Einsatzfahrzeuge mit Farbe beschmiert und abgestellte Privatfahrzeuge beschädigt.

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Zwei Tatverdächtige ermittelt

Wegen der in Brand gesetzten Müllcontainer und anderen Gegenständen leitete die Polizei Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs ein. Zwei mutmaßliche Tatverdächtige seien von Einsatzkräften ermittelt und vorläufig festgenommen worden.

Nach weiteren Erkenntnissen der Polizei sollten weitere Straßen am Sonnabend blockiert werden, um den „Herbsterwachen-Demozug“ zu behindern. An der Hospitalstraße sei eine Blockade bereits errichtet worden, dort sei zudem eine Metallkette über die Fahrbahn gespannt. An der Ecke zur Nikolaistraße hätten „mutmaßlich Gegendemonstrierende“ eine schmierige Substanz auf der Fahrbahn verteilt. Die Polizei wirft den Unbekannten vor, „erhebliche Personen- und Sachschäden“ in Kauf genommen zu haben.

Auch war zu Beginn der „Herbsterwachen“-Kundgebung im Bereich des Bahnhofs ein Feuerwerkskörper abgefeuert worden. Buschwerk geriet in Brand, die Feuerwehr löschte das Feuer. Auch hier ermittelt die Polizei gegen Unbekannt.

„Herbsterwachen“ in Göttingen

Corona-Leugner, Querdenker und Verschwörungsideologen wollten am Sonnabend auf großer Demonstrationsroute durch Göttingens Straßen ziehen. Rund 400 Teilnehmer w

Ermittlungen gegen Teilnehmer der „Herbsterwachen“-Demo

Ein Teilnehmer der „Herbsterwachen“-Demo soll eine Teilnehmerin der Gegenveranstaltung mit der Hand ins Gesicht geschlagen haben. Gegen ihn laufen nun Ermittlungen wegen Körperverletzung. Weitere Anzeigen gegen Teilnehmer der „Herbsterwachen“-Demo liegen laut Polizei bislang nicht vor. Das schließe auch das Zeigen von verbotenen Symbolen ein. Die Sichtung zugänglicher Medien hinsichtlich strafrechtlich relevanter Sachverhalte sei aber auch hier noch nicht abgeschlossen.

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Rainer Nolte, Leiter Polizeiinspektion Göttingen, verurteilte das Inbrandsetzen von Barrikaden. Das sei in keinem Fall zu tolerieren. Ebenso seien Steinwürfe sowie andere Gewalt gegen Personen und Sachen durch nichts zu rechtfertigen und nicht vom Versammlungsrecht abgedeckt.

„Vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus dem Einsatz vom Samstag werden wir in der Nachbetrachtung über eine Anpassung unserer Einsatztaktik für künftige vergleichbare Einsatzanlässe nachdenken“, erklärte Nolte. Die Polizei war am Sonnabend mit rund 700 Beamtinnen und Beamten, Konfliktmanagern, Dienstpferden und Diensthunden im Einsatz.

Brennende Barrikade: „Herbsterwachen“-Demonstrationszug muss umdrehen

Corona-Leugner, Querdenker und Verschwörungsideologen wollten am Sonnabend auf großer Demonstrationsroute durch Göttingens Straßen ziehen. Rund 400 Teilnehmer waren zum sogenannten „Herbsterwachen“ angereist. Zu einer Gegenkundgebung, zu der das Bündnis gegen Rechts aufgerufen hatte, kamen rund 1500 Teilnehmer. Wenige Minuten, nachdem sich der „Herbsterwachen“-Demonstrationszug in Bewegung gesetzt hatte, sorgten Barrikaden und Sitzblockaden für Verzögerung. Als auf Höhe der Lotzestraße Mülltonnen in Flammen standen, leitete die Polizei den Demonstrationszug der „Querdenker“ um. Doch auch auf der Alternativroute kam der „Herbsterwachen“-Tross nicht weit. Unter lautem Protest drehte der Zug in der Bunsenstraße um und kehrte zum Bahnhof zurück.

Nach Angaben von Verwaltungssprecherin Ute Kretschmann muss zunächst die Stadt Göttingen die Kosten für die durch die brennende Barrikade entstandenen Schäden tragen. Werde der Verursacher identifiziert, müsse dieser die übernehmen. In der Bürgerstraße beträgt der Schaden nach Kretschmanns Angaben rund 1000 Euro für eine provisorische Reparatur. Eine endgültige und dauerhafte Reparatur sei zurzeit nicht möglich. Dazu sein eine Teil- beziehungsweise Vollsperrung erforderlich und das erfordere Vorlauf, so Kretschmann. Nach Stand der Dinge soll die Straße voraussichtlich Ende kommender Woche, 28. und 29. September, provisorisch repariert werden.

GT/ET

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