Schützen finden keinen Oberschaffer
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Beim Schützenfest 2019 wird ein neues Schafferamt bei der Eröffnung auf dem Balkon stehen.
© Quelle: Pförtner
Göttingen. Die Göttinger Bürgerschützen-Gesellschaft von 1392 hat weiterhin keinen Oberschaffer. Beim Delegiertentag am Donnerstagabend im Schützenhaus fand sich niemand, der die Nachfolge des im Oktober zurückgetretenen Harald Grahovac übernehmen wollte.
Grahovac hatte sein Amt zur Verfügung gestellt, nachdem ihm und dem Schafferamt bei der Delegiertenversammlung mit 30 Ja-Stimmen bei 21 Gegenstimmen, aus seiner Sicht das Misstrauen ausgesprochen wurde. In Folge dessen legten auch Schatzmeister Klaus-Uwe Reichelt und Kassenprüfer Klaus Zubeil ihr Amt nieder. Während der Versammlung am Donnerstagabend erklärte dann auch der stellvertretende Oberschaffer Klaus Püttcher, dass er von seinem Amt zurücktritt. "Auch mir wurde mit der Abstimmung bei der Delegiertenversammlung das Vertrauen entzogen", sagte Püttcher. Er habe zuvor viel Zeit in das Amt eingebracht, das ihm viel Spaß gemacht habe. Doch sei durch die Abstimmung Vertrauen verloren gegangen, welches sich nur schwer wieder aufbauen lasse.
Bis Jahresende kommissarisch im Amt
Püttcher bot aber auch an, wenn die Schützen damit einverstanden seien das Amt bis zum Jahresende kommissarisch weiter zuführen. Angesichts der Tatsache, dass sich bislang niemand gefunden hat, der Oberschaffer werden möchte, stimmten die Schützen dafür. Bei der Sitzung am Donnerstag waren 80 stimmberechtigte Delegierten anwesend. Auf die Frage eines Delegierten, ob er bereit sei auch nach dem 31. Dezember weiter zu mache antwortete Püttcher mit Nein, aufgrund des verlorenen Vertrauens.
Nicht mehr handlungsfähig
Bei der Suche nach neuen Mitglieder für das Schafferamt wurde aber auch deutlich, wie schwierig die Situation unter den Schützen ist. Oberschießmeister Rüdiger Fus nannte die derzeitige Situation in der Bürgerschützen-Gesellschaft unerträglich. Durch die Rücktritte sei das Schafferamt eigentlich nicht mehr handlungsfähig und es müsse Ersatz gefunden werden. Der Vorsitzende des Vereins Schützen-Corps Rolf Zimmermann erklärte, dass er es nicht gut findet, dass niemand bereit ist, zu dem was passiert ist zustehen, und einen Vorschlag für das Amt des Oberschaffers habe. Olaf Trümper vom Schützenverein 1924 Freihand Göttingen sagte, dass es keine Absicht gewesen sei, dass die Situation das Ausmaß annehme, was sie jetzt angenommen habe.
Appell an Zusammenhalt
Während der Sitzung kamen auch einige persönliche Dinge zwischen den Schützen zur Sprache und die Situation zeigte sich als ziemlich Verfahren. Michael Wille erhielt für seine Aussage, dass durch die Abstimmung bei der vergangenen Versammlung viel Schaden für die Bürgerschützen-Gesellschaft entstanden sei., viel Applaus. Auch andere Schützen appellierten an den Zusammenhalt der Mitglieder, und dafür, dass Gespräche mit potenziellen Kandidaten für das Amt des Oberschaffers zu führen. Das Amt solle nach Möglichkeit noch vor dem nächsten Schützenfest neu besetzt werden.
Beitragserhöhung beschlossen
Ein weiterer Diskussionspunkt unter den Delegierten war die geplante Beitragserhöhung um einen Euro pro Monat und Mitglied, für die Vereine der Bürgerschützen-Gesellschaft, die im Bürgerschützenhaus schießen. Nach Angaben Püttchers erfolgte die letzte Beitragserhöhung im Jahr 2006. Damals habe die Bürgerschützen-Gesellschaft noch mehr als 1000 Mitglieder gehabt, aktuell seien es aber nur noch 737. Aktuell zahlen die Vereine fünf Euro pro Mitglied und Monat. Bei einer Beitragserhöhung befürchten die Vereine nach eigenen Angaben Austritte, sodass das vorhandene Defizit noch größer werde. Trotz der Bedenken einiger Vereine stimmten die Delegierten mehrheitlich für die Erhöhung.
Trotz aller Probleme konnte Püttcher aber auch eine positive Nachricht überbringen. Für das Schützenfest 2019, das vom 23. Mai bis zum 2. Juni stattfindet, konnte ein Zeltwirt gefunden werden. Der Ablauf solle wie dieses Jahr erfolgen. Das heißt, am Freitag, 24. Mai, erfolgt die Proklamation des neuen Königshauses. Und am Montag, 27. Mai, ist das traditionelle Schützenfrühstück.
Von Vera Wölk