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„Keiner soll einsam sein“

Tageblatt-Weihnachtshilfe KSES wirkt auch „am Rande der Gesellschaft“

Von der Straso Göttingen gibt es Hilfe für Menschen, die auf der Straße leben.

Von der Straso Göttingen gibt es Hilfe für Menschen, die auf der Straße leben.

Göttingen. „Die Menschen, denen wir Spenden von ,Keiner soll einsam sein’ vermitteln, sind im wahrsten Sinne mittellos“, sagt Mike Wacker. Der Leiter der Straßensozialarbeit (Straso) Göttingen vergibt jedes Jahr Spenden aus dem Topf der Tageblatt-Weihnachtshilfe. Sie sollen Bedürftigen zukommen. Die Straso ist dafür eine gute Adresse. „Wir haben ja ausschließlich Klienten, die am Rande der Gesellschaft leben und finanziell schlecht dastehen“, beschreibt es Wacker.

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KSES-Spenden sind für solche existenziellen Notlagen vorgesehen, wenn kein Amt zahlt und die Menschen ohne jeden Cent dastehen würden. „Wir und die Klienten sind immer super dankbar für diese Spenden“, sagt Wacker. Denn es gebe viele, die sie brauchten. Da sind zum Beispiel die Menschen, die keinen Anspruch auf Leistungen des Staats haben – „Menschen aus dem EU-Ausland, die zum Arbeiten hergekommen sind, aber das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr können“, nennt Wacker ein Beispiel. Sie lebten dann auf der Straße, wüssten nicht wohin.

Warmes Essen, Arzt und Reden bei der Straso Göttingen

Tagsüber können die Betroffenen die Angebote der Straso nutzen: ein warmes Mittagessen, medizinische Behandlung durch einen ehrenamtlichen Arzt, die Kleiderkammer oder einen Plausch mit den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern. Die gehen auch selbst los und suchen wohnungslose Menschen auf. Dabei treffen sie auf Durchreisende und Menschen, die schon länger auf der Straße leben – und die Geld für das nötigste brauchen.

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Der Leiter der Straßensozialarbeit Mike Wacker freut sich über jede Spende an „Keiner soll einsam sein“ und damit auch sein Klientel.

Der Leiter der Straßensozialarbeit Mike Wacker freut sich über jede Spende an „Keiner soll einsam sein“ und damit auch sein Klientel.

Bei der Stadt Göttingen können sich Wohnungslose einen Tagessatz abholen, berechnet auf Hartz-IV-Grundlage. Um die 15 Euro seien das am Tag, sagt Wacker. Aber nur drei Tage am Stück gehe das ohne Antrag auf dauerhafte Unterstützung, am vierten stünden sie erneut ohne alles da. Bis der Antrag genehmigt werde und die erste Zahlung komme, vergingen meist zwei bis drei Wochen. „Dann geben wir ihnen ein bisschen Geld, damit sie etwas zu essen kaufen können.“ KSES als Überbrückung – aber nur im Notfall.

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KSES-Spenden werden nicht einfach so vergeben

Der Grundsatz: Erst schauten sich die Sozialarbeiter mit der Person an, welche Schritte sie selbst gehen könnte – Anträge für Hilfe vom Staat beispielsweise. Dann werde besprochen, ob Freunde oder Bekannte vielleicht aushelfen könnten. „Wenn wir die Nachweise geprüft haben, die Person alles in ihrer Macht stehende versucht hat, es schon der 20. des Monats ist und die Person sonst nichts zu essen hätte, dann bekommt sie von uns das Geld“, sagt Wacker. „Von uns“ heißt in diesem Fall nicht von der Straso, sondern von den Spendern.

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Vorher greift die Straso auf ihr Netzwerk in der Region zurück. Zusammen mit der Bahnhofsmission, die wie die Straso eine Einrichtung des Diakonieverbands im evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Göttingen ist, beschaffen die Sozialarbeiter beispielsweise Fahrkarten für Menschen, die dringend zu einem Facharzttermin nach Kassel müssen. Für Menschen, die bei der Tafel Göttingen Lebensmittel beziehen wollten, sich aber nicht die zehn Euro pro Quartal leisten konnten, habe KSES auch schon mal diese Zahlung übernommen.

Kleine Summen mit großer Wirkung

Bitter wird es, wenn ein Klient gerade seine Hartz-IV-Zahlung bekommen hat, alles abhebt und sein Portemonnaie verliert. „Beziehungsweise bestohlen wird“, so Wacker. Das komme vor. Auch, dass Anträge auf Aufstockung unerwartet abgelehnt würden – und das, wenn man schon einen Ersatz für die kaputte Waschmaschine bestellt habe. Aber die kleinen Summen machten die Masse aus im Straso-Umfeld: „Wenn wir jemand beim Streetworken treffen, der sagt, dass er beim Betteln heute nichts bekommen hat, dann kaufen wir ihm mal ein Brötchen“, erklärt Wacker, „aber zum Anträge ausfüllen muss er dann am nächsten Tag in die Tilsiter Straße kommen“.

Obwohl auch die Straso als eine der Institutionen, die KSES-Spenden an die Menschen bringt, auf Langfristlösungen setzt, seien die Spenden ein sehr gutes Hilfsmittel, um kurzfristig Not zu stillen. „Wir brauchen immer wieder einen kleinen Betrag“, sagt Wacker. Zwei Kollegen entschieden jeweils, wer eine solche Spende bekommen soll. „Ich bewundere die Menschen auch dafür, wie sie durchhalten“, sagt Wacker über die Klienten. Wenn nichts mehr geht, gebe es KSES.

So kann man anderen Bedürftigen helfen

Spenden an „Keiner soll einsam sein“ sind möglich an folgende Kontonummern (Empfänger ist „Keiner soll einsam sein e.V.“):

Sparkasse Göttingen: DE 78 2605 0001 0000 0004 22

Sparkasse Duderstadt: DE 94 2605 1260 0000 7711 88

Volksbank Kassel Göttingen: DE72 5209 0000 0043 0425 05

Volksbank Mitte: DE72 5226 0385 0005 0535 44

Weitere Informationen zur Tageblatt-Hilfskation finden Sie online unter gturl.de/kses.

GT/ET

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