Wie prüfen Banken und Sparkassen Echtheit?
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Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
© Quelle: Christoph Oppermann
Göttingen. Wie genau prüfen Geldinstitute zum Kauf angebotenes Gold? Eine Antwort von der Sparkasse Göttingen gibt es dazu nicht. Man verweist auf das laufende Gerichtsverfahren, in dem man als Nebenkläger auftritt, und hüllt sich in Schweigen. "Wir können Ihr Interesse an diesen Detailaspekten selbstverständlich nachvollziehen, sind aber zumindest momentan angehalten, Rücksicht auf den weiteren Verlauf der juristischen Auseinandersetzung zu nehmen", erklärte Sparkassensprecher Frank Sickora am Dienstag gegenüber dem Tageblatt.
Andere Kreditinstitute schildern hingegen bereitwillig ihren Umgang mit Edelmetall. Ganz kurz zusammengefasst: Alle lassen das angebotene Gold extern prüfen.
Tipps zur Goldbewertung
Wer sich nicht sicher ist, ob das Gold in seinem Besitz hält, was der Stempel verspricht, der sollte es bei „drei bis vier Anbietern” schätzen lassen. Das rät Andreas Gernt von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Wer Gold verkaufen möchte, sollte den Juwelier seines Vertrauens, mehrere Goldankäufer oder auch Geldinstitute um Rat fragen. „Verlässliche Anbieter stellen auch Zertifikate aus”, so Gernt. Hat man den Verdacht, erworbenes Gold könne nicht echt sein, sollte man sich an den Verkäufer wenden. Vertrauenswürdig sei auch die Degussa. Auf deren Website gibt es viele Tipps rund ums Thema: degussa-goldhandel.d
„Edelmetalle die der Commerzbank zum Ankauf angeboten werden, werden grundsätzlich zur Prüfung durch die zentrale Sorten- und Edelmetallkasse der Bank entgegengenommen“, sagt der Leiter der Niederlassung Göttingen, Bernd Korte. Die Commerzbank kaufe Gold nur von Kunden ihres eigenen Instituts an. In Kurzform: „Gold annehmen, quittieren, prüfen.“ Korte: „Die Kontodaten des Kunden werden vermerkt, der Kunde erhält mit seiner Bestätigung den Schalterankaufskurs, die Edelmetalle werden an die Prüfstelle gegeben.“ Nach der Prüfung auf Echtheit werde dem Kunden der aktuelle Gegenwert auf seinem Commerzbank-Girokonto gutgeschrieben.
Käufe nur von Kunden
Auch die Deutsche Bank in Göttingen wie auch anderswo kauft Gold - in Barrenform oder bestimmte Goldmünzen - „grundsätzlich nur im Rahmen bestehender Kundenverbindungen an, erklärt ein Sprecher der Bank. „In diesem Fall wird das Gold von uns vorläufig Inkasso genommen, das heißt, zunächst treuhänderisch angenommen, und eine Echtheitsprüfung bei einem externen Dienstleister wird veranlasst.“ In der Regel werde der Gegenwert nach einer Prüfung auf Echtheit nach etwa einer Woche dem Kundenkonto gutgeschrieben. Auch wegen dieser Vorgehensweise seien Ankäufe von Falschgold bisher nicht vorgekommen.
Mit Ausnahme der Sparkasse Göttingen verfahren die anderen Sparkassen in der Region sehr ähnlich wie Commerzbank und Deutsche Bank. Gernot Bollerhei, Sprecher der Sparkasse Northeim: „Wir kaufen kein Gold an vor einer Prüfung durch unseren Partner, die Bayerische Landesbank.“ Resultat: bisher nicht ein einziger Vorfall wie bei der Göttinger Sparkasse.
Gutschrift erst nach Prüfung
Die Sparkasse Hann. Münden schickt angebotenes Gold an die Landesbank, die Nord LB. „Wir haben keine eigenen Edelmetallbestände“, sagt Sprecherin Claudia Heise. „Eine Gutschrift gibt es erst nach einer positiven Überprüfung.“
Die Sparkasse Duderstadt, sagt deren Sprecher Elmar Thiele, „handelt nicht selbst mit Gold und Edelmetallen. Wir sind beim An- und Verkauf in der Vermittlerrolle zur Landesbank“. Wer Gold in die Filiale bringe, erhalte eine Quittung, „und wir reichen das Edelmetall an die Landesbank weiter. Nach der Prüfung dort erfolgt die Gutschrift von der Landesbank auf das Kundenkonto.“ Die Sparkasse Duderstadt habe keine eigenen Prüfmechanismen.
Landesbank prüft
Die Sparkasse Osterode arbeitet beim Goldankauf ebenfalls mit der Landesbank zusammen, an die angebotenes Gold geschickt werde, sagt Vorstand Uwe Maier: „Über den Ankauf der Edelmetalle entscheidet die Nord/LB. Bei einer positiven Bewertung erhält der Kunde eine Gutschrift auf sein Konto.“ Die gleiche Antwort gibt die Sparkasse Bad Sachsa. Bei keiner der befragten Sparkassen habe es einen Falschgold-Fall wie bei den Göttinger Kollegen gegeben, erklären alle Sparkassen-Sprecher.
Wer bei der Volksbank Kassel/Göttingen Gold verkaufen möchte, gibt das Edelmetall ab, erteilt einen Verkaufsauftrag und erhält eine Quittung, sagt deren Sprecher Peter Mühlhaus. Dann sende die Bank das Gold an die Reisebank AG in Frankfurt, wo es geprüft werde. Erst danach erhalte der Kunde das Geld.
„Verschiedene Prüfungen“
Beim Ankauf von Gold und anderen Edelmetallen in der Volksbank Mitte (Duderstadt) durchlaufe das angebotene Metall „verschiedene Prüfroutinen“, sagt Volksbank-Sprecher Florian Hartleib. Zu Details wollte sich die Volksbank nicht äußern. Nur von eigenen Kunden werde Gold angekauft. Einen Falschgold-Ankauf wie bei der Sparkasse Göttingen habe es bisher bei ihnen nicht gegeben, versichern beide Volksbanken.
Über den Göttinger Betrugsfall wird mittlerweile bundesweit berichtet, beispielsweise am Montag in RTL aktuell. Landrat Bernhard Reuter (SPD), Vorsitzender des Verwaltungsrats der Göttinger Sparkasse und damit deren Chefaufseher, möchte sich nicht zu den dortigen Falschgold-Ankäufen äußern. Ulrich Lottmann, Sprecher der Kreisverwaltung: "Für Fragen des laufenden Geschäftsbetriebs ist der Vorstand zuständig."
Von Matthias Heinzel, Rüdiger Franke und Markus Scharf