30 Jahre Freie Kunstakademie Obernjesa
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Mit eigenen Arbeiten vor den Bildern ihrer Kursteilnehmer: Michael Melchior und Karin Handke.
© Quelle: Peter Heller
Obernjesa. Melchior und Handke haben in Kassel Kunst studiert. Nach dem Studium stand die Frage an, "wie verdienen wir Geld", erzählt Handke von den Anfängen der Akademie. Ausstellungsmöglichkeiten für ihre Werke waren damals erst einmal schwer zu finden. Da kam das Haus in Obernjesa, das Handke von ihrem Vater erbte, ganz recht. Kunstkurse geben, Studenten auf die Hochschule vorbereiten und daneben die eigene Kunst weiter zu entwickeln, das war der Plan. Handke, die ein paar Jahre vor ihrem Mann fertig war, betrieb die Akademie in der ersten Zeit allein.
Seitdem geben die beiden jeden Tag in der Woche einen drei- bis vierstündigen Kurs. Teilnehmen kann jeder. „Wir holen jeden da ab, wo er steht“, sagt Melchior. Fragen Einstellungen und Wünsche ab. Zunächst aber stehen dann die Basics an. Dass jemand von Anfang an abstrakt malen will, „sehen wir nicht so gern“, sagt Handke. Die beiden lassen die Teilnehmer in der Regel mit Stillleben beginnen. Da lerne man mit Licht und Schatten zu arbeiten, mit Farbe umzugehen, den Raum zu beschreiben und den Blick für Raum. Einige Teilnehmerinnen sind den beiden schon seit 30 Jahre treu, Cora Creutzfeld beispielsweise und Heidi Koch.
Schnelle Skizzen
Zum Kursangebot gehören Skizzieren, Zeichnen, Aquarellieren und Ölmalerei. In Workshops können Fortgeschrittene auch Aktzeichnungen oder Landschaftsstudien angehen. Auch Mappen für die Aufnahmeprüfung an einer Kunsthochschule erarbeiten Melchior und Handke auf Wunsch mit Teilnehmern. Darunter waren Mappen für Goldschmiede, Grafik, Architektur und Malerei. 75 werden es in den Jahren wohl gewesen sein, sagt Handke. Melchior und sie üben mit den Bewerbern beispielsweise schnelle Skizzen und exaktes Zeichnen. Und machen ihnen klar, dass bei der Auswahl der Werke für die Mappe die Entstehung einzelner Motive zu sehen sein soll.
Lange Jahre hat diese Kombination aus Kursprogramm und eigener Arbeit funktioniert. In den nächsten Monaten aber werden die beiden ihre Kursstruktur umstellen. Aus den wöchentlichen Kursen sollen verstärkt Wochenendkurse werden. Spaß mache ihnen die Arbeit mit ihren Schülern immer noch sehr. Aber beiden bleibt zu wenig Zeit für ihre Kunst. „Ich will wieder freier sein“, sagt Handke, „ich muss mehr in mein Atelier.“ Handke wird sich ganz aus dem Unterricht zurückziehen.
Ausstellung in Kassel
Beide haben sich für die Kunstmesse in der Documentahalle am 6. und 7. Oktober beworben und wurden von der Jury angenommen. 91 Künstler zeigen auf dieser vom Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler, Regionalverband Kassel-Nordhessen, organisierten Ausstellung ihre Werke. Bei der Vorbereitung auf die Ausstellung sei ihnen schmerzlich bewusst geworden, dass für ihre eigene Kunst zu wenig Zeit bleibt. Melchior beschäftigt sich momentan mit Grafik, Handke wählt als Motive dynamische Farbflächen.
Am Sonnabend, 8. September, wird die jährliche Ausstellung der Bilder der Teilnehmer eröffnet und das Jubiläum gefeiert. Ab 18 Uhr sind die Räume in der Dramfelder Straße 4 geöffnet. Musik kommt vom Duo Bernd Lünser und David José Paz.
Offene Ateliers
An der Aktion Offene Ateliers im Landkreis beteiligt sich die Kunstakademie am 8. und 9. September und am 15. und 16. September.
Von Christiane Böhm