Campingplatz Braunlage

Wintercampen im Harz für Hartgesottene

Dauercamper Robert Steinruck mit Hündin Lilli. Das Gespann wohnt seit einiger Zeit dauerhaft auf dem Campingplatz.

Dauercamper Robert Steinruck mit Hündin Lilli. Das Gespann wohnt seit einiger Zeit dauerhaft auf dem Campingplatz.

Braunlage. Es ist Mitte Dezember, morgens um elf. Es nieselt und seichter Nebel umhüllt den Campingplatz in Braunlage. Das Wetter zeigt sich wie so oft zu dieser Jahreszeit im Harz nicht von seiner besten Seite. Doch Inhaber Harry Derksen, der Mann mit dem blau-weiß-rotkarierten Holzfällerhemd und dem braunen Indiana-Jones-Hut, der den Platz seit 2014 mit seiner Frau Bernadette betreibt, ist bester Laune und bereits seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. Denn selbst im Winter herrscht auf dem Campingplatz Hochbetrieb.

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Gerade möchte ein Pärchen mit Hund auschecken und später haben sich noch einige neue Wintercamper angesagt. „Es gibt immer etwas zu tun“, so Derksen, der ursprünglich aus Vorden, einem kleinen Städtchen in den Niederlanden nahe der deutsch-niederländischen Grenze stammt. Bereits zuvor führte er sechs Jahre lang als Pächter einen Campingplatz in Österreich. „Als der Pachtvertrag 2014 auslief, haben wir uns dazu entschieden, selbst einen Campingplatz zu kaufen“, erzählt er. Über ein Maklerangebot sei die Wahl schließlich auf Braunlage gefallen. „Wir sind hier auf jeden Fall heimisch geworden und fühlen uns richtig wohl. Doch bevor wir damals loslegen konnten, war noch so einiges zu tun, denn der Campingplatz war sehr heruntergewirtschaftet“, erzählt er.

Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Auf vier Terrassen verteilen sich rund 250 Stellplätze mit 16-Ampere-Stromanschluss. Es gibt moderne, sanitären Anlagen, geräumige Duschen, einen Abwaschraum mit Mikrowelle und Kochgelegenheit sowie Waschmaschine und Trockner. Auch für Familien und Schulgruppen wird viel geboten. Es gibt einen Kinderspielplatz und einen Angelteich sowie eine separate Zeltwiese mit Grillplatz. Zudem lockt die Waldgaststätte „Am Campingplatz“ von Olaf Wortmann und Nicole Heindorf mit gutbürgerlicher Küche.

Jeden Morgen bieten Derksen und seine Frau auf Vorbestellung auch einen Brötchenservice direkt an den Wohnwagen an. Und natürlich steht Harry Derksen den Campern bei Problemen rund um die Uhr mit Tipps, Tricks und Informationen zur Seite.

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Herzlichkeit kommt gut an

Die Herzlichkeit und das Engagement der Campingplatzbetreiber aus den Niederlanden kommt an und hat sich herumgesprochen. Die Gäste kommen nicht nur aus Deutschland, sondern mittlerweile von überall her, sogar aus Nordeuropa, zum Beispiel aus Norwegen, Schweden, Finnland oder Dänemark, aber auch aus den Niederlanden. „Campen liegt voll im Trend, auch im Winter und das, obwohl in den letzten Jahren nicht immer so viel Schnee lag“, so Derksen. Denn die Kunstschnee-Piste am Wurmberg in Braunlage gebe zumindest in puncto Abfahrtsskisport eine hundertprozentige Schneegarantie.

In den letzten Jahren habe vor allem auch die Anzahl der Wohnmobilisten stark zugenommen. Die größten Campergruppen kämen zwar aus Deutschland, doch Platz zwei belegen noch immer die Niederländer, dicht gefolgt von den Dänen. „Neben den vielen Touristen, die oft nur für ein paar Tage zum Zelten während ihres Urlaubs in den Harz kommen, haben wir auf dem Campingplatz auch viele Saisoncamper und zahlreiche Dauercamper“, so Derksen.

Einer von ihnen ist Robert Steinruck mit seinem Mischling Lilli. Als ehemaliger Soldat bei der Bundeswehr ist er raues Wetter gewöhnt. „Früher hieß es Biwak, heute eben Camping“, scherzt der Mann mit der quietschorangefarbenen Winterjacke und der blauen Pudelmütze. „Bislang hatten wir sogar noch Glück mit dem Wetter. Die Herbststürme sind um Braunlage herumgezogen und es gab Gott sei Dank auch kein Hochwasser.“ Seit gut fünf Jahren wohnt Steinruck mit Lilli fast ganzjährig auf dem Campingplatz von Harry Derksen in Braunlage. Seine Leidenschaft fürs Campen sei bereits in seiner Kindheit entstanden. „Mit meinen Eltern bin ich als Kind viel im Urlaub zum Camping gefahren. Ich glaube bei meiner ersten Tour mit dem Campingwagen, war ich ein halbes Jahr alt“, erzählt er stolz. Damals sei Camping allerdings noch richtig günstig gewesen. „Heute ist das leider nicht mehr überall der Fall“, bedauert er.

Auf den Campingplatz und auf den Wohnwagen sei er 2013 zufällig während eines Urlaubes in Braunlage aufmerksam geworden. „Ich entdeckte ein Schild mit der Aufschrift ‘Wohnwagen zu verkaufen’ und da konnte ich einfach nicht widerstehen“, erzählt er mit einem Lächeln. Das Wohnen, die Atmosphäre und die angenehme Gemeinschaft auf dem Campingplatz in Braunlage haben ihm schließlich so gut gefallen, dass er zum Dauercamper wurde. „Ich bin nur noch selten daheim in Bamberg, mein Wohnwagen ist mein zweites Zuhause.“

Als Dauer- und Wintercamper müsse man natürlich ein paar wichtige Eigenschaften mitbringen. „Natürlich musst Du Lust auf das Campen im Wohnwagen haben und körperlich fit sein“, meint Steinruck. Doch das ergäbe sich von selbst. „Denn beim Camping verbringe ich viel Zeit mit Lilli im Freien an der frischen Luft, zum Beispiel beim Spazieren gehen oder Wandern. Und im Winter musst Du natürlich kälteresistent sein. Im letzten Jahr gab es eine Woche lang richtig viel Schnee mit Minusgraden von bis zu 23 Grad.“

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Darüber hinaus sollte man mit der Technik des Wohnmobils vertraut sein. „Doch das kommt mit der Campingerfahrung“, so Steinruck. „Irgendwann weißt Du genau, welchen Knopf Du für was zu drücken hast.“ Schön seien auch die Hilfsbereitschaft und der gegenseitige Erfahrungsaustausch unter Campern. Vor drei Jahren sei einmal ein Camper mit einem Phoenix, einem eher luxuriösen und modernen Wohnmobil auf den Campingplatz gekommen, der sich überhaupt nicht mit der Technik auskannte und dachte, dass seine Heizung defekt sei. „Da habe ich mir die Gebrauchsanweisung geschnappt und festgestellt, dass nur Wasser aufgefüllt werden muss und so war das Problem ruckzuck aus der Welt geschafft“, so Steinruck. „Wir helfen uns grundsätzlich gegenseitig, bei uns wird niemand im Regen stehen gelassen.“ Natürlich sei eine entsprechende Winterbereifung für das Wohnmobil im Winter im Oberharz Pflicht. Viele Campingneulinge kämen jedoch selbst im Winter mit Sommerbereifung in den Harz. Da seien Schwierigkeiten vorprogrammiert. „Und natürlich musst Du auch das Spartanische mögen“, so der Dauercamper. „Ich selbst habe zum Beispiel keine eigene Dusche im Wohnwagen.“ Er nutze grundsätzlich die Gemeinschaftsduschen und ebenso die sanitären Anlagen des Campingplatzes. „Für mich ist das praktisch, so brauche ich im Winter auch bei Minusgraden kein Wasser auffüllen oder die Toilette entleeren.“

Auf die Frage, ob er sich nicht manchmal ein wenig einsam in seinem Wohnwagen fühle, entgegnet Steinruck: „Keinesfalls, denn auf dem Campingplatz bist Du nie allein. Es ist immer wer da, mit dem Du plaudern kannst.“ So hätten sich auch schon einige langjährige, gute Freundschaften ergeben. Natürlich gebe es auch Camper, die sich eher abschotten. Doch das komme selten vor. „Die meisten Camper sind eher aufgeschlossene, lustige Leute, mit denen Du eine Menge Spaß haben kannst. Und mit Herrn Derksen und seiner Frau Bernadette habe ich zwei tolle Platzwarte, die sich um alle meine Belange kümmern.“ Im Gaslager könne er alle paar Tage seine Gasflasche gegen eine volle austauschen lassen. „Im Winter hält nämlich die Gasflasche oft nur zwei Tage, da ich ja die ganze Zeit die Heizung im Wohnwagen anhabe.“

Besonders gefalle Steinruck am Campingplatz in Braunlage, dass auf dem Platz auch Hunde erlaubt sind. Und auch die Umgebung sei für Hundehalter und ihre Vierbeiner ein Paradies. Auch für Familien mit Kindern werde in der Region viel geboten. Es gebe zahlreiche tolle Ausflugsziele, zum Beispiel den Hexentanzplatz in Thale, den Baumwipfelpfad in Bad Harzburg oder die Tropfsteinhöhlen in Rübeland. Und auf dem Campingplatz gebe es auch ein „Husky Camp“, wo Camperfamilien auf Anfrage Huskys streicheln oder ein richtiges Husky-Ranch-Abenteuer erleben können, wenn der Eigentümer Andree Morth von Marathonhund aus Fulda mit seinen Huskies vor Ort ist. Im Harz könne man außerdem toll Fahrradfahren. „Ich nehme allerdings gerne das E-Bike, denn hin und wieder sind schon einige Hügel zu erklimmen“, meint Steinruck. Zudem gebe es rund um Braunlage viele schöne Wanderwege.

Eine tolle Möglichkeit den Harz und seine wunderschöne Landschaft zu entdecken, sei auch die Harzer Wandernadel. „Wenn Du an den einzelnen Stempelstellen der Wanderrouten regelmäßig deine Wanderziele im Stempelheft abstempelst, kannst Du Dir eine der drei Plaketten der Harzer Wandernadel in gold, silber oder bronze erwandern. Das wollte ich schon lange in Angriff nehmen“, so Steinruck.

Auch wenn das Wetter mittlerweile in Dauerregen umgeschlagen ist, Vierbeiner Lilli möchte Gassi gehen und wartet bereits sehnsüchtig im Wohnwagen, als Robert Steinruck die Tür zu seinem Campingwagen öffnet. „Beim Camping gibt es kein schlechtes Wetter“, spaßt er „nur die falsche Kleidung.“ Und schon ist er mit Lilli im strömenden Regen verschwunden.

Von Inken Paletta

GT/ET

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