Hannover bekommt neues Beratungsangebot für beschnittene Frauen
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EOSNSJRGVSVSDGUI3NVVGGLUYY.jpg)
In manchen afrikanischen Ländern liegt die Zahl der beschnittenen Frauen und Mädchen bei 90 Prozent, sagt „Baobab“-Geschäftsführer Kass Kassidi.
© Quelle: dpa
Hannover. Hannover bekommt eine offene Anlaufstelle für Opfer von Genitalverstümmelung. Das Projekt „Mouharaba“ (arabisch für „sich gegen etwas auflehnen“) ist bei dem Verein „Baobab – Zusammenleben e.V.“ angesiedelt, einer gemeinnützigen Organisation am Georgswall 3, die sich seit 2015 für Gesundheit und Teilhabe afrikanischer Migranten einsetzt. Ehrenamtliche des Vereins kümmern sich nach Angaben von Geschäftsführer Kass Kassidi schon länger um beschnittene Frauen, helfen ihnen bei der medizinischen Versorgung und bei psychischen Problemen. Künftig werden sie von der hannoverschen Stadtverwaltung mit 8000 Euro jährlich unterstützt. Das hat jetzt der Verwaltungsausschuss einstimmig beschlossen. „Was für die meisten Deutschen ein afrikanisches Problem ist, findet auch hierzulande statt“, sagt Hülya Iri, integrationspolitische Sprecherin der SPD: „Die betroffenen Frauen brauchen Hilfe.“
Etwa 50 Frauen aus der Region habe man seit der Vereinsgründung aktiv begleitet und bei Schwangerschaften, Geburten beratend unterstützt, sagt Kassidi. Allein 150 beschnittene Frauen seien dem Verein bekannt, die Dunkelziffer liege aber weitaus höher. In afrikanischen Ländern wie Somalia, dem Sudan oder Eritrea liege die Zahl der beschnittenen Frauen bei etwa 90 Prozent, sagt Kassidi. Er schätzt, dass mindestens 1000 Betroffene in der Region Hannover leben. Die ehrenamtlichen Berater bei „Mouharaba“ seien allesamt afrikanische Migranten oder Deutsche afrikanischer Herkunft. Das senke bei den betroffenen Frauen in der Beratung die Schwellenängste.
Opfer einer Genitalverstümmelung können sich wochentags zwischen 10 und 14 Uhr unter der Nummer (0511) 71308156 bei dem Projekt „Mouharaba“ melden. Dienstags und donnerstags gibt es vor Ort in den Räumen von „Baobab“ ein offenes Beratungsangebot.
Von Jutta Rinas