Hannoveraner absolviert 427-Kilometer-Ultra-Marathon
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Sogar Zeit für ein Selfie: Extremsportler Jens Wackerhagen (40) läuft beim Ultra-Marathon 429 Kilometer durch England.
© Quelle: Wackerhagen
Hannover. Jens Wackerhagen hat es geschafft: Der Extremsportler aus Hannover hat bei einem der härtesten Rennen Europas den dritten Platz erkämpft. Sieben Tage hätte der 40-Jährige gehabt, um 429 Kilometer von England nach Schottland zu laufen. Wackerhagen machte die Strecke in viereinhalb Tagen, mit nur acht Stunden Schlaf. Das Montane Spine Race ist ein Ultra-Marathon, auf der Strecke können die Läufer in Hütten zur Ruhe kommen und müssen bestimmte Checkpoints erreichen. Anfang des Jahres war Wackerhagen schon einmal bei dem Rennen angetreten, kurz vor dem Ziel aber zusammengebrochen. Er verlor dabei seine Nahrung, konnte seine Körpertemperatur deshalb nicht mehr regulieren und unterkühlte – die Ärzte nahmen ihn aus dem Rennen.
„Eine absolute Hitzeschlacht“
„Die offene Rechnung, die ich deshalb hatte, ist beglichen“, sagt Wackerhagen, der OP-Pfleger im von Diakovere betriebenen Henriettenstift ist. Das Rennen diesmal zu beenden sei für den 40-Jährigen ein sehr schönes Erlebnis gewesen. „Es war eine absolute Hitzeschlacht“, beschreibt Wackerhagen das Rennen. Völlig unüblich für den englischen Sommer hatten die Läufer tatsächlich täglich gegen die Sonne zu kämpfen, die auf sie niederbrannte. „Aber wenn die Westsonne am Himmel stand oder man um 2 Uhr nachts durch die wunderschöne Landschaft laufen konnte und der Vollmond schien, waren das unbeschreibliche Momente“, sagt Wackerhagen.
Das Montane Spine Race sieht Wackerhagen nicht als Wettkampf. „Es ist eher eine spirituelle Reise für mich, und ich laufe natürlich für die Spenden“, erklärt der 40-Jährige. Vor drei Jahren hat er das Projekt unter dem Titel „Jens rennt“ ins Leben gerufen. Er sammelt mit seinen Läufen Spenden, damit Kinder mit Klumpfüßen im Henriettenstift operiert werden können und danach selbst laufen lernen können. „Es war keine Competition und trotzdem wurde ich mit dem dritten Platz belohnt“, sagt Wackerhagen zufrieden.
Nach 109 Stunden am Ziel
Auch wenn er bereits nach 109 Stunden in Schottland über die Zielgerade lief – auf dem Weg nahm der 40-Jährige sich Zeit für lange Gespräche und Begegnungen mit Wanderern. "Ich habe mich mit vielen Menschen unterhalten, einige haben mich online sogar per GPS getrackt und verfolgt, wo ich mich gerade aufhalte", sagt der 40-Jährige. Der Rückhalt sei beeindruckend gewesen. 3500 Euro Spenden seien mit dem Rennen zusammen gekommen. Viele Engländer hätten Anfang des Jahres mitbekommen, dass er das Rennen kurz vor dem Ziel abbrechen musste, obwohl er bestens in der Zeit lag. "Eine Frau, die ich getroffen habe, hat mich in ihr Haus auf einen Salat eingeladen – das war total schön", sagt der 40-Jährige.
Zwischen Kilometer 300 und 370 wurde es emotional für die OP-Fachkraft. „Das war der Bereich, in dem ich Anfang des Jahres gemerkt habe, dass es problematisch für mich wird“, sagt Wackerhagen. Er hatte sich stundenlang durch hüfthohen Schnee und ein Moor kämpfen müssen. Widrigkeiten, die der 40-Jährige als „ungemütlich“ beschreibt. „Jetzt im Sommer, habe ich gesehen, wo ich eigentlich hätte langlaufen müssen. Da ist mir noch einmal bewusst geworden, wie gefährlich die Situation im Winter für mich war“, sagt Wackerhagen. Zehn Kilometer vor dem Ziel seien bei Wackerhagen dann die Tränen gelaufen. Hier hatte vor einem Jahr sein Körper aufgegeben. Für die zehn Kilometer hätte er noch ganze 28 Stunden Zeit gehabt, doch es ging nichts mehr. Jetzt konnte Wackerhagen eineinhalb Tage warten, bis der Viertplatzierte nach ihm ins Ziel einlief.
Im Winter ruft das Rennen wieder
Auch wenn Wackerhagen jetzt endlich seinen Frieden mit dem Rennen gefunden hat: Im Winter wird er wieder beim Spine Race antreten. „Einmal muss ich im Winter noch“, sagt der 40-Jährige und lacht. Dass auch das nächste Rennen nicht sein letztes Montane Spine Race sein wird, ist Wackerhagen klar. Aufhören kann man nicht so leicht. „Außerdem hat einer der Helfer noch meinen Löffel, den ich im Winter auf einer der Hütten vergessen habe – den muss ich mir noch wiederholen.“
Wer Jens Wackerhagen bei seiner Aktion unterstützen möchte, kann einen Beitrag auf das Spendenkonto überweisen: IBAN DE78 5206 0410 0100 6022 48 BIC GENODEF1EK1, Stichwort „Jens rennt“. „Jeder Euro zählt und kommt an“, sagt Wackerhagen.
Von Tomma Petersen