Neues Buch erklärt Grundlagen der Jesiden-Religion
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/2XPUZBRDBCXXVKRWKLHQ5KBRBQ.jpg)
Religiöses Grundlagenwerk: Maksim Esdi (Autor, l.) und Asis Kalasch stellen in Hannover das Buch „Scherfedin“ über den Glauben der Jesiden vor.
© Quelle: Schaarschmidt
Hannover. Das Gewerbegebiet von Wettbergen könnte in der Geschichte einer weltweit verbreiteten Religion künftig einen festen Platz haben. Im dort ansässigen Deutsch-Jesidischen Kulturverein hat der Autor Maksim Esdi jetzt ein Buch vorgestellt, das die Grundlagen der jesidischen Religion zusammenfasst. „Für uns ist das ein überaus wichtiges Ereignis, denn so etwas hat es bisher noch nicht gegeben“ sagt Asis Kalasch, Vorsitzender des Dachverbandes „Kongress der Jesiden weltweit“.
Seine Religion ist zwar Jahrhunderte alt; im Irak, Syrien und der Türkei leben Hunderttausende Jesiden – doch während Christen die Bibel und Muslime den Koran haben, geben Jesiden ihren Glauben fast ausschließlich mündlich weiter. Zumindest bislang.
„Unsere Religion hat eine reiche Geschichte“
„In vielen Ländern werden wir unterdrückt“, sagt Kalasch. Da es keine offiziellen heiligen Schriften gibt, kursierten Missverständnisse und Vorurteile über Jesiden; besonders in muslimischen Ländern werden sie oft Ziel von Gewalt. „Häufig wirft man uns vor, wir würden an gar keinen Gott glauben – aber das ist schlicht falsch“, sagt Kalasch. Da viele Jesiden über ihren Glauben aus Angst kaum sprechen, ist ihre religiöse Identität besonders bedroht, solange die Grundlagen ihres Glaubens in keinem allgemein anerkannten Buch aufgeschrieben sind.
Mit seinem Buch „Scherfedin – Grundpfeiler der Religion“ will Maksim Esdi dies ändern. Der aus Russland stammende Jeside, der seit einem Jahr in Deutschland lebt, hat auf 212 Seiten das Glaubensgut der Jesiden kanonisiert: „Das hat es weltweit noch nicht gegeben“, sagt der erst 29 Jahre alte Theologe selbst.
In seinem Buch bündelt er Gebete und Bestattungsriten, die strengen Eheregeln – das Heiraten von Nicht-Jesiden ist ein Tabu – und den spirituellen Kern der Religion. „Gott schuf sieben Erzengel“, sagt Esdi. Einer von diesen, Tawsi Melek, hat eine herausgehobene Stellung: „Er entspricht dem biblischen Erzengel Gabriel.“ Sein Buch richte sich allerdings nicht nur an Jesiden. „Es soll auch den Deutschen erklären, wer wir sind“, sagt Esdi: „Unsere Religion hat eine reiche Geschichte.“
Von Simon Benne