Linden-Nord

Umbau der Uhlhorn-Kirche startet

Sie bauen die Gerhard-Uhlhorn-Kirche um: Sven Meinhof, Dirk Felsmann, Maria Pfitzner und Gert Meinhof (von links).

Sie bauen die Gerhard-Uhlhorn-Kirche um: Sven Meinhof, Dirk Felsmann, Maria Pfitzner und Gert Meinhof (von links).

Linden-Nord. Der Blick geht 21 Meter nach oben, bis zur Spitze des zeltartigen Kirchendachs. Der Raum beeindruckt mit seiner Weite. Die Sitzbänke, auf denen Gläubige gebetet haben, sind verschwunden. Stattdessen ragen Stahlträger in die Höhe. Daneben türmen sich Fertigteile aus Beton. Das Kreuz mit der Jesusfigur hängt noch, der Altar ist hinter einer Holzverkleidung gesichert. Die Gerhard-Uhlhorn-Kirche ist zurzeit eine Baustelle. Sie wird sich verändern – und auch wieder nicht.

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Das frühere Sakralgebäude wird zum Studentenwohnheim umgebaut. Aber weil das entwidmete Gotteshaus aus dem Jahr 1963 unter Denkmalschutz steht, muss es im Wesentlichen so erhalten werden, wie es ist. „Es ist eine enorm anspruchsvolle Aufgabe“, sagt Projektentwickler Dirk Felsmann. Er hatte die Kirche am Leineufer mit seinem Geschäftspartner Gert Meinhof im Frühjahr 2016 von der fusionierten Kirchengemeinde Linden-Nord erworben. Auch das Landesamt für Denkmalpflege stimmte dem Umbau des markanten Bauwerks zu, das mit seinem spitzen Kupferdach und dem freistehenden Glockenturm aus Beton die Ansicht des Stadtteils von Nordwesten prägt.

Optimistisch hatten die Investoren mit einem Baubeginn Ende 2016 gerechnet. Doch die Aufgabe, mit der sich Architektin Maria Pfitzner auseinandersetzen musste, erwies sich als sehr komplex. Um energetische Anforderungen und zugleich Denkmalauflagen zu erfüllen, tüftelte sie eine besondere Lösung aus: Die Zimmer und Apartments für die künftigen Bewohner werden wie ein separates Haus in das Kirchenschiff gesetzt. Auf zwei Etagen entstehen so 27 Mini-Wohnungen mit eigenem Bad. Hinzu kommen zwei Gemeinschaftsküchen und Begegnungsräume.

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„Der Kirchenraum bleibt erlebbar“, erklärt Felsmann. Über den Studentenwohnungen wird das Spitzdach noch fast 15 Meter in die Höhe ragen. Auch der Altarbereich bleibt erhalten, aber in veränderter Form: Der Steinaltar wird mit genau dem Parkett überzogen, das im Innenraum verlegt wird. Selbst das Kreuz soll an der angestammten Stelle bleiben. „Wir überlegen, ob wir es in Christo-Manier irgendwie verhüllen“, sagt Felsmann. Bei diesen Fragen musste der landeskirchliche Beauftragte für liturgische Gegenstände grünes Licht geben – obwohl die Kirche entwidmet ist.

Der Denkmalschutz wiederum hat genehmigt, dass in die spezifische aus Beton- und Glaselementen bestehende Front der Kirche neue Fenster eingesetzt werden dürfen. So erhalten die Bewohner des Erdgeschosses kleine Loggien vor ihren Zimmern. Im ersten Stock wird es zur Ostseite hin eine Gemeinschaftsterrasse geben, die über das Dach zugänglich ist. Geplant sind zudem vier gut 40 Quadratmeter große Apartments, die direkt an der Leine liegen und eigene kleine Terrassen haben.

An dieser Stelle waren indes erhebliche statische Probleme zu bewältigen, die den Start des Projekts deutlich verzögerten. Die Kirchenwand war an der Flussseite einst in einer Art verborgener Fachwerkkonstruktion hochgezogen worden – eine extrem ungewöhnliche Bauweise, die die Statiker vor schwierige Herausforderungen stellte. „Hätten wir dies nicht rechtzeitig erkannt, wäre das ganze Gebäude in die Leine gestürzt“, sagt Felsmann.

Der Bau der vier Leine-Apartments wird im sozialen Wohnungsbau gefördert. Die Obergrenze werde hier voraussichtlich bei einer monatlichen Kaltmiete von 300 Euro liegen, kündigt Felsmann an. Die Nebenkosten beziffert er mit etwa 100 Euro. Die Miete für die zwischen 13 und 50 Quadratmeter großen Zimmer und Apartments aus dem „Haus im Haus“ sind derzeit mit einer Kaltmiete von 250 bis 650 Euro kalkuliert. Die vergleichsweise günstigen Tarife erklärt Felsmann damit, dass er und sein Geschäftspartner das Gebäude behalten und auch selbst vermieten werden. Nach eigenen Angaben investieren die Projektentwickler rund 5 Millionen Euro in Grundstück und Umbau. Verantwortlicher Architekt für die Bauarbeiten, die zum Wintersemester 2019/2020 abgeschlossen sein sollen, ist Sven Meinhof, der Sohn von Gert Meinhof.

Die neuen Bewohner haben es nicht weit zur Uni: Über die nahe Leinebrücke ist sie in einem Kilometer Entfernung schnell zu erreichen. Aber auch Interessenten, die nicht an einer Hochschule immatrikuliert sind, könnten sich für die Zimmer bewerben, erklärt Felsmann.

Von Juliane Kaune

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