Landrätin überreicht Urkunden

Northeim: Pastoren erhalten Verdienstkreuz für Aufarbeitung von Nazi-Verbrechen

Astrid Klinkert-Kittel hält für Wolf-Dieter Haardt (l.) und Manfred Hickmann die Urkunden in Händen – für das Foto sei die Mund-Nase-Bedeckung abgenommen worden, teilt die Pressestelle des Landkreises Northeim mit.

Astrid Klinkert-Kittel hält für Wolf-Dieter Haardt (l.) und Manfred Hickmann die Urkunden in Händen – für das Foto sei die Mund-Nase-Bedeckung abgenommen worden, teilt die Pressestelle des Landkreises Northeim mit.

Northeim. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Pastoren Wolf-Dieter Haardt aus Katlenburg-Lindau und Manfred Hickmann aus Göttingen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Die Northeimer Landrätin Astrid Klinkert-Kittel überreichte ihnen die Orden im Kreishaus „im kleinsten Kreis“. Die Geistlichen wurden für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement für die geschichtliche Aufarbeitung des Nationalsozialismus im Landkreis Northeim ausgezeichnet.

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Speziell gewürdigt worden sei die Aufarbeitung der Geschichte der ehemaligen Konzentrationslager Moringen, teilte die Pressestelle des Landkreises mit. Die Ordensverleihung hätte bereits im April in einer größeren Feierstunde im Familien- und Freundeskreis vollzogen werden sollen, sei jedoch aufgrund der Pandemie abgesagt worden.

Haardt von 1973 bis 1989 Pastor in Moringen

Haardt war von 1973 bis 1989 in der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Moringen tätig, anschließend in den Kirchengemeinden Elvershausen und Berka. Bis zu seinem Ruhestand 2010 nahm er Aufgaben des Kirchenkreisjugendpastors wahr und arbeitete als Notfallseelsorger sowie stellvertretender Superintendent im ehemaligen Kirchenkreis Northeim, so die Pressestelle. Hickmann war von 1979 bis 1996 Geistlicher in Moringen und setzte sich „mit gleicher Entschiedenheit für die Aufarbeitung der örtlichen Geschichte ein“, heißt es in der Mitteilung.

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In Moringen gab es zwischen 1933 und 1945 nacheinander drei Konzentrationslager – für Männer, Frauen und männliche Jugendliche. Haardt habe „als treibende Kraft in den 70er- und 80er-Jahren die über viele Jahre verdrängte Geschichte der Moringer Konzentrationslager in Erinnerung gerufen“, wird die Landrätin in der Mitteilung zitiert. Insbesondere habe er über die Konzentrationslager in den von ihm gegründeten Jugendgruppen gesprochen.

Für Jugendliche Fahrten nach Auschwitz organisiert

Er habe mit den Jugendlichen Fahrten ins Konzentrationslager Auschwitz unternommen und sie in Zusammenarbeit mit der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste „zur bewussten Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Zeit sensibilisiert“, so die Pressestelle. Zudem habe Haardt die Moringer Friedenswochen ausgerichtet – „eine Initiative für Frieden und Versöhnung, an der hunderte überwiegend junge Menschen“ teilgenommen hätten, heißt es weiter.

Hickmann habe Haardt ab 1979 unterstützt, so die Pressestelle. Beide seien wichtige Ansprechpartner für die Belange der Überlebenden der Konzentrationslager gewesen. Sie hätten die Gelegenheit für Gespräche von Zeitzeugen und jüngeren Menschen geschaffen. Insbesondere Jugendlichen sei ermöglicht worden, sich über geschichtliche Ereignisse auszutauschen „und gemeinsam mahnend gegen das Vergessene zu arbeiten“.

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1983: Dokumentation über drei Moringer KZ herausgegeben

Hickmann brachte 1983 mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit die von Hannah Vogt verfasste erste Dokumentation über die drei Moringer Konzentrationslager heraus, Haardt unter anderem den Fachaufsatz "Was denn, hier – in Moringen?!" 1989 wurde der Verein Lagergemeinschaft und Gedenkstätte Konzentrationslager Moringen gegründet, in dem Hickmann einige Zeit den Vereinsvorsitz innehatte, so die Pressestelle. Der Verein sei mit dem Ziel der Interessenvertretung der ehemaligen Häftlinge und zur Unterstützung der wissenschaftlichen Erforschung und Aufarbeitung der Geschichte der Konzentrationslager Moringen gegründet worden.

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Von Stefan Kirchhoff

GT/ET

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