TV-Kritik

ARD-Krimi „Wolfsland: 20 Stunden“: In der Gewalt des Preppers

Auf der Suche nach dem Mörder trifft „Butsch“ (Götz Schubert) im Hausflur auf eine Hausbewohnerin (Hannah Ehrlichmann).

Auf der Suche nach dem Mörder trifft „Butsch“ (Götz Schubert) im Hausflur auf eine Hausbewohnerin (Hannah Ehrlichmann).

Mord und Verbrechen lauern bekanntlich überall im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Burkhard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) ist noch nicht in die neue Wohnung eingezogen und hat mit Kollegin Viola „Kessie“ Delbrück (Yvonne Catterfeld) gerade erst das Sofa die Treppe hochgeschleppt, da sind obendrüber ein verdächtiges Poltern und Schreie zu hören. Schon springt das Ermittlerduo auf und findet ein Stockwerk höher den erstochenen Vermieter, der in Kessies Armen Blut gurgelnd sein Leben aushaucht. „Ich bin der nette, neue Nachbar“, stellt Butsch sich vor, nachdem er mit der Faust gegen die Tür gehämmert hat, „und außerdem Polizist“.

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Der Täter kann das Gebäude noch nicht verlassen haben und ist im Kreise der illustren Mieterschaft zu suchen, die von der SM-Prostituierten über einen wütenden Computergamer bis hin zum vorbestraften Messerstecher reicht. Während Letzterer als Hauptverdächtiger in Polizeigewahrsam genommen wird, durchsucht Kollegin Dellbrück den Keller. In einem Verschlag stößt sie auf einen großen Bestand an Trinkwasser- und Lebensmittelvorräten sowie auf ein Waffenlager – und wird von Gunnar Wendt (Lasse Myhr) niedergeschlagen. Der Mieter aus dem Erdgeschoss ist ein fanatischer Prepper, der sich für den nahenden Untergang mit Sprengstoff, Handgranaten und Gewehren eingedeckt hat.

Der muffelige Kommissar aus der Lausitz und die zugereiste Kollegin

Seit nunmehr elf Folgen ermitteln Götz Schubert und Yvonne Catterfeld in der MDR-Krimireihe „Wolfsland“ in Görlitz und Umgebung. Über viele Episoden hinweg waren der muffelige Kommissar aus der Lausitz und die zugereiste Kollegin aus Hamburg ein dysfunktionales Team mit viel Konfliktpotenzial. Erst in den letzten Folgen hat das ungleiche Duo über gemeinsam bewältigte Gefahren zueinandergefunden. Kein Wunder, dass der ruppige Butsch am Rad dreht, als die gerade erst liebgewonnene Kollegin in die Gewalt eines durchgeknallten Preppers gerät.

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„Wolfsland“ gehörte nie zu den gemütlichen TV-Krimis, in denen vor landschaftlich reizvoller Kulisse knifflige Fälle geduldig aufgedröselt werden. Kommissar Schulz, der prinzipiell alle mit du anredet, gehört zur Riege der Außenseiterkriminalisten, die weniger den Dienstvorschriften als ihrem untrüglichen Instinkt folgen. Er könnte durchaus als maulfaule Ostversion von Götz Georges Schimanski durchgehen. Die Drehbuchautoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser, die bisher alle – qualitativ sehr unterschiedliche – Folgen zu verantworten haben, schicken ihre Hauptfigur in „20 Stunden“ gezielt in den Verzweiflungsmodus. Über eine weite Strecke ketten sie ihn mit Handschellen an Christina Großes souveräne Staatsanwältin Konzak an, um den Mann am Durchdrehen zu hindern.

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Komödiantische Elemente werden in den Thrillerplot eingestreut

Solche komödiantischen Elemente werden immer wieder in den Thrillerplot eingestreut, was über weite Strecken erstaunlich gut funktioniert. Allein die Verfolgungsjagden im Spielstraßentempo können trotz eindringlicher Musikuntermalung als Spannungselement nicht wirklich überzeugen. Immerhin gibt Lasse Myhr einen veritablen Bösewicht am Rande des apokalyptischen Zusammenbruchs ab, dem man jederzeit alles zutrauen muss.

Allerdings versäumen es die Autoren gezielt, die Figur im rechtsradikalen Milieu zu vernetzen – was dem Stoff angesichts der jüngsten Ereignisse um den versuchten „Reichsbürger“-Putsch eine interessante Aktualität verliehen hätte. Der Untergangsfanatiker wird hier strikt als Einzeltäter gezeichnet, der vom antidemokratischen Geist des NVA-Offizier-Vaters (Hilmar Eichhorn) geprägt wurde und in der vermeintlich feindlich gesonnenen Gesellschaft keinen Fuß auf den Boden bekommen hat. Diese rein psychologische Erklärung wirkt an einem Handlungsort wie Görlitz, wo die AfD bei der Bundestagswahl mit 35,8 Prozent zur stärksten Partei wurde, dann doch etwas mutlos.

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„Wolfsland: 20 Stunden“ läuft am Donnerstag, 22. Dezember, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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