NDR beginnt mit Untersuchung der Unternehmenskultur im gesamten Sender
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/MHZZNVQD3ZETLNHXSFMYWBS2BQ.jpeg)
Am NDR-Hochhaus in Hamburg-Lokstedt hängt ein Logo mit der Aufschrift "NDR" (Symbolfoto)
© Quelle: Jonas Walzberg/dpa
Hamburg. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat eine externe Untersuchung der Unternehmenskultur im gesamten Sender angeschoben. Hintergrund sind Vorwürfe in den Landesfunkhäusern Schleswig-Holstein und Hamburg. NDR-Intendant Joachim Knuth sagte am Donnerstag, dass der Theologe und Manager Stephan Reimers mit weiteren Experten das Arbeitsklima in allen Bereichen überprüfen werde. Im ersten Quartal 2023 soll das Ergebnis vorliegen.
Das Sendegebiet des drittgrößten öffentlich-rechtlichen ARD-Senders erstreckt sich über die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
NDR will sich Spiegel vorhalten lassen
Knuth sagte: „Um das bestmögliche Programm zu machen, brauchen wir ein gutes Klima und eine Kultur des gegenseitigen Respekts – das haben mir die vergangenen Wochen und die Ereignisse in den Landesfunkhäusern Hamburg und Kiel mehr als deutlich gezeigt. Dort waren diese Voraussetzungen offensichtlich nicht überall gegeben.“
Man wolle sich nun mit der unabhängigen Untersuchung den Spiegel vorhalten lassen, im Sinne von Selbstvergewisserung. Zugleich sei er sich nicht hundertprozentig sicher, ob es Einzelfälle in Kiel und Hamburg sind. Konkrete compliance-relevante Hinweise gebe es aber nicht. Man mache die Bestandsaufnahme nicht, weil man mit mehr rechne, sondern wegen eines Blicks auf das Betriebsklima.
Medienberichte schürten Zweifel an Unabhängigkeit
Durch Medienberichte war vor Wochen die Frage aufgekommen, ob es bei der Politik-Berichterstattung beim NDR in Kiel eine Art Filter mit politischer Schlagseite durch die Vorgesetzten gegeben haben könnte. Ein interner Prüfbericht kam vor Tagen zu dem Schluss, dass es keine Belege dafür gebe, aber ein schlechtes Betriebsklima in Kiel existiere. Ergebnisse einer weiteren externen Untersuchung stehen noch aus. Fest steht schon: Zwei redaktionelle Führungskräfte werden versetzt.
Hintergrund der Vorwürfe im Landesfunkhaus Hamburg ist ein Bericht des Online-Mediums „Business Insider“. Er warf die Frage auf, ob Direktorin Sabine Rossbach ihren Job dafür genutzt haben könnte, Familienmitgliedern Vorteile zu verschaffen, was zum Teil auch das Programm betroffen haben könnte.
Rossbach bestreitet Vorwürfe
Rossbach und der Sender hatten dies zurückgewiesen. Zugleich hatte der NDR bekannt gemacht, dass ein Aspekt Gegenstand einer Prüfung durch die Anti-Korruptionsbeauftragte des Senders sei. Mit einem Ergebnis wird im Oktober gerechnet. Rossbach lässt vorerst ihre Tätigkeit ruhen.
Auch hier kamen im weiteren Verlauf dann Fragen zum Betriebsklima auf. Mitarbeiter sowohl in Hamburg und in Kiel hatten sich mit Briefen an die Geschäftsleitung gewandt. Intendant Knuth sagte, er habe zwar gewusst, dass der Führungsstil Rossbachs „rustikal“ sei, „aber von den klimatischen Bedrohungen, die sich in den letzten Tagen und Wochen aufgetan haben, habe ich nichts gewusst“.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OBBT5TAGSVEKXBJ3BGIN7OBSII.jpeg)
Bessere Benimmregeln, mehr Kontrolle: So will die ARD aus dem Tief kommen
Nach dem Schlesinger-Skandal kämpfen die ARD-Intendanten um die Zukunft der Senderfamilie. WDR-Chef Tom Buhrow kündigte einheitliche Compliance-Regeln und bessere Kontrollen an. Aber wird das reichen? 58 Redakteure zu einem Parteitag zu schicken hält der zukünftige ARD-Vorsitzende Kai Gniffke jedenfalls für „angemessen“.
In Kiel hatte es rund um die Frage der politischen Berichterstattung schon länger einen Bericht des Redaktionsausschusses gegeben. Im Rückblick sagte Knuth selbstkritisch, dass er das Thema unabhängig von formalen Zuständigkeiten besser hätte stärker an sich ziehen sollen. „Das war nicht gut.“
RND/dpa
Laden Sie sich jetzt hier kostenfrei unsere neue RND-App für Android und iOS herunter