Schauspielerin Martina Gedeck: „Dieses ganze Mann-Frau-Ding ist für mich nicht so relevant“
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Verteidigerin Anna Notrup (Martina Gedeck) hat ein Wiederaufnahmeverfahren übernommen, für das sie in einem Schwarzwalddorf recherchiert.
© Quelle: © SWR/Maria Wiesler/SWR/Maria W
Martina Gedeck gilt als eine der wichtigsten Schauspielerinnen Deutschlands. Sie feierte 2001 als Gourmetköchin im Kinofilm „Bella Martha“ ihren großen Durchbruch. Im Fernsehfilm „Die Verteidigerin – Der Gesang des Raben“ (25. Januar, 20.15 Uhr, ARD) spielt sie die Anwältin eines jungen Mannes, der wegen Mordes unschuldig im Gefängnis sitzt – als die Juristin in seinem Schwarzwälder Heimatdorf den wahren Täter sucht, gerät sie selbst in Gefahr.
Frau Gedeck, in Ihrer Rolle als Pflichtverteidigerin essen Sie ständig Eis. Hatten Sie die Idee dazu?
Nein, aber ich esse ganz gerne Eis und fand es auch eine schöne Idee. Wir haben die Sache mit dem Eisessen so betont, damit man sieht, dass diese Frau sich nicht immer an die Konvention hält, dass sie auch eine kleine Leidenschaft hat. Ich fand es schön, dass sie nicht in irgendeiner Form belastet oder beschwert ist, sondern einfach eine gute Anwältin ist. Ich halte es auch für wichtig, dass man etwas Persönliches erfährt von dieser Figur, die ja nicht in ihrem privaten Umfeld gezeigt wird, sondern auf einer Dienstreise ist.
Die Pflichtverteidigerin tritt für einen jungen Mann ein, der nach einem falschen Geständnis seit Jahren zu Unrecht hinter Gittern sitzt – doch nun sind neue Beweise aufgetaucht, die ihn entlasten.
Ich hatte aus zwei Gründen Lust, diesen Film zu machen. Es war zum einen ein interessanter Fall von einem Verurteilten, der ein falsches Geständnis abgelegt hat, der Film orientiert sich an einer wahren Begebenheit. Das scheint es immer wieder zu geben, dass sich Menschen zu falschen Geständnissen drängen lassen oder irgendwie in Falschaussagen hineinrutschen und am Schluss im Gefängnis landen. Und die Position als Juristin hat mich interessiert.
Geht es auch darum, das Bild einer starken Frau zu zeichnen? Immerhin gerät die Verteidigerin in eine ziemlich patriarchalisch geprägte Welt, in der die Männer Jäger sind und bedrohlich mit ihren Waffen fuchteln, doch sie lässt sich nicht abschrecken.
Sie ist eine starke, unabhängige Frau, die gesunde, intakte familiäre Beziehungen hat und trotzdem ihre Arbeit sehr liebt. Das finde ich gut. Aber die Figur könnte auch ein Mann sein, jetzt ist es halt eine Frau. Dieses ganze Mann-Frau-Ding ist für mich persönlich, ehrlich gesagt, nicht so relevant. Ich finde es gut, dass es in unserem Film einen gleichberechtigten Anteil von männlichen und weiblichen Spielern gibt. Abgesehen davon ist künstlerisch doch immer das allgemein Menschliche interessant, ich bin gegen das festgezurrte Denken in irgendwelchen Rastern.
Haben Sie sich zur Vorbereitung genau mit dieser juristischen Seite befasst?
Ich habe mich mit Juristen über den Fall unterhalten, der der Filmhandlung zugrunde liegt. Interessant war, dass das Ganze im Schwarzwald spielt. Der Schwarzwald steht ja für eine geheimnisvolle Welt, für den verzauberten Wald. Die Person, die nicht zum innersten Kreis gehört, dringt nicht in die eigentlichen Herzkammern des Geschehens. Und das ist die Situation der Juristin im Film: Sie kommt als Fremde und stößt auf Ablehnung, niemand unterstützt sie, alle haben etwas zu verbergen.
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Sie sind selbst in einer ländlichen Gegend groß geworden.
Ich bin aufgrund meiner Herkunft aus Bayern prädestiniert, das zu lieben, weil ich in Gegenden groß geworden bin, wo es viel Wald gab und viel Natur, das ist mir von Kindheit an vertraut. Aber diese Unberührtheit, wie ich sie im Schwarzwald erlebt habe, war schon etwas Besonderes. Wir haben viel draußen gedreht, in den Wäldern, an abgelegenen Plätzen – es war eines meiner schönsten Erlebnisse, was Drehorte angeht.
Könnte „Die Verteidigerin – Der Gesang des Raben“ eine Krimireihe werden?
Ich denke, das bleibt ein Einzelspiel, ich habe bis jetzt nichts Konkretes über einen zweiten Film gehört, und wenn das gewünscht wäre, wüsste ich sicher davon. Der Arbeitstitel lautete übrigens nur „Der Gesang des Raben“, aber das klang sehr nach Horrorfilm oder Naturdokumentation, deshalb hat man noch den Zusatz „Die Verteidigerin“ hinzugefügt, um das juristische Genre zu verdeutlichen.