Deutschlandfunk feiert 60. Geburtstag: Hören auf Augenhöhe

Das Logo des Deutschlandfunks am Funkhaus des Senders Deutschlandradio in Köln. Der Deutschlandfunk wird am 1. Januar 2022 60 Jahre alt.

Das Logo des Deutschlandfunks am Funkhaus des Senders Deutschlandradio in Köln. Der Deutschlandfunk wird am 1. Januar 2022 60 Jahre alt.

Köln. Bereits lange vor Sonnenaufgang haben hier Deutschlands wichtigste Politiker jeden Morgen schon Themen des Tages gesetzt, am Stuhl von Parteikollegen gesägt oder ein bisschen die Welt gerettet. Wohl nirgends außerhalb der Parlamente ist die politische Diskussion der Bundesrepublik so intensiv und so spannend mitzuerleben wie im Deutschlandfunk. Die „Informationen am Morgen“ erklären ab 5.05 Uhr in der Frühe den Hörern die Welt. Jeder, der im Bundestag etwas werden will, tritt hier auf. Ein Radio mit Anspruch, aber für jeden zu verstehen. Und manchmal auch mit Schalk im Nacken: Dann ist auf einmal „Germany‘s Next Topmodel“ der Aufmacher statt EU-Politik. Vor 60 Jahren - am 1. Januar 1962 - ging der DLF in Köln in Betrieb. Ein West-Sender, der eigentlich gar nicht für Westdeutsche bestimmt war.

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„Unsere Aufgabe und unser Kernauftrag haben sich bis heute nicht grundsätzlich verändert“, sagt Stefan Raue, der als Intendant der Deutschlandradio-Familie vorsteht. „Bei seiner Gründung sollte der Deutschlandfunk ein "umfassendes Bild Deutschlands" vermitteln und die Menschen mit verlässlichen Informationen versorgen, damit sie sich ihre eigene Meinung bilden können.“ Das stehe heute noch im entsprechenden Staatsvertrag. „Und er soll wie eine Brücke die Menschen zusammenbringen. Damals im getrennten Deutschland, heute mit dem Auftrag, die gesamtgesellschaftliche Integration zu fördern.“

Zeit der Entstehung vor Augen halten

Man muss sich der Zeit der Entstehung vor Augen halten. Der Deutschlandfunk (DLF) begann in der Hochphase des Kalten Krieges, knapp ein halbes Jahr nach dem Bau der Berliner Mauer, gut ein Dreivierteljahr vor der Kubakrise. Zu einem Zeitpunkt, als in der Adenauer-Republik UKW-Sender schon das Maß aller Dinge waren, funkte der DLF auf Langwelle und Mittelwelle. Damit war der Klang zwar mies, aber die Reichweite immens größer. Das Ziel: die DDR-Bevölkerung. Ein Sender, der „mit entpolemisierter und entgifteter Wahrheit“ berichte, so beschrieb es Gründungsintendant Hermann Franz Gerhard Starke.

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Auch heute, wo die Kölner schon lange ziemlich flächendeckend auf UKW senden und die Digitalisierung vorantreiben wie wenige andere, fällt dieser Tonfall am Deutschlandfunk angenehm auf: Das Unaufgeregte, Nüchterne dieses Senders, dessen Journalisten jedem Anrufer in der Call-In-Sendung „Kontrovers“ mit derselben Augenhöhe begegnen wie den Parteichefs, Wirtschaftsvertretern, Kulturgrößen.

Sendungen zu Verbraucherthemen, Wissenschaft und Kultur

Sendungen zu Verbraucherthemen, Wissenschaft und Kultur runden das Programm ab. Dabei scheut sich der DLF nicht, mit der „Denkfabrik“ über Monate ein komplexes Thema immer wieder aufzubohren. 2022 lautet es: „Von der Hand in den Mund. Wenn Arbeit kaum zum Leben reicht.“

2,23 Millionen Hörerinnen und Hörer schalten laut Media Analyse täglich den Deutschlandfunk ein. Der Sender ist somit das einzige Informationsprogramm unter den zehn meistgehörten Programmen. Um erfolgreich zu bleiben, setzt Raue auf den Ausbau der DAB+-Technik und auf Inhalte in App und Web. „Wenn man sein Publikum erreichen will, muss man da sein, wo das Publikum ist“, sagt der Intendant. „Deshalb sind heute unsere nichtlinearen Angebote für uns genauso wichtig wie unsere klassischen Radioprogramme. Die DLF-Audiothek zum Beispiel ist so wichtig wie das Küchen- oder das Autoradio.“

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DLF brachte als erstes deutsches Radio Staumeldungen

Apropos Autoradio: Wie konsequent der Deutschlandfunk in die Zukunft blickt, zeigt das Beispiel Verkehrsfunk. 1964 brachte der DLF als erstes deutsches Radio Staumeldungen. Mit Blick auf die Ausbreitung von Navis war er im Januar 2020 der erste Sender, der sie abschaffte.

Der Deutschlandfunk feiert das 60. Jubiläum mit einigen Sendungen, so am 31. Dezember (15.30 Uhr) in „@mediasres - Nach Redaktionsschluss“.

RND/dpa

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