Italienische Influencerin macht sich auf TikTok für Frauen mit Hidschab stark

Die italienische Influencerin Aida Diouf Mbengue.

Die italienische Influencerin Aida Diouf Mbengue.

Mailand. Normalerweise wäre Mailands Viktor-Emanuel-Passage zu dieser Zeit dicht gefüllt mit Flaneuren. Doch die Corona-Pandemie macht auch vor dem mondänen Einkaufszentrum aus dem 19. Jahrhundert nicht halt. Und so sticht Aida Diouf Mbengue heraus, als sie ihre Lippen in der Passage in der italienischen Stadt zu einem blechernem Sound aus ihrem Handy bewegt.

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„Ich bin eine Muslima, ich trage einen Schleier, und außerdem bin ich schwarz“, sagt die 19-Jährige, die in dem Einkaufszentrum ein Video für ihre Follower auf der Social-Media-Plattform Tiktok aufnimmt. Mehr als 330.000 sind es mittlerweile. Mbengues Mission: Frauen, die Schleier tragen, sichtbarer machen. Die 19-Jährige, die im Alltag einen Hidschab trägt, gehört einer Gruppe junger Menschen an, die sich als „Afro-Influencer“ positionieren - Menschen mit afrikanischem Hintergrund, die in Italien ihren Einfluss in sozialen Medien stärken wollen.

Influencerin Aida Diouf Mbengue beim Dreh eines ihrer TikTok-Videos.

Influencerin Aida Diouf Mbengue beim Dreh eines ihrer TikTok-Videos.

Dabei gehe es nicht nur um Klicks und Follower, sagt Mbengue. Mit ihren Beiträgen will sie Stereotype zerstören, wie sie der Nachrichtenagentur AP sagt. Sie habe viele italienische Follower und Followerinnen, „und das macht mich glücklich, weil die meisten Italiener nichts mit mir gemeinsam haben.“

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Noch vor etwa drei Jahrzehnten war Einwanderung in Italien im Grunde ein neues Phänomen - wenngleich das katholisch geprägte Land auf eine lange Auswanderungsgeschichte zurückblickt. Heute haben etwa neun Prozent der Italienerinnen und Italiener nach Angaben der Statistikbehörde eine ausländische Staatsangehörigkeit. Fast ein Fünftel dieser Menschen kommt aus afrikanischen Ländern. Das gilt auch für Mbengue, die aus dem Senegal stammt und als Dreijährige mit ihrer Familie nach Italien kam.

Mbengue erfährt Rassismus im Netz

Als Schülerin habe sie die Erfahrung von Diskriminierung nicht gefühlt, das habe sich aber geändert, als sie im Internet aktiv wurde, erzählt sie. Als sie Videos von sich mit Kopftuch ins Netz zu stellen begann, begannen auch die rassistischen Botschaften einzutrudeln. Das „N-Wort“, Beschimpfungen als „Affe“ und die Aufforderung „Geh zurück in dein Land“ sind Beispiele von Botschaften, die die junge Frau erhalten hat. „Aber dann wird dir klar, dass das einfach gewöhnliche Leute sind, die wollen, dass du dich schlecht fühlst, also lachst du darüber oder nimmst es einfach hin, und das ist es auch schon“, sagt sie.

Der Blick in die Kommentarspalten unter Mbengues Einträgen bei Instagram und Tiktok zeigt, dass sie auch Zuspruch erhält, darunter Hunderte roter Herzchen und Herz-Emojis täglich. Als sie begann, Inhalte bei Tiktok zu veröffentlichen, hätten die Kommentare schnell offengelegt, welch ignorante Ansichten es zu Frauen mit Schleier gibt: Viele hätten angenommen, dass eine Frau mit Kopftuch nicht witzig, unbeschwert oder sympathisch sein könne. Da sei ihr klar geworden, dass sie Tiktok nutzen könne, um das zu ändern.

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Was die 19-Jährige jedoch stört, die seit dem siebten Lebensjahr ein Kopftuch trägt, sind Kommentare anderer Muslimas mit Hidschab, die ihr vorwerfen, den Schleier zu nutzen, um Aufmerksamkeit zu erheischen.

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Mbengue lebt mit ihrer Mutter, ihrem Vater und vier ihrer acht Geschwister in einem kleinen Apartment in Mailand. Mit ihrem Smartphone produziert sie Beiträge am Fließband. Ihre Mutter, Die Mbaye, erklärt, viele dächten, dass ein Mädchen mit einem Schleier nichts Außergewöhnliches schaffen könne. Doch für viele Mädchen, die gerne einen Schleier anlegen wollten, aber Angst hätten, dafür an den Pranger gestellt zu werden, sei ihre Tochter ein wichtiger Bezugspunkt.

Modedesignerin: „Das neue Gesicht Italiens“

Stella Jean, Modedesignerin und Black-Lives-Matter-Aktivistin, sagt, Mbengue repräsentiere den unumkehrbaren Weg Italiens in den Multikulturalismus. Jemanden mit Tiktok operieren zu sehen, könne einen oberflächlichen Eindruck vermitteln. Doch für die 19-Jährige habe es Selbstermächtigung und Kämpfe bedeutet, sagte Jean in einem Interview in Rom. Glücklicherweise sei das das neue Gesicht Italiens, „und wir werden nicht zurückgehen“.

RND/AP

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