Lotto am Samstag: Das ist die Königin der Zahlen
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Franziska Reichenbacher sieht sich als „Mittlerin zum Glück“.
© Quelle: Arne Dedert/dpa
Frankfurt. Auf den ersten Blick liest sie nur ein paar Zahlen vor. Doch Franziska Reichenbacher sieht sich auch als Hoffnungsträgerin und Traumerfüllerin – immer wieder samstags, wenn irgendwer in Deutschland in der ARD-Sendung "Lotto am Samstag" erfährt, dass er einen großen Geldbetrag gewonnen hat. Von ihr, der Lottofee, die diesen Job bereits seit 21 Jahren macht.
„Es ist der Traum vom Neuanfang, den viele haben“, sagt die 51-Jährige mit den blonden Locken. Und der sei mit viel Geld eben einfacher. Kein Wunder, könnte man meinen, dass in Deutschland so viele Menschen auf das Glücksspiel setzen: 2017 haben 17,2 Millionen Menschen „Lotto 6 aus 49“ gespielt, wie Lotto-Pressesprecher Clemens Buch mitteilt. Spielerzahlen für 2018 sind noch nicht bekannt, allerdings seien in dem Jahr bundesweit rund 600 Millionen Lottospielaufträge eingegangen.
Franziska Reichenbacher findet den Begriff „Lottofee“ nicht kitschig
Wenn 2017 also etwa ein Fünftel der Deutschen Lotto gespielt hat, könnte Reichenbacher recht damit haben, dass das Lottospielen „eine über Generationen lieb gewonnene Tradition der Deutschen“ ist. Aber warum eigentlich? Reichenbacher zufolge ist es die „unschlagbare Formel“ des Spiels, die sich aus dem geringen Einsatz, den unkomplizierten Regeln und den hohen Gewinnen – nicht zu verwechseln mit den Gewinnchancen, die nicht besonders hoch sind – zusammensetze. Knapp 3,5 Milliarden Euro wurden der Lotto-Pressestelle zufolge 2017 von deutschen Lottospielern eingesetzt – und die Hälfte davon wieder an Gewinner ausgeschüttet. Genauso wie das Spielen sei es für viele auch ein Ritual, am Samstagabend vor dem Fernseher zu sitzen und auf die Gewinnzahlen zu warten, meint die Lottofee – die diese Bezeichnung weder verniedlichend noch kitschig findet.
Da kommt sie ins Spiel: „Die Zuschauer mit ihren Träumen und Hoffnungen ernst nehmen – das ist die Aufgabe, die sich mir jeden Samstag stellt“, sagt die zweifache Mutter. „Für viele Menschen hängt an der Sendung und an den Zahlen die Frage, ob sich das eigene Leben ändert.“ Das höre nicht auf, solange der Fall – der Lottogewinn – nicht eingetreten sei. Sie selbst sei dabei nur die „Mittlerin zum Glück“, die zwischen Hoffnung und Wunscherfüllung stehe. „Im Unterschied zur Fee im Märchen kann ich nur leider nicht jedem seine Wünsche erfüllen“, fügt Reichenbacher scherzend hinzu.
Für die Lottozahlen fährt sie jeden Samstag ins Studio
Jeden Samstag fährt Reichenbacher ins Studio und präsentiert die kurz vor der "Tagesschau" gezogenen Lottozahlen. Die zieht sie seit 2013 nicht mehr selbst, sondern präsentiert sie nur. Gezogen werden die Zahlen kurz zuvor aus der vielen noch bekannten, halbautomatischen Ziehungstrommel. Dabei kam es vergangenen Samstag zu einer Panne.
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Wie für die TV-Zuschauer ist auch für Reichenbacher das allwöchentliche Präsentieren der Lottozahlen eine Tradition: „Ich habe mit 30 mit der Moderation dieser Sendung angefangen, damals habe ich nicht in solchen Zeiträumen gedacht“, sagt sie. Doch heute, 21 Jahre später, ist sie tatsächlich immer noch die ARD-Lottofee – und denkt auch nicht ans Aufhören. „Auf den ersten Blick ist das Thema der Sendung immer das gleiche“, sagt Reichenbacher. Schließlich hat sie jedes Mal nur ein paar Zahlen, sonst nichts – keine Themen, Gäste oder Neuigkeiten. Das sei nicht immer einfach. Doch ihr Anspruch ist es, die Sendung jedes Mal etwas anders zu moderieren, jedes Mal etwas anders auf die hoffnungsvollen Zuschauer vor dem Fernseher – deren Wunsch ja auch derselbe bleibt – einzugehen. Dafür beziehe sie beispielsweise auch mal aktuelle Umstände wie das Wetter ein – und beziehe das auf das Spielglück.
Die Lottofee ist ausgebildete Journalistin
Mitfühlen mit den Fernsehzuschauern kann Reichenbacher, die ausgebildete Journalistin ist und neben dem Job als Lottofee auch Veranstaltungen moderiert und Theaterstücke schreibt, auch deshalb, weil sie selbst Lotto spielt: „Ich träume genauso vom großen Gewinn“, sagt sie. Auch sie hofft, dass irgendwann ihre Zahlen gezogen werden. Was sie mit dem Geld machen würde? Viel reisen mit der Familie, etwas zurücklegen für die Kinder, etwas spenden und vor allem auf dem Boden bleiben, so die Antwort der 51-Jährigen.
Würden tatsächlich ihre Zahlen gezogen, würde sie das kurz vor der Livesendung erfahren, wenn sie die Zahlen für die Moderation bekommt. „Ich hätte also etwa zehn Minuten, um mich zu beruhigen“, scherzt sie und glaubt, dass sie in der Sendung sogar ruhig bleiben könnte. Und wenn nicht, mache ihr das auch nichts aus, wenn sie mit glühenden Wangen und leuchtenden Augen in die Kamera strahlen würde. „Ich wünsche mir, dass der Tag mal kommt“, sagt Reichenbacher. Dann wäre sie ihre eigene Traumerfüllerin.
Von Hannah Scheiwe / RND