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Streit ums Markenrecht: Lego geht mit Anwalt gegen Youtuber vor

Der Spielwarenkonzern Lego geht gegen einen Youtuber vor. (Symbolbild)

Der Spielwarenkonzern Lego geht gegen einen Youtuber vor. (Symbolbild)

Billund. Darf man bunte Plastikbausteine „Lego“ nennen, obwohl sie gar nicht von der Firma Lego stammen? Im Privatbereich sicherlich. Auf einem öffentlichen Youtube-Kanal ist das jedoch etwas anders – meint zumindest das Unternehmen Lego selbst. Dieses hat nun nämlich einen Youtuber abgemahnt und ihn aufgefordert, mehrere Videos von seinem Kanal zu löschen.

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Betroffen ist Thomas Panke, der auf Youtube auch als „Held der Steine“ bekannt ist. Mehr als 500.000 Menschen folgen dem Kanal, auf dem Panke ganze Bausätze verschiedener Spielwarenhersteller unter die Lupe nimmt und kritisch bewertet – darunter auch häufig Produkte von Lego. Panke selbst ist nicht nur Liebhaber solcher Bausätze, er hat in Frankfurt auch ein eigenes Geschäft, in dem er diese Produkte vertreibt.

Was Lego offenbar sauer aufstößt ist, dass Panke in seinen Videos nicht immer ganz genau formuliert. Offenbar hatte der Ladenbetreiber in mehreren Videos Klemmbausteine anderer Hersteller umgangssprachlich als „Lego“ oder „Legosteine“ bezeichnet – ein Umstand, gegen den sich das Unternehmen jetzt wehrt.

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Markenrechte verletzt

In einem Video zitiert Panke aus dem Anwaltsschreiben, das ihm zugestellt wurde. Darin fordert das Unternehmen den Youtuber auf, die betroffenen Videos innerhalb von 48 Stunden zu löschen. Sein Youtube-Kanal habe die „Rechte an der geschützten Marke“ verletzt, liest Panke vor.

In der Youtube-Szene löste Pankes Video ein echtes Erdbeben aus: Mehr als 1,5 Millionen Mal wurde es inzwischen angeklickt und mehr als 20.000-mal kommentiert. Das Unternehmen Lego kommt dabei alles andere als gut weg: „So etwas nennt man einen echten PR-Supergau – für Lego!“, schreibt beispielsweise einer. Ein anderer kommentiert: „Liebe Firma Lego: Wir haben verstanden, wir kaufen kein originales Lego mehr.“ Und ein weiterer Kommentator schreibt: „Fazit des Videos: Hört auf, die anderen Hersteller mit ‚Lego®‘ zu beleidigen.“

Doch warum geht der größte Spielwarenhersteller der Welt überhaupt rechtlich gegen einen deutschen Youtuber vor?

Lego argumentiert mit Qualitätssicherung

Beim Unternehmen selbst ist dazu nichts Konkretes zu erfahren. Hier erklärt man auf RND-Anfrage nur, man wolle eine Täuschung der Verbraucher verhindern. „Das Wichtigste für uns ist, sicherzustellen, dass die Verbraucher nicht getäuscht werden. Wenn sie ein Lego® Produkt kaufen, erhalten sie ein Produkt von tadelloser Qualität, das den strengsten Sicherheitsstandards entspricht“, heißt es in dem Statement.

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„Wenn sie einen Artikel von einem anderen Hersteller kaufen und denken, dass sie aufgrund der beabsichtigen Produktähnlichkeit ein echtes Lego-Produkt kaufen, erhalten sie unter Umständen ein Produkt von minderer Qualität oder sogar eine sicherheitsgefährdende Imitation. Es ist wichtig, dass die Verbraucher in der Lage sind, fundierte Entscheidungen zu treffen.“

Warum man diese Problematik nicht einfach persönlich mit dem Youtuber klärt, statt einen Anwalt einzuschalten, lässt das Unternehmen jedoch offen. Auch die Frage, ob andere weitaus kleinere Youtuber nun mit Abmahnungen rechnen müssen, weil sie umgangssprachlich „Lego“ sagen, kommentiert das Unternehmen nur knapp. „Wir ergreifen immer nur dann rechtliche Schritte, wenn es notwendig ist“, heißt es in dem Statement.

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Ist Lego inzwischen ein Gattungsbegriff?

Der Medienrechtsanwalt Christian Solmecke allerdings glaubt, dass hinter dem Rechtsstreit deutlich mehr steckt. Denn Lego hat eine Menge zu verlieren – ganz konkret: seinen eigenen Markennamen.

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In einem Video auf seinem eigenen Youtube-Kanal erklärt Solmecke das Problem: Unter bestimmten Voraussetzungen könne es dazu kommen, dass das Wort „Lego“ ein sogenannter Gattungsbegriff werden könnte. Genau das sei beispielsweise mal der Marke Tempo passiert: Ursprünglich war „Tempo“ eine Eigenmarke – später jedoch nutzten Menschen den Begriff für jedes erdenkliche andere Papiertaschentuch, egal von welchem Hersteller es tatsächlich stammte. Auch die Markennamen Tesa oder Jeep gingen irgendwann in den allgemeinen Sprachgebrauch über und entwickelten sich vom Markennamen zum Gattungsbegriff.

Solmecke vermutet, dass Lego genau das verhindern will. Daher gehe der Großkonzern so massiv gegen den Youtuber vor – auch, wenn das schlechte Publicity bedeute. Für den Anwalt ein riskantes Unterfangen, denn: „Wenn alles Lego heißt, was Klemmbausteine sind, dann kann sogar die Löschung der Marke Lego beantragt werden“, erklärt er. Das sei ein „großes Risiko, was Lego hier fährt“.

Auch Panke könne das in seinem aktuellen Rechtsstreit versuchen, kommentiert Solmecke. „Das wäre natürlich ein großer Wurf“, räumt der Anwalt ein. Man müsse beispielsweise Umfragen vorlegen, die die Entwicklung vom Markennamen zum Gattungsbegriff belegen, „wahrscheinlich müssten auch Gutachten erstellt werden.“ Das alles sei aber ziemlich teuer.

Youtuber will Videos neu aufnehmen

Sollte Lego weiterhin kein Gattungsbegriff sein, dann sei die Abmahnung jedoch gerechtfertigt, erklärt Solmecke. Im privaten Bereich dürfe zwar jeder die Klemmbausteine Dritter Lego nennen – der „Held der Steine“ Thomas Panke allerdings habe hier geschäftlich gehandelt, zumal er nicht nur einen Youtube-Kanal, sondern auch einen Spielwarenladen besitze.

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Der Rechtsstreit zwischen dem Spielwarenkonzern und dem Youtuber ist derweil kein Einzelfall. Bereits im Jahr 2019 hatte Lego Panke abgemahnt, weil dessen Logo dem typischen Lego-Noppenbaustein ähnelte. Panke hatte zuvor markenrechtlichen Schutz für sein Logo beantragt, was dem Konzern sauer aufstieß. Panke hatte Lego seinerzeit in einem Video für das Vorgehen kritisiert und angekündigt, von nun an auch Produkte anderer Klemmbausteinherstellern vorzustellen. Ein Umstand, der ihm nun erneut zum Verhängnis wurde.

Panke selbst sieht die erneute Abmahnung derweil gelassen. In seinem Video lästert er vergnügt über die wirtschaftliche Situation des Großkonzerns und die seiner Ansicht nach sinkende Qualität der Produkte. Der „freundlichen Bitte“ des Spielwarenkonzerns wolle er aber „natürlich Folge leisten“, erklärt er in seinem Video. Die Filme werde er löschen – und dann einfach neu aufnehmen. Für zwei der betroffenen Videos hat er dies inzwischen in die Tat umgesetzt.

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