ZDF-Meteorologe Ben Wettervogel ist tot
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TV-Meteorologe Ben Wettervogel.
© Quelle: Screenshot / ZDF
Mainz. Er wolle „schmerzfrei sterben“, hat Ben Wettervogel vor sechs Jahren gesagt, „unter einem blühenden Apfelbaum“. Doch sein Wunsch ging nicht in Erfüllung. Am Montagnachmittag wurde der Mann, der von Benedikt Vogel aus Klein-Reken bei Borken im Münsterland zu Ben Wettervogel wurde, mit 53 Jahren tot in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Berlin-Friedrichshain gefunden. Neben ihm soll eine Pistole mit Schalldämpfer gelegen haben. Die Nachbarn, hieß es gestern, hätten nichts gehört. Die Polizei geht von Selbsttötung aus. Ein Schuss, ein leiser Suizid, wenige Monate, nachdem das ZDF im Herbst auf die Dienste des Wettermannes verzichtet hatte. „Mit Bestürzung haben wir heute Morgen vom Tod unseres ehemaligen Kollegen Ben Vogel erfahren“, sagte gestern Elmar Theveßen, stellvertretender ZDF-Chefredakteur. „Wir sind tief betroffen.“ Viele ZDF-Mitarbeiter trauerten. „Mensch Ben. Was hat dich bloß zu diesem Schritt getrieben?“, fragte etwa Christian von Rechenberg vom Landesstudio Baden-Württemberg bei Twitter. „Geschockt, tieftraurig. Du bleibst.“
Als „laut, geradlinig und herzlich“ beschrieb sich Vogel selbst. Seit 2005 war er das Wettergesicht des „Morgenmagazins“, meist gut gelaunt selbst bei Nieselregen und Schneematsch im Morgengrauen. Nickelbrille, großer Regenschirm, kumpeliger Ruhrgebietszungenschlag – der Diplom-Meteorologe liebte die Inszenierung als Wetterfrosch vom Dienst. Um zwei Uhr morgens stand er auf, um 2.45 Uhr war Arbeitsbeginn. Ein Morgenmuffel darf man da nicht sein. „Ich stehe auf und bin da“, sagte er. „Das liegt wohl daran, dass ich den Rhythmus gewöhnt bin.“ Bis 8.30 Uhr stand er siebenmal vor der Kamera.
Im August 2014 verschwand er dann plötzlich aus dem "Morgenmagazin". Über die Gründe wurde damals wie heute nichts mitgeteilt. Theveßen schrieb gestern nur, dass "die Zusammenarbeit mit ihm als Wettermoderator im vergangenen Jahr nicht fortgesetzt werden konnte". Sein Vertrag lief im Oktober aus. Man muss wohl von gesundheitlichen Problemen ausgehen, die schon im Sommer 2014 auftraten und eine Verlängerung unmöglich machten.
Vieles ist Spekulation zum Leben und Sterben von Ben Wettervogel und zu der Frage, was der Sender hätte tun oder nicht tun können. Wie sehr sich der Mann mit seinem Beruf identifizierte, verrät die Tatsache, dass er seinen Spitznamen sogar in den Personalausweis eintragen ließ. Das Pseudonym "Wettervogel", das gleichzeitig ironische Jobbeschreibung war, stammt aus seiner Zeit als Radiomoderator beim Sender SWR3 ("Damals wurde mir gesagt, dass Benedikt für einen Meteorologen zu spießig klingt.").
Wenn Jörg Kachelmann der charmante Spitzbube unter den Wettermoderatoren war, Sven Plöger der nerdige Meteorologe mit skuriler Isobarenleidenschaft und Gunther Tiersch der faktentreue Sachwalter der Wetterkunde – dann wirkte Ben Wettervogel mit seinem leichten Heinz-Erhardt-Habitus auf dem Bildschirm wie der sympathische Schmunzelonkel, der auf Familienfeiern von den Stürmen in der Biskaya erzählt.
Erregte Zuschauer, die sich über falsche Prognosen beschwerten, rief er gelegentlich persönlich an, um sie zu deeskalieren. "Manche Leute vergreifen sich im Ton", sagte er in einem Interview. "Und ich sage dann: ,Auch wenn GEZ gezahlt wird – sofern das überhaupt erfolgt ist –, gehöre ich euch nicht.'"
Eines seiner Lieblingslieder war „Ich wollte wie Orpheus singen“ von Reinhard Mey. „Meine Lieder, die klingen nach Wein / Und meine Stimme nach Rauch“, heißt es darin, „Mag mein Name nicht Orpheus sein / Mein Name gefällt mir auch.“ Ob er in den Himmel oder in die Hölle kommen werde, wurde Ben Wettervogel einst gefragt. Was das denn für eine Frage sei, fragte er – „bei meinen Beziehungen zu Petrus“.