Mord an Bord: der neue Bodensee-Krimi in der ARD
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Szene aus „Seeland – Ein Krimi vom Bodensee“.
© Quelle: SWR/Maria Wiesler
Mit einer Premiere überrascht der Film „Seeland – Ein Krimi vom Bodensee“: Zum ersten Mal ermittelt in einem deutschen Fernsehkrimi eine Person mit Transidentität. Zwar wird das im Film anfangs nur recht dezent angedeutet, weil es für die erzählte Geschichte keine Bedeutung hat. Dennoch könnte dies, falls der Film Auftakt einer Reihe sein sollte, später durchaus noch eine Rolle spielen. Ein bisschen viel Konjunktiv, warten wir es also lieber ab.
Bei der Person, von der hier die Rede ist, handelt es sich um Elena Barin, die gespielt wird von der türkischen Schauspielerin Hayal Kaya. Sie ist die neue Dezernatsleiterin der Kripo Konstanz und unternimmt einen Tag vor ihrem Dienstantritt einen Ausflug auf dem Bodensee. Sie gerät dabei an Bord des Schiffs in eine feuchtfröhliche Kostümparty. Alles scheint ganz normal zu sein, bis sie plötzlich bei einem Passagier eine Waffe entdeckt.
Flüchtiger Intensivtäter nimmt Geiseln auf Ausflugsdampfer
Die Pistole, die übrigens ziemlich schusselig versteckt getragen wird, gehört Robert Böwe (Pascal Goffin), einem Intensivtäter, der aus einem Schweizer Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht ist. Warum er ausgerechnet auf einem Ausflugsdampfer flieht, bleibt allerdings das Geheimnis der Drehbuchautoren Stefan Wild und Lisa Brunke. So richtig Sinn macht das nicht. Und solchen – nun ja – Unsinn sieht man sonst vor allem in billig zusammengeschusterten Vorabendserien. Und an die erinnert leider anfangs auch vieles in „Seeland“.
Jedenfalls gerät Böwe durch die Entdeckung seiner Waffe so unter Druck, dass er zusammen mit einem Fluchthelfer (Jakob Schmidt) kurzerhand Schiff samt Passagiere in seine Gewalt bringt. Und mittendrin in dem Getümmel steckt undercover die gute Elena Barin, die sich als äußerst ausgebuffte Ermittlerin entpuppt. Während Barin also inkognito recht clever agiert, führt an Land ihr neuer Kollege Achim Schatz (Julian Bayer) die Verhandlungen und versucht, mit seinen Kollegen die Geiselnahme zu beenden. Schatz hat übrigens gehofft, selbst Dezernatsleiter zu werden, bildet aber nun notgedrungen in „Seeland“ mit Barin ein durchaus interessantes Ermittlerduo.
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Der Kommissarin gelingt es dann auch auf geschickte Art, mit ihrem Kollegen heimlich Kontakt aufzunehmen. Doch die Lage an Bord wird immer brenzliger. So kann Barin nicht verhindern, dass ein Passagier erschossen wird. Böwe hat zudem einen Plan, um seine Flucht erfolgreich fortzusetzen. Und dann überschlagen sich die Ereignisse, der Film nimmt nach dem arg drögen Beginn Fahrt auf und hat endlich das Niveau, das man von einem ARD-Donnerstagkrimi erwarten darf.
Die Landschaft hat den größten Schauwert
Allerdings sieht man besonders den dann folgenden Actionszenen an, dass das Budget, das Regisseur Holger Haase zur Verfügung stand, wohl recht beschränkt gewesen ist. Viel ist dem ausgewiesenen Komödienspezialisten jedenfalls nicht eingefallen – außer panisch vom Schiff springenden Passagieren. Und witzige Szenen, die die bierernste Geschichte auflockern könnten, vermisst man auch.
So hat den größten Schauwert die Landschaft, der Bodensee, der darauf dümpelnde mit bunten Lichtern geschmückte Ausflugsdampfer. Und ein Schweizer Staatsanwalt (Martin Rapold), der furchterregend finster gucken kann.
Was allerdings gefällt, ist die Idee, solch einen Kriminalfall fast ausschließlich an Bord eines Schiffes spielen zu lassen. Das ist zumindest originell. Und auch das neue Ermittlerduo Barin/Schatz weiß schließlich zu überzeugen, wobei sie in dieser Beziehung die dominante Rolle spielt. Ob es ihr aber gelingt, ihren neuen Job in Konstanz als Start für ein selbstbestimmtes Leben als transidente Frau und Kommissarin zu nutzen, bleibt abzuwarten. Aber wie wir die ARD kennen, hat sie gute Chancen. Vorausgesetzt natürlich, „Seeland“ wird fortgesetzt.
„Seeland“, ARD, 15. Dezember, 20.15 Uhr, mit Hayal Kaya, Julian Bayer und Pascal Goffin