Gemütlich ungemütlich: das Krimidrama „Was wir verbergen“
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Gemeinsam mit Dela Tahiri (Hanife Sylejmani, Mitte) und Georg König (Stephan Szász, links) nimmt Katharina Tempel (Franziska Hartmann, rechts) die Arbeit an ihrem ersten Fall als Kriminalkommissarin auf in dieser Szene des Krimidramas „Was wir verbergen“.
© Quelle: Georges Pauly/ZDF/dpa
Die Sache war noch nicht ausgestanden, und nun wird sie fortgesetzt, allerdings völlig anders als erwartet: Als sich die Düsseldorfer ZDF-Krimiheldin Helen Dorn erstmals in Hamburg tummelte („Kleine Freiheit“, 2020), traf sie dort auf eine LKA-Kollegin, die offenkundig ein nicht weiter vertieftes Problem hatte. In der nächsten Episode („Wer Gewalt sät“, 2021) war Katharina Tempel ebenfalls Co-Ermittlerin, aber ihre Geschichte wird erst jetzt erzählt. Die Idee, rund um eine Nebenfigur eine eigene Reihe zu gestalten, ist natürlich nicht neu, auf diese Weise sind schon ganze Comicserien entstanden; für TV-Krimis ist das allerdings eher ungewöhnlich.
Abgesehen davon sind die beiden „Helen Dorn“-Episoden für das Verständnis von „Was wir verbergen“ völlig unerheblich, zumal die Handlung mit einem neuen Kapitel in der Karriere der Kommissarin beginnt: Sie hat sich vom LKA zur Mordkommission versetzen lassen und stürzt sich gut gelaunt und mit großem Eifer in die Arbeit. Tatsächlich wirkt sie sogar wie befreit.
Der Fall scheint schnell gelöst
Franziska Hartmann hat in den letzten Jahren viele imposante Frauenfiguren verkörpert: eine obdachlose Mutter in „Sterne über uns“ (2019, eine Kino-Co-Produktion des ZDF), eine verzweifelte Erzieherin, die in „Kalt“ (2022, ARD) indirekt den Tod eines Kindes verschuldet, eine traumatisierte Bundeswehroffizierin in „Neuland“ (2022, ZDF), die sich um ihre verwaisten Nichten kümmern muss. In „Was wir verbergen“ lächelt sie vermutlich öfter als in all diesen Produktionen zusammen. Doch der Schein trügt, wie kleine Irritationen am Rande andeuten; der kleine Sohn zum Beispiel sorgt in der Schule derart oft für Ärger, dass die Schulpsychologin eine Familientherapie empfiehlt.
Das spielt sich jedoch eher im Hintergrund ab, denn vordergründig geht es um einen Fall, der Tempel und ihren Chef (Stephan Szász) vor ein echtes Rätsel stellt: Das Ehepaar Leitermann ist aus dem eigenen Haus entführt und auf sein Boot verschleppt worden. Der Mann (Jörg Pose) konnte sich befreien, von der Frau fehlt jede Spur. Der Verdacht fällt zwar umgehend auf den Gatten, aber das Verhältnis gilt als glücklich, zumal das kinderlose Ehepaar eine gemeinsame berufliche Passion pflegt: Hans und Ulla Leitermann haben eine erfolgreiche Kinderwunschklinik gegründet.
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Dort werden allerdings auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, wenn bei der pränatalen Diagnostik ein Gendefekt festgestellt wird. Deshalb gab es in der Vergangenheit immer wieder Ärger mit einer Initiative, die sich Pro Life 21 nennt und auch vor Kunstblutattacken auf die Patientinnen nicht zurückschreckt. Als sich herausstellt, dass der Transporter der Gruppe bei der Entführung eine Rolle gespielt hat und der Vater (André Szymanski) eines Jungen mit Downsyndrom in die Entführung verwickelt ist, scheint der Fall gelöst; aber Katharina ahnt, dass dies nur die halbe Wahrheit ist.
Kluge Mischung aus Krimi und Drama
Die besondere Qualität des Drehbuchs von Elke Rössler, deren Filmografie in den letzten Jahren vor allem aus Beiträgen für die ZDF-Sonntagsreihen „Katie Fforde“ und „Ella Schön“ bestand, liegt in der cleveren Verknüpfung der beiden Beziehungsebenen: Je mehr Katharina über das Leben der Leitermanns erfährt, desto offensichtlicher sind die Parallelen zu ihrer eigenen Ehe. Zunächst ist es völlig mysteriös, dass im gesamten Haus Überwachungskameras installiert sind, von deren Existenz der Mann ebenso überrascht ist wie von dem Schutzraum in einer Kellererweiterung, die seine Frau offenbar vornehmen ließ, als er vor Jahren für längere Zeit im Ausland war. Die verstörenden Videoaufnahmen dokumentieren einen Einbruch des Grauens in einen vermeintlich beschaulichen Alltag und sind ähnlich schockierend wie Katharinas eigene Erfahrungen.
Regie führte Francis Meletzky, die neben diversen Krimis immer wieder auch Dramen inszeniert hat; genau die richtige Voraussetzung für eine Geschichte, die prägende Elemente beider Genres klug miteinander mischt.
„Was wir verbergen“, 2. Dezember, 20.15 Uhr, Arte, mit Franziska Hartmann