Australiens Osten versinkt im „Jahrtausendhochwasser“
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Extreme Niederschläge haben die Flüsse im Osten Australiens über die Ufer treten lassen.
© Quelle: imago images/AAP
Häuser, von denen nur noch das Dach hervorschaut, Straßen, auf denen Boote fahren: Der Osten Australiens wird derzeit von extremen Überschwemmungen heimgesucht. Brisbane, die Hauptstadt des Bundesstaates Queensland, erhielt 80 Prozent ihrer jährlichen Niederschläge innerhalb von nur drei Tagen. Mindestens 15.000 Häuser wurden überschwemmt, der Hafen der Stadt musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Zuletzt war der Bundesstaat 2011 von ähnlich starkem Hochwasser heimgesucht worden.
Inzwischen ist auch der Bundesstaat New South Wales betroffen, in dem Sydney liegt. Der dortige Premier Dominic Perrottet hat die Überschwemmungen bereits als eine der schlimmsten Naturkatastrophen überhaupt bezeichnet. In einer Pressekonferenz sprach er von einem „Jahrtausendereignis“. New South Wales war auch einer der Bundesstaaten gewesen, der von den katastrophalen Buschfeuern 2019/20 betroffen war.
<b>Dramatische Rettungsaktionen</b>
Die derzeitige Naturkatastrophe hat bereits acht Tote gefordert, doch etliche Menschen gelten noch als vermisst. Am Dienstag meldeten lokale Medien, dass eine Frau tot in ihrem überfluteten Haus in Lismore, einem Ort rund 700 Kilometer nördlich von Sydney, aufgefunden worden sein soll. Doch die Berichte wurde bisher nicht von offizieller Seite bestätigt. Lismore ist einer der Orte, die besonders schlimm betroffen sind. Der lokale Fluss erreichte zeitweise einen Wasserstand von über 14 Metern, mehr als zwei Meter höher als beim vorherigen Höchststand im Jahr 1954. Hunderte Menschen mussten evakuiert werden.
In Lismore kam es zudem zu einigen recht dramatischen Rettungsaktionen. Beispielsweise wurde eine 93-jährige Frau gerade noch rechtzeitig aus ihrem Haus geholt – mit gerade mal 20 Zentimetern Freiraum über ihrem Kopf, nachdem ihr gesamtes Haus bereits mit Wasser vollgelaufen war. Ein Mann in Lismore, dessen Haus zuvor noch nie überflutet war, berichtete lokalen Medien, wie er noch vor Tagesanbruch aufwachte, nachdem Wasser in sein Haus strömte. Aidan Ricketts schaffte es, seine eigene Familie mit einem Boot in Sicherheit zu bringen. Obwohl er schnell erkannte, dass sein Haus nicht mehr zu retten war, kehrte er zurück, um Nachbarn aus den umliegenden Straßen zu retten. Insgesamt brachte er am Montag 16 Menschen und fünf Hunde in Sicherheit. „Als wir unser Haus verließen, saßen Nachbarn auf ihren Dächern und wir hörten Leute in einem Dachhohlraum, die versuchten, ein Loch in ihr Metalldach zu schlagen und so herauszukommen“, sagte er der australischen Ausgabe des „Guardian“.
<b>Gestrandete Autos und Kühe</b>
Hunderte von Fahrzeugen waren auf der Autobahn zwischen den Küstenorten Ballina und Tweed Heads gestrandet, nachdem Hochwasser die Straße an mehreren Stellen unpassierbar gemacht hatte. Einige Autos mussten rangieren, um sich auf einer Reihe kleinerer, noch trockener „Inseln“ zu positionieren, als das Hochwasser um sie herum immer weiter stieg. Auf einigen Straßenabschnitten befanden sich glücklicherweise mit Lebensmitteln beladene Lastwagen, deren Fahrer Essen unter den Gestrandeten verteilten.
Auch etliche Tiere versuchten, sich vor den Fluten in Sicherheit zu bringen. Eine australische Journalistin postete mehrere Fotos von Kühen, die an völlig unerwarteten Orten auftauchten – am Strand, auf einem Dach und teilweise etliche Kilometer entfernt von ihrem eigentlichen Zuhause.
<b>Australien: Mehr Extremereignisse durch den Klimawandel</b>
Laut eines Klimawissenschaftlers werden derartig katastrophale Überschwemmungen aufgrund der Erwärmung durch den Klimawandel in Zukunft immer wahrscheinlicher. Laut des jüngsten IPCC-Berichts muss Australien mit deutlich mehr Extremereignissen wie Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen, Dürren und Buschfeuern rechnen. Schon heute haben mehrere wichtige Ökosysteme auf dem Kontinent durch die Erwärmung irreversiblen Schäden erlitten, darunter die Korallen am Great Barrier Reef oder die Kelpwälder im Südosten des Landes.
Mark Howden, stellvertretender Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe und Direktor des Instituts für Klima, Energie und Katastrophenlösungen an der Nationaluniversität in Canberra, sagte dem „Guardian“, dass der jüngste IPCC-Bericht deutlich mache, dass Staaten sich auf die veränderten Bedingungen anpassen müssten. Denn auch wenn man ein einzelnes Ereignis wie die derzeitige Katastrophe nicht so einfach auf den Klimawandel zurückführen könne, so sei eindeutig, dass „die Effekte des Klimawandels bereits erkennbar“ seien und dass sie überwiegend „negativ“ seien.