Feuer im Berliner Grunewald: Wie gefährlich ist die Belastung durch Feinstaub?
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Rauch steigt im Berliner Grunewald auf.
© Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Das Feuer im Berliner Grunewald hält die Einsatzkräfte in Atem: Nach einer Explosion auf einem Sprengplatz der Polizei brennt und raucht dort am Donnerstagnachmittag eine Waldfläche von etwa 50 Hektar. Immer wieder sind in den letzten Wochen Waldbrände in Deutschland ausgebrochen – so kämpft etwa die Feuerwehr in der Sächsischen Schweiz weiterhin gegen immer neue Glutnester an.
Doch im Fall des Grunewalds in Berlin kommt ein Feuer nun gefährlich nah an bewohnte Gebiete. Zahlreiche Siedlungen grenzen direkt an den Wald. Anwohnende seien aber momentan nicht in Gefahr. „Das werden wir verhindern“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Donnerstagmorgen. Die Retterinnen und Retter haben einen Sperrkreis von rund einem Kilometer um den Brandort gezogen.
Die nächsten Wohngebäude seien aktuell mindestens zwei Kilometer entfernt, so der Feuerwehrsprecher. „Was für mich wichtig ist: dass die Sicherheit der Berlinerinnen und Berliner nicht gefährdet ist, und das ist hier gegeben“, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Donnerstag am Ort des Einsatzes.
Unsichtbare Gefahr durch Feinstaub
Doch bei Waldbränden lauert noch eine ganz andere Gefahr: Die gesundheitliche Belastung durch Feinstaub. „Ein Waldbrand ist eine massive Feinstaubexposition“, erklärt Frank Powitz gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Letztendlich würde zwar bei jedem Brand Feinstaub freigesetzt, jedoch „haben wir bei einem Waldbrand eine extrem hohe Dosis aufgrund der Flächenbrände“, so der Lungenfacharzt.
Dieser Feinstaub belaste die Lunge sowohl bei kranken als auch bei gesunden Menschen. „Auf jeden Menschen wirkt Feinstaub ungünstig“, betont der Vorsitzende des Berufsverbands der Pneumologen in Bayern.
Feinstaub, der bei einem Brand freigesetzt wird, sei eine Mischung aus vielen verschiedenen Partikeln – sogenannte Verbrennungs- und Pyrolyseprodukte. „Kranke Menschen sind natürlich besonders empfänglich dafür“, so Powitz. Zu Risikoerkrankungen zählen unter anderem Asthma oder die Lungenerkrankung COPD, bei der die Atemwege dauerhaft verengt und entzündet sind. Aber auch das Rauchen erhöhe die Anfälligkeit für Feinstaub, so der Arzt.
Umweltbundesamt gibt aktuell Entwarnung für Berlin
Am Donnerstagnachmittag kann das Umweltbundesamt (UBA) vorläufig Entwarnung geben, was erhöhte Feinstaubbelastung in den Gebieten rund um den Grunewald angeht: „Im Moment sieht man in den Daten keine Auffälligkeiten“, teilt die Fachbereichsleiterin vom Fachgebiet zur Beurteilung der Luftqualität, Ute Dauert, mit.
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Das gelte auch für die Gebiete rund um den Nationalpark Sächsische Schweiz. Dabei beruft sie sich auf den Feinstaubmittelwert in den vergangenen 24 Stunden, der laufend aktualisiert wird.
Der Grenzwert liegt aktuell bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. „Davon sind wir in Berlin noch weit entfernt“, so Dauert. Am Donnerstagnachmittag liegt die Belastung an der Messstation in Grunewald bei 16 Mikrogramm pro Kubikmeter und wird damit als „sehr gut“ eingestuft. Zum Vergleich: In Hannover liegt sie bei 19 Mikrogramm, in Berlin-Mitte bei 30 Mikrogramm.
App für Luftqualität des UBA
Jedoch variiere die Aussagekraft solcher Messungen. „Es ist immer eine Frage, wohin der Wind die Rauchwolke trägt“, sagt sie. Die Messungen würden in drei bis vier Meter Höhe vorgenommen. „Wenn die Rauchsäule nach oben aufsteigt, wird sie schnell verteilt“, so Dauert. „Wer Vorerkrankungen hat, sollte deshalb aufpassen“, betont sie. Über die App „Luftqualität“ des Umweltbundesamtes kann sich jeder über die aktuelle Feinstaubbelastung in seinem Wohnort informieren.
Gesundheitliche Folgen von Feinstaubbelastung
Bei Feinstaubbelastung unterscheide man zwischen kurzfristigen und langfristigen Belastungen, so Lungenarzt Frank Powitz. „Verschiedene Studien deuten auf Zusammenhänge zwischen Atemwegsreizungen, verminderter Lungenfunktion, Verschlechterung vorbestehender Krankheiten wie Asthma oder chronisch-obstruktiver Bronchitis (COPD) oder vermehrten Herzinfarkten in Waldbrandgebieten hin“, schreibt das Umweltbundesamt dazu auf seiner Internetseite.
Die unmittelbaren Folgen von Feinstaub habe man in den Jahren mit Raketen und Böllern gut an Silvester sehen können: „Am nächsten Tag hatten wir die Notaufnahmen voll mit Menschen, die durch eine Lungenkrankheit vorbelastet sind“, so Powitz.
Bei der unvollständigen Verbrennung von organischem Material wie Holz entstünden zudem Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Die Aufnahme in den menschlichen Körper erfolge über die Nahrung, die Haut oder die Atmung. Einige chemische Komponenten der PAK seinen nachweislich krebserregend, fruchtbarkeitsgefährdend und könnten das Erbgut menschlicher Zellen verändern, schreibt das Umweltbundesamt in Bezug auf Feinstaub.
„Letztendlich muss man sich darauf verlassen, dass die regionalen Behörden richtig entscheiden“, so der Pneumologe.
Mit dpa
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