Öffentliche Durchsuchungen von Achtjährigen: Neuer Bericht über Rassismus bei britischer Polizei
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Britische Polizisten und Polizistinnen stehen während einer Demonstration in London auf einer Straße (Archivbild).
© Quelle: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
London. Schwarze Kinder in England und Wales werden weitaus häufiger Leibesvisitationen durch die Polizei unterzogen als ihre weißen Altersgenossen. Das geht aus einem Bericht der Kinderschutzbeauftragten Rachel de Souza hervor, der am Montag veröffentlicht wurde.
Die Wahrscheinlichkeit, als schwarzes Kind oder Jugendlicher durchsucht zu werden, war demnach gemessen am Bevölkerungsanteil sechsmal höher. Dem Bericht zufolge kam es zwischen 2018 und Mitte 2022 zu fast 3000 Leibesvisitationen bei Kindern. In mehr als der Hälfte der Fälle sei keine erwachsene Vertrauensperson anwesend gewesen.
Die Untersuchung war eingeleitet worden, nachdem an einer Londoner Schule im Jahr 2020 eine schwarze 15-Jährige, die gerade ihre Periode hatte, von zwei Polizistinnen durchsucht worden war, ohne dass eine weitere erwachsene Person anwesend war. Das Mädchen wurde verdächtigt, Marihuana bei sich zu haben. Drogen wurden nicht gefunden. In einem früheren Bericht hieß es, dass Rassismus bei dem Vorfall wahrscheinlich ein Faktor gewesen sei.
Der Mut des Mädchens, zu einem traumatischen Ereignis Stellung zu beziehen, das ihr widerfahren sei, habe zu dem nun veröffentlichten Bericht geführt, der eine weit verbreitete Nichteinhaltung von Richtlinien ermittelt habe und eine zutiefst beunruhigende Praxis belege, sagte die Kinderschutzbeauftragte. De Souza rief die Führung der Nationalpolizei dazu auf, einen Reformplan mit Blick auf Durchsuchungen von Kindern zu veröffentlichen.
Durchsuchungen an unangemessenen Orten
Dem Bericht zufolge wurden Kinder ab einem Alter von acht Jahren an oftmals unangemessenen Orten durchsucht, etwa in Vergnügungsparks, Fahrzeugen und teils vor den Augen der Öffentlichkeit. In einigen Fällen war mindestens ein Beamter oder eine Beamtin mit einem anderen Geschlecht als dem des Kindes zugegen, das durchsucht wurde.
Mehr als ein Drittel der 2847 erfassten Leibesvisitationen betrafen schwarze Kinder – gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil eine sechsfach erhöhte Wahrscheinlichkeit. Bei weißen Kindern sei diese Wahrscheinlichkeit dagegen halbiert gewesen. De Souza sagte, diese Diskrepanz sei absolut inakzeptabel.
Die antirassistische Denkfabrik Runnymede Trust erklärte, die Ergebnisse seien noch schwerer zu verdauen als der kürzlich erschienene Bericht über die Londoner Polizei, der dieser ein institutionelles Problem mit Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie attestiert hatte. Die Denkfabrik rief dazu auf, Polizisten und Polizistinnen von Schulen abzuziehen und ihnen nicht mehr zuzubilligen, Kinder zu durchsuchen. Oft seien Beamte und Beamtinnen nicht in der Lage, die Notwendigkeit ihres Handelns zu rechtfertigen. Der neue Bericht zeige, „dass unsere Polizeikrise nicht auf London begrenzt ist, sie ist national“, erklärte die Denkfabrik.
RND/AP