Weil Grenoble die Erlaubnis gibt, streitet Frankreich wieder über Burkinis
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Eine muslimische Schülerin sitzt in einem Ganzkörperbadeanzug (Burkini) am Rande eines Schwimmbeckens. (Archivfoto)
© Quelle: Rolf Haid/dpa
Grenoble. Die französische Großstadt Grenoble hat am Montag muslimische Ganzkörperbadeanzüge, sogenannte Burkinis, in öffentlichen Schwimmbädern zugelassen. Nach dreieinhalbstündiger kontroverser Debatte stimmte eine knappe Mehrheit der Stadtverordneten für eine entsprechende Änderung der Schwimmbadordnung.
Mit den Plänen hatte der grüne Bürgermeister der Stadt, Éric Piolle, eine landesweite Burkini-Debatte losgetreten. Kritiker sprachen von einer schleichenden Islamisierung, während Piolle Frauen die Entscheidung selbst überlassen will, im Wasser so viel oder wenig zu tragen, wie ihnen passt. Oben ohne ist künftig ebenfalls erlaubt.
Der Bürgermeister selbst sieht darin kein großes Ding. Diskriminierung im Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen müsse vermieden werden, es gehe um den sozialen Fortschritt, dass Menschen zum Baden tragen könnten, was sie wollen, betonte Piolle. „Eigentlich ist es uns egal, ob es ein körperbedeckender Badeanzug ist zum Schutz vor der Sonne oder aus religiösen Gründen, das geht uns nichts an“, sagte der Bürgermeister kürzlich der Zeitung „Le Figaro“ und beklagte „Debatten von extremer Gewalt“. Auch wenn es offiziell nicht um Burkinis geht, lässt die Vorgeschichte schließen, dass sie dennoch zentral sind. Nach Protesten für die Zulassung der muslimischen Badeanzüge zeigte der Bürgermeister klare Sympathien für die Gruppierung, die sich dafür stark macht.
Präfekt kündigt rechtliche Schritte gegen Burkinis an
Präfekt Laurent Prévost hatte bereits am Sonntagabend gerichtliche Schritte angekündigt, sollte es grünes Licht für das Tragen von Burkinis in öffentlichen Bädern in Grenoble geben. Gemäß der Anweisungen, die er von Innenminister Gérald Darmanin erhalten habe, werde er vor das Verwaltungsgericht ziehen, um eine Aussetzung der Regelung zu erwirken.
Um Burkinis gab es bereits im Sommer 2016 einen heftigen Streit in Frankreich, örtlich auch Verbote. Der Staatsrat erklärte schließlich ein kommunales Burkini-Verbot, wie es an der Côte d'Azur erlassen worden war, für rechtswidrig. Um Burkinis weiterhin von Stränden und aus Bädern zu verbannen, bedienten Kommunen sich danach Begründungen der Hygiene und der Sicherheit.
Frankreich versteht sich als laizistisches Land, in dem eine strikte Trennung von Staat und Religion herrscht. Der Umgang mit religiösen Symbolen in der Öffentlichkeit sorgt immer wieder für Kontroversen, vor allem im Zusammenhang mit dem Islam.
RND/dpa