Coming-out mit 61: Chef der Hanauer Straßenbahn freut sich über positive Reaktionen der Stadtspitze
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Gelöst: HSB-Chef Thomas Schulte zeigt sich nach seinem öffentlichen Coming-out als trans Frau erleichtert.
© Quelle: Nicole Schmidt
Hanau. Thomas Schulte leitet des Hanauer Nahverkehrsunternehmen seit 2017. Künftig wird er auch in seinem beruflichen Umfeld als Frau auftreten.
An der Pressekonferenz nahmen am Montagnachmittag neben Schulte selbst auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky, Stadtrat Thomas Morlock als HSB-Aufsichtsratschef sowie dessen Nachfolgerin Isabelle Hemsley teil.
Pressekonferenz auf eigenen Wunsch
Noch nie zuvor hat eine städtische Pressekonferenz einen so zutiefst privaten Bereich berührt, etwas so Persönliches aus dem geschützten Raum der Privatsphäre in das Licht der Öffentlichkeit geholt – wohlgemerkt auf Wunsch der betroffenen Person selbst. Denn Thomas Schulte war es, der sich „nach einiger Überlegung“ zu seinem Coming-out entschlossen hatte.
Privat lebt Schulte bereits seit einiger Zeit als Frau, die positiven Reaktionen hier hätten ihn darin bestärkt, sich auch im beruflichen Umfeld zu seiner Transidentität zu bekennen.
„Ich möchte mit diesem Schritt auch Menschen Mut machen, die vielleicht in einer ähnlichen Situation sind“, sagte der 61-Jährige, der selbst nur zu gut um die Anstrengung weiß, die es bedeutet, gewissermaßen zwei Leben zu führen: „Es geht, aber es ist belastend.“
Coming-out vor rund 200 Mitarbeitenden im Büro
Bei der Pressekonferenz war ihm die Erleichterung deutlich anzumerken. Schulte lächelte, wirkte gelöst. „Sie können sich denken, dass das heute Morgen noch ganz anders aussah“, sagte er in Richtung der zahlreich anwesenden Journalisten. Heute Morgen, das war um 7.30 Uhr in seinem Büro, als er das Coming-out vor seinen immerhin rund 200 Mitarbeitenden noch vor sich hatte.
Positive Reaktionen, sogar Applaus
Die ersten Reaktionen seien dann weitaus positiver ausgefallen, als er erwartet habe. Zwei Kollegen standen spontan auf, es gab Applaus. „Ich empfinde das als absolut befreiend und zugleich als großes Privileg“, sagte Schulte auch mit Blick auf die Reaktionen der Stadtspitze auf sein Coming-out.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky versicherte Schulte seinen größten Respekt und betonte ebenso wie Stadtrat Thomas Morlock die Notwendigkeit, dass ein solcher Vorgang eines Tages etwas ganz Alltägliches sein werde.
Schultes berufliches Umfeld hat nun zunächst ein wenig Zeit, die zweifelsohne überraschende Neuigkeit ein wenig setzen zu lassen, sich damit vertraut zu machen.
Ab 15. Juni wird aus Thomas dann Corinna-Maria
Ab 15. Juni wird Schulte dann offiziell als Frau auftreten und Corinna-Maria heißen, auch wenn er, bis seine gefühlte Geschlechtsidentität auch behördlich anerkannt ist, seine Unterschrift vorerst weiterhin noch mit seinem Geburtsnamen leisten wird.
Maria ist der Vorname seiner Mutter und Großmutter, der Name Corinna, so Schulte, „war einfach irgendwie da“.
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Bis zum Ende der Legislaturperiode im Mai soll sie nun zwar noch abstimmen, aber nicht mehr in den Plenarsaal dürfen.
© Quelle: Reuters
Am Ende war es Schulte auch wichtig zu betonen, dass sich abgesehen von Namen und Äußerlichkeiten eigentlich nichts ändere. Denn: „Ich bin ja immer noch dieselbe Person.“
[Anmerkung der Redaktion: Unsere Autorin hat sich dazu entschlossen, bis zum im Artikel genannten Stichtag noch in der männlichen Form über Thomas Schulte zu schreiben.]
Dieser Text ist zuerst in der „Gelnhäuser Neue Zeitung” erschienen.