Gewalt gegen Frauen

Ein Jahr nach dem Mord an Sarah Everard: „Männer müssen aufwachen“

Teilnehmerinnen des „Walk for Them“-Spaziergangs erinnerten am Donnerstagabend an die ermordete Sarah Everard.

Teilnehmerinnen des „Walk for Them“-Spaziergangs erinnerten am Donnerstagabend an die ermordete Sarah Everard.

London. Entführt, vergewaltigt, getötet. Ein Jahr ist es her, dass der Mord an der damals 33-jährigen Sarah Everard durch einen Polizisten eine Schockwelle in Großbritannien auslöste. In den sozialen Medien erzählten damals Tausende Frauen von ihren eigenen Erfahrungen, von Missbrauch und Gewalt, von fehlender Sicherheit. Hunderte ignorierten den verhängten Lockdown und versammelten sich in einem Park im Süden Londons zu öffentlichen Mahnwachen.

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Nur ein halbes Jahr später, im September vergangenen Jahres, passierte dann der nächste Mord in der Hauptstadt, der Schlagzeilen machte und einen Aufschrei provozierte. Die 28-jährige Lehrerin Sabina Nessa wurde auf dem Weg zu einem Treffen mit einem Freund von einem 36-jährigen, ihr fremden Mann erschlagen und ermordet. Immer wieder forderten Frauen danach härtere Gesetze und mehr Aufmerksamkeit für Verbrechen an Frauen, verübt durch Männer. Doch was hat sich seit den Morden an Everard und Nessa, die nur zwei Beispiele unter vielen sind, in Großbritannien getan?

Was macht die Politik?

Boris Johnson sprach der Familie am Donnerstag, ein Tag vor dem Jahrestag der Ermordung von Everard, erneut sein Mitgefühl aus und betonte: „Es ist inakzeptabel, dass so viele Frauen und Mädchen immer noch Angst vor Gewalt und Missbrauch haben.“

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Um das zu ändern, hat Innenministerin Priti Patel diese Woche eine Kampagne gestartet – mit dem Namen „Enough“ („Genug“). Diese umfasst unter anderem Fernsehwerbung und Plakate. Das Ziel: Es sollen einfache Maßnahmen gezeigt werden, die jeder ergreifen kann, um Missbrauch zu stoppen. So sieht man in einem ersten Clip, wie ein junger Mann seinen Freund dazu ermahnt, einer Frau keine weiteren übergriffigen Kommentare mehr hinterherzurufen. „Es reicht“, sagt er zu ihm.

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Die britische Tageszeitung „The Guardian“ begrüßt dabei vor allem, dass die Kampagne einen neuen Fokus einnimmt: Weg von Ratschlägen für Frauen, die ihnen detailliert vorschreiben, wie sich diese schützen sollen, hin zu der Verantwortung der Täter.

Geht das weit genug?

Viele Aktivistinnen betonen jedoch, dass die zaghaft ermahnende Kampagne angesichts des Ausmaßes der Gewalt noch nicht ausreicht. Laut dem britischen Statistischen Bundesamtes, dem „Office for National Statistics“ (ONS) wurden zwischen April 2020 und März 2021 in England und Wales 177 Frauen ermordet. Dazu gehören neben dem Mord an Everard auch viele Fälle von häuslicher Gewalt.

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Im vergangenen Jahr lehnte die Regierung die Forderung ab, Misogynie als Hassverbrechen einzustufen. Hinzu kommt, dass das Vertrauen in die britische Polizei nie wiederhergestellt wurde, nachdem Teilnehmerinnen der Mahnwachen vor einem Jahr von Beamten gewaltsam abgeführt wurden. „Um die Wunden zu heilen“, rief die Aktivisten Freya Papworth am Freitag erneut zu einem Treffen im Park Clapham Common auf. Mitorganisatorin Georgia Yale sagte: „Wir haben es satt, Gewalt an Frauen zu akzeptieren.“ Dies sei ein Männerproblem und sie „müssen aufwachen und etwas dagegen unternehmen“.

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