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Corona-Leugner- und Prepperszene

Nach Explosion in Ratingen: mehrere Hinweise auf Verschwörungserzählungen bei Verdächtigem

Ratingen am 11. Mai 2023: Bei einem vermeintlichen Rettungseinsatz werden 35 Personen von einem 57-jährigen Mann zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Ratingen am 11. Mai 2023: Bei einem vermeintlichen Rettungseinsatz werden 35 Personen von einem 57-jährigen Mann zum Teil lebensgefährlich verletzt.

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Ratingen. Nach der Explosion mit 35 Verletzten in einem Ratinger Hochhaus haben Ermittler handschriftlich verfasste Zettel gefunden, die darauf hinweisen, dass der 57-jährige Tatverdächtige möglicherweise Verschwörungserzählungen zugeneigt war. Das sagte eine Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am Dienstag gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Erwiesen sei das allerdings noch nicht. „Das wird im Moment noch ausgewertet“, erklärte sie.

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Mehrere Medien, darunter der „Kölner Stadt-Anzeiger“, berichteten in den vergangenen Tagen, dass es den Ermittlern gelungen wäre, das Mobiltelefon des Verdächtigen zu „knacken“. Dort sei Material der rechtsextremen QAnon-Verschwörungserzählung entdeckt worden, hieß es in den Berichten. Das konnte die Sprecherin dem RND nicht bestätigen. „Hinweise auf Verschwörungserzählungen gibt es, aber zu einer Gruppierung wie QAnon bislang nicht“, sagte sie. Die Ermittlungen dazu würden andauern.

QAnon ist die Bezeichnung für eine Verschwörungserzählung, die 2017 in den USA ihren Anfang nahm. Dabei geht es um angebliche Pädophile und Kannibalen in den höchsten Machtzentralen und die Erzählung von einer verborgenen „Elite“, einem angeblichen „tiefen Staat“ („Deep State“).

Menschen haben auf dem Marktplatz in Ratingen zum Gedenken an die Opfer der Explosion Kerzen aufgestellt.

Menschen haben auf dem Marktplatz in Ratingen zum Gedenken an die Opfer der Explosion Kerzen aufgestellt.

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Verdächtiger könnte Corona-Leugner- und Prepperszene angehören

Das Motiv des Verdächtigen sei weiter unklar, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in einer Sondersitzung des Innenausschusses des Landtags berichtet. Der Beschuldigte stehe zwar im Verdacht, der Corona-Leugner- und Prepperszene anzugehören. Ob dies „handlungsleitend“ war, wisse man aber noch nicht. Reul berichtete, dass in der Wohnung des Tatverdächtigen Unterlagen über einen angeblichen „Impfzwang“ und ein „ungewöhnlich hoher Vorrat an Lebensmitteln mit langem Haltbarkeitsdatum“ gefunden worden seien.

Weder der Polizei noch dem Verfassungsschutz lägen Erkenntnisse vor, durch die sich der Mann etwa der „Reichsbürger“-Szene oder der rechten Szene zuordnen ließe. Der Verdächtige äußerte sich bislang nicht und verweigerte auch das Gespräch mit einem Psychiater, erklärte die Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weiter. Der Psychiater werde nun auf Basis der Ermittlungsakten ein Gutachten erstellen.

Nach Explosion in Ratingen: drei Menschen weiter in Lebensgefahr

Bei der Explosion in Ratingen bei Düsseldorf waren am 11. Mai 35 Menschen verletzt worden. Drei von ihnen befanden sich am Montag weiter in Lebensgefahr.

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Einsatzkräfte waren wegen eines überquellenden Briefkastens und Verwesungsgeruchs unter dem Stichwort „hilflose Person“ zur Wohnung des 57-Jährigen gerufen worden. Polizei und Feuerwehr trafen auf einen verwahrlost wirkenden Mann, der ihnen Benzin entgegengeschleudert und gezündet haben soll, als sie seine Wohnungstür öffneten. Der Ratinger sitzt wegen des Verdachts des versuchten Mordes in neun Fällen in Untersuchungshaft.

In der Wohnung stießen Einsatzkräfte später auf eine teilweise skelettierte Frauenleiche, die in einem Rollstuhl saß. Dabei dürfte es sich um die Mutter des 57-Jährigen handeln. Die Identifizierung steht noch aus.

RND/nis/dpa

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