TV-Professor sieht „rote Linie“ überschritten

Harald Lesch solidarisiert sich mit Letzter Generation: „Ihr seid keine Mafia“

Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch spricht auf der Frankfurter Buchmesse 2021. (Archivbild)

Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch spricht auf der Frankfurter Buchmesse 2021. (Archivbild)

Der Astrophysiker und Wissenschafts­journalist Harald Lesch sieht mit den Razzien bei der Klimabewegung Letzte Generation eine „rote Linie“ überschritten. Das sagte Lesch im Gespräch mit einem Aktivisten auf einer Kundgebung auf dem Marienplatz in München.

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„Jetzt muss man euch unterstützen nach dieser Scheiße“, sagte Lesch in dem Gespräch, das am Donnerstag­abend auf der Streaming­plattform Twitch übertragen und später vielfach in sozialen Medien geteilt wurde. Für ihn sei mit den Razzien bei der Letzten Generation am Mittwoch eine „rote Linie“ überschritten worden. Man müsse der Gruppe in ihren Aktionen nicht zustimmen, „aber das, was jetzt passiert, das geht auf keinen Fall“.

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Am Mittwoch­morgen durchsuchten die Staats­anwaltschaft und Polizei 15 Wohnungen von Mitgliedern und Unterstützern der Gruppe in sieben Bundes­ländern. Der Vorwurf lautete Bildung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung. Ermittelt wird gegen sieben Beschuldigte. Zwei davon stehen im Verdacht, im April 2022 versucht zu haben, die Ölpipeline Triest-Ingolstadt, die Bayern versorgt, zu sabotieren. Die Razzia wurde von vielen Seiten als übertrieben kritisiert. Die Initiative beklagte, ihre Mitglieder fühlten sich wie „Schwer­verbrecher behandelt“.

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Lesch zur Letzten Generation: „Ihr seid keine Mafia, ihr seid keine Kriminellen“

Auch Leschs Kritik an den Maßnahmen schlägt in eine ähnliche Richtung: „Es kann nicht sein, dass man euch behandelt wie Kriminelle“, sagte Lesch am Donnerstag in München. Die Letzte Generation würde ihre Meinung vertreten und für einige der „Maßnahmen“ gebe es den Straftat­bestand der Nötigung, sagte der Astrophysiker. „Aber das rechtfertigt auf keinen Fall irgendwelche Razzien, und morgen vor dem Bett mit einer Gruppe Leute zu stehen, mit gezogener Waffe, das geht auf keinen Fall“, so Lesch. „Ihr seid keine Mafia, ihr seid keine Kriminellen, ihr seid besorgt wie wir alle“, sagte der Wissenschaftler. Das könne man nicht bestrafen. „Also weitermachen“, empfahl Lesch der Letzten Generation.

Scholz plant Maßnahmen zur Bekämpfung von Straftaten der Letzten Generation

Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Ahndung von Straftaten der Klima­aktivisten­gruppe Letzte Generation begrüßt.

Der auf Twitter geteilte Ausschnitt von dem Protest in München bekam auf der Plattform große Zustimmung. „Sie zeigen uns wissenschaftlich das Desaster sowohl in der Klimapolitik sowie auch jetzt in der bayerischen Justiz“, schrieb ein Nutzer in den Kommentaren. Eine andere Nutzerin bezeichnet Lesch als „Ehrenmann“. Allerdings gab es auch Widerspruch: „Ich schätze Herrn Lesch sehr für seine tolle wissenschaftliche Arbeit. In diesem Fall aber bin ich anderer Meinung“, kommentierte eine Userin. „Auch wenn der Vergleich mit der Mafia ein bisschen sehr weit hergeholt ist, Nötigung, Sach­beschädigung und Anstiftung zu Straftaten sind juristisch durchaus relevant.“

Am Donnerstag­abend hatten in München einige Hundert Menschen für die Gruppe, für Klimaschutz und gegen die Razzia demonstriert. Am Mittwoch hatte es in Berlin und anderen Städten Demonstrationen mit jeweils einigen Hundert Menschen gegeben.

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Der Astrophysiker Harald Lesch ist der breiten Öffentlichkeit vor allem durch seine Moderationen in der ZDF-Sendung „Terra X“ bekannt. Er wurde zweimal mit dem Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie Bestes Infotainment ausgezeichnet. Zudem lehrt Lesch als Professor für Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie als Lehrbeauftragter für Natur­philosophie an der Hochschule für Philosophie München. Eines seiner Haupt­themen ist der menschen­gemachte Klimawandel. „Die Leute haben nicht verstanden, wie dramatisch der Klimawandel ist“, sagte Lesch im vergangenen Jahr in einem Interview mit dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

RND/sic/dpa


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