Polizei: Video von Gewalttat in Heide nicht weiterverbreiten
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Ein Video einer jugendlichen Gewalttat in Heide wird derzeit in den sozialen Medien verbreitet. Die Landespolizei ruft dazu auf, die Aufnahme nicht mehr zu teilen.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Heide. Ein schockierender Fall von Jugendgewalt erschüttert Schleswig-Holstein: In einem mehrminütigen Video, das in sozialen Medien kursiert, ist zu sehen, wie eine 13-Jährige in Heide von anderen Jugendlichen geschlagen und gedemütigt wird. Die Polizei bestätigte die Echtheit des Videos. Der Vorfall soll sich bereits am 21. Februar abgespielt haben.
Merle Neufeld, Sprecherin der Polizeidirektion Itzehoe, sagte auf Nachfrage, dass die Ermittlungen in dem Fall nach wie vor laufen. Es müssten noch Vernehmungen durchgeführt werden. „Alle Tatverdächtigen sind ermittelt. Wir ermitteln wegen gefährlicher Körperverletzung und Nötigung“, sagte Neufeld.
Gewalttat in Heide: Drei Mädchen sind die Haupttatverdächtigen
Bei den drei Haupttatverdächtigen soll es sich um jugendliche Mädchen handeln. Zur Gruppe, die sich um das 13-jährige Opfer scharte, sollen überwiegend Mädchen gehört haben, auch im Kindesalter. Täterinnen und Opfer sollen zum Teil auch miteinander bekannt sein.
Was im Vorfeld der Tat passierte, sei auch noch Teil der Ermittlungen, sagte die Polizeisprecherin. Neben der Polizei sind auch die Staatsanwaltschaft, das Jugendamt und die Jugendgerichtshilfe mit dem Fall betraut. Das 13-jährige Mädchen soll nach einem Bericht des „Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags“ (SHZ) noch immer in einer Tagesklinik behandelt werden. Demnach habe die Mutter der 13-Jährigen die Tat unmittelbar nach dem Vorfall bei der Polizei angezeigt und ihre Tochter von der Schule in Heide genommen.
Die Landespolizei verfasste am Dienstag auf der Plattform Twitter den Aufruf, das Video des Gewaltdelikts nicht in den sozialen Medien zu teilen oder hochzuladen. Dies verletze zusätzlich zur Tat die Rechte Betroffener und könne strafbar sein.
Mit Blick auf die Tat in Heide und den gewaltsamen Tod einer Zwölfjährigen im nordrhein-westfälischen Freudenberg, die am 11. März offenbar von zwei Freundinnen erstochen wurde, stellt sich die Frage nach einer zunehmenden Gewalt unter Jugendlichen.
Weißer Ring: Verbreitung des Videos „potenziert die Demütigung“ für die Opfer
Von diesen besonders tragischen Fällen ließe sich keine Gesamttendenz ableiten, sagte Joachim Brandt, Sprecher des Weißen Rings in Schleswig-Holstein, auf Nachfrage. Allerdings käme heutzutage bei solchen Taten erschwerend hinzu, dass diese wie in Heide gefilmt und schnell verbreitet werden könnten. „Für die Opfer ist das ganz besonders schlimm. Die Demütigung potenziert sich, weil die Tat dann eine ungehinderte Verbreitung findet.“
Zudem könnten entsprechende Videoaufnahmen aus Tätersicht schnell zu Nachahmungen führen. Für Opfer solcher Gewalttaten sei es wichtig, mit Unterstützung von Hilfsangeboten die psychische Stabilität wiederherzustellen. „Bei vielen Kriminalfällen sind die psychischen Folgen höher als die materiellen“, so Brandt.
Bereits im vergangenen Jahr war Heide durch Kriminalität und Gewalt von Jugendlichen in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Den aktuellen Fall müsse man getrennt von der damaligen Häufung an Delikten betrachten, sagte Polizeisprecherin Neufeld. „Es ist kein Fall, der tagtäglich vorkommt“, ergänzte sie.
Dieser Artikel erschien zuerst bei den „Kieler Nachrichten“.