Kältewelle in Texas: Tierschützerin rettet gefrorene Fledermäuse
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Tierschützer päppeln die gefrorenen Fledermäuse in Texas wieder auf.
© Quelle: Elizabeth Conley/Houston Chronicle via AP
Houston. Ein Kälteeinbruch in Texas ist auch an Fledermäusen nicht spurlos vorbeigegangen. Zu Hunderten verloren sie an Brücken in Houston ihren Halt und fielen zu Boden. Doch auf dem Dachboden einer Leiterin der Ortsgruppe einer Tierschutzorganisation fanden rund 1600 fliegende Säugetiere einen Abhängplatz - wenn auch nur vorübergehend.
Sie sei auf Einkaufstour für die Weihnachtsfeiertage gewesen, als sie sich bei eisigem Wind gefragt habe, wie es wohl den Fledermäusen bei den ungewöhnlich niedrigen Temperaturen gehen möge, schilderte Mary Warwick, Wildtier-Direktorin der Houston Humane Society. Also sei sie zu einer Brücke gefahren, wo sie 100 Fledermäuse in tiefgefrorenem Zustand auf dem Boden habe liegen sehen. Sie hätten gewirkt, als ob sie tot seien.
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Mary Warwick, Wildtier-Direktorin der Houston Humane Society.
© Quelle: Elizabeth Conley/Houston Chronicle via AP
Fledermäuse erholen sich im Brutkasten
Sie legte die Fledermäuse in eine Box, die sie auf dem beheizbaren Beifahrersitz ihres Autos platzierte. Und tatsächlich regten sich bei den Tieren während ihrer 40-minütigen Heimfahrt allmählich wieder die Lebensgeister. Die Fledermäuse piepten und bewegten sich in der Box. Zu Hause legte Warwick sie in einen Brutkasten und kehrte zwei Mal pro Tag zur Brücke zurück, um weitere Fledermäuse einzusammeln.
Zwei Tage später bekam sie einen Anruf: Mehr als 900 Fledermäuse seien von einer Brücke im nahe gelegenen Pearland geholt und auf diese Weise gerettet worden, berichtete die Person am anderen Ende der Leitung. Und in den nächsten Tagen tauchten immer mehr Menschen an der Houstoner Waugh-Brücke auf, um Fledermäuse vor dem Kälteschock zu bewahren. Schon bald wurden die Säugetiere in einer konzertierten Aktion zu Warwick gebracht.
Jede Fledermaus sei in einem Brutkasten aufgewärmt worden, bis ihre Körpertemperatur gestiegen sei, sagte die Tierschutzexpertin. Dann sei jedem Tier per Injektion unter die Haut Flüssigkeit zugeführt worden. Bald habe sich herausgestellt, dass eine einzige Person mit der Fütterung und Betreuung der Fledermäuse überfordert wäre. Auch in den Einrichtungen der Humane Society habe es nicht genügend Platz gegeben, weswegen die Fledermäuse auf ihrem Dachboden untergebracht worden seien, sagte Warwick.
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Für viele Fledermäuse war es die vergangenen Tage in Texas zu kalt - sie müssen aufgepäppelt werden.
© Quelle: Elizabeth Conley/Houston Chronicle via AP
Fledermäuse werden wieder zurückgebracht
Dort seien sie nach Fledermauskolonien getrennt und in Hundezwinger gesteckt worden, wo sie einen Zustand des Winterschlafs erreicht hätten, in dem sie keine Nahrung bräuchten. Nun sollten am Mittwoch (Ortszeit) fast 700 der Fledermäuse dank milderer Temperaturen in der Gegend zur Waugh-Brücke in Houston und rund 850 weitere zu der Brücke in Pearland zurückgebracht werden.
Rund 100 Fledermäuse seien indes gestorben, einige durch die Stürze selbst, die zwischen 4,5 und neun Meter tief gewesen seien, sagte Warwick. 56 Fledermäuse erholten sich bei der Organisation Bat World Sanctuary, die sich eigens auf die Rettung und Notunterbringung von Fledermäusen spezialisiert hat. 20 der Tiere blieben noch eine Weile bei ihr, ergänzte Warwick.
Warwick gilt als die einzige Person, die sich in Houston aufs Aufpäppeln von Fledermäusen versteht. Im Januar soll das gesamte Tierschutzteam der lokalen Humane Society gegen Tollwut geimpft und in der Betreuung von Fledermäusen geschult werden. Zugleich sammele die Gruppe Geld für den Ausbau ihrer Räumlichkeiten, die künftig einen „Bat Room“, also einen Fledermausraum, umfassen sollen. „Das würde echt helfen in diesen Situationen, wo wir diese merkwürdigen Wettergebilde kommen sehen“, erklärte Warwick.
Für die ungewöhnlich frostigen Temperaturen in Houston sorgte in der vergangenen Woche eine arktische Kaltfront, die weite Teile der USA im Griff hatte. Das Wettersystem löste auch einen Blizzard aus, also einen heftigen Schneesturm, auf den allein in Buffalo und Umgebung im Westen des Staates New York mindestens 36 Todesfälle zurückgeführt werden.
RND/AP