Mann in Untersuchungshaft

Nach Geiselnahme in Karlsruhe: 20-Jähriger handelte allein

Polizeieinsatz in der Karlsruher Innenstadt

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Nach der Geiselnahme in einer Apotheke in der Karlsruher Innenstadt laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat. Die Polizei teilte mit, dass der mutmaßliche Geiselnehmer allein gehandelte habe. Der anfängliche Verdacht, dass der Mann eine Mittäterin gehabt haben könnte, habe sich nicht bestätigt: „Der 20-Jährige hat allein agiert.“ Von den anfangs elf Geiseln hätten sich acht in dem Gebäude verstecken können. Drei Menschen seien weiter in der Gewalt des Verdächtigen gewesen. Der junge Mann kam in Untersuchungshaft. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, erließ ein Richter am Samstag Haftbefehl gegen den 20 Jahre alten Verdächtigen wegen des Vorwurfs der Geiselnahme.

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Bei der Tat am Vorabend habe der Mann seine Opfer mit einer Schreckschusswaffe bedroht. Es habe sich um eine Pistole oder einen Revolver gehandelt, mit dem man jedoch keine tödlichen Verletzungen verursachen könne, sagte ein Polizeisprecher am Samstag.

Der Verdächtige sollte im Lauf des Samstags einem Haftrichter vorgeführt werden. Die Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten ein. Der polizeibekannte 20-Jährige hatte die Geiseln fast fünf Stunden lang in seiner Gewalt. Schließlich erfolgte der Zugriff durch Spezialkräfte. Alle Geiseln und der Täter blieben körperlich unverletzt.

Polizisten bringen den Verdächtigen aus der Apotheke.

Polizisten bringen den Verdächtigen aus der Apotheke.

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350 Polizeikräfte im Einsatz

Die Polizei habe eine Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten eingerichtet. Der polizeibekannte 20-Jähriger hatte die Geiseln fast fünf Stunden lang in seiner Gewalt. Schließlich erfolgte der Zugriff durch Spezialkräfte. Nach ersten Erkenntnissen blieben alle Geiseln und auch der Täter körperlich unverletzt. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar. Die Polizei wollte zunächst noch keine Angaben über mögliche Forderungen des Geiselnehmers, etwa zu Lösegeld, machen.

Nach Angaben des Innenministeriums waren bei der Geiselnahme 350 Kräfte im Einsatz - neben Polizisten des Präsidiums Karlsruhe auch eine Verhandlungsgruppe des Polizeipräsidiums Mannheim, eine Beratergruppe des Landeskriminalamtes und Spezialkräfte des Polizeipräsidiums Einsatz. „Den Menschen, die sich stundenlang in der Gewalt des Geiselnehmers befanden, wünsche ich, dass sie keine psychischen Folgen davontragen werden und das Geschehene schnell verarbeiten können“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU) nach Angaben einer Sprecherin. Strobl dankte den Einsatzkräften für ihren umsichtigen Einsatz, der Schlimmeres verhindert habe.

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Aus ermittlungstaktischen Gründen machte die Polizei bislang keine Angaben zu möglichen Forderungen des Geiselnehmers, etwa zu Lösegeld. Auch ob es sich bei den Geiseln um Kunden und Mitarbeiter der Apotheke handelte, konnte ein Sprecher zunächst nicht sagen.

Die Apotheke war am Tag nach der Tat telefonisch nicht erreichbar. Kunden konnten aber nach Beobachtungen eines dpa-Reporters Medikamenten-Bestellungen an einer Nebentür abholen. Der Haupteingang war mit Brettern verschlossen. Auf Fotos war zersplittertes Glas auf dem Boden des Geschäfts zu sehen.

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Die Geiselnahme begann gegen 16.30 Uhr, die Einsatzkräfte hatten sehr schnell Kontakt „in die Apotheke hinein“, wie es hieß. Sie sperrten das Gebiet weiträumig ab. Dann habe man versucht, mit dem Geiselnehmer in Verhandlungen einzutreten. Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme.

Unterkunft für Anwohnerinnen und Anwohner eingerichtet

Der Geiselnehmer wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte ist den Angaben zufolge bereits polizeibekannt. Er habe in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten Strafanzeigen bekommen.

Die Geiseln hätten nach der Rettung umgehend Hilfsangebote bekommen, auch ein Notfallseelsorger war da. Kohl betonte: „Man mag sich nur am Rande vorstellen können, wie es den Menschen geht, die sich über mehrere Stunden in dieser Ausnahmesituation befanden.“

Augenzeugen hatten kurz vor der Beendigung der Geiselnahme von zwei lauten Knallgeräuschen berichtet, Polizisten seien auf die Apotheke zugelaufen. Auch nach der Festnahme durchsuchten Polizisten das Gebäude – um sicherzustellen, dass sich nicht noch ein weiterer Täter versteckt, wie der Sprecher schilderte.

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Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Einschätzung der Einsatzkräfte nicht. Trotzdem rief die Polizei die Menschen dazu auf, das Einsatzgebiet zu meiden und den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten. Für Bewohnerinnen und Bewohner wurde eine Schule zum Unterkommen geöffnet.

Karlsruher OB Mentrup zeigt sich betroffen

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup zeigte sich erschüttert über die Geiselnahme und erleichtert über deren Ende. „Es macht mich tief betroffen, dass es in unserer Mitte solch eine Tat gab“, sagte der SPD-Politiker am Abend. Zugleich betonte er: „Karlsruhe ist erleichtert, dass diese gefährliche Situation unblutig beendet wurde.“

Er dankte im Namen der Stadt den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten das Leben der Geiseln geschützt. Mentrup wünschte den befreiten Geiseln, „dass sie die schrecklichen Erlebnisse bald hinter sich lassen können“.

Martin Rütter informiert über Absage seiner Show in Karlsruhe

Die Karlsruher Messe sagte wegen der Geiselnahme zwei Abend­veranstaltungen kurzfristig ab. Ein Event mit Hundetrainer Martin Rütter sowie ein Meisterkonzert seien betroffen, sagte eine Sprecherin der Messe am Freitag auf Anfrage. Zuvor hatte die Zeitung „Badische Neueste Nachrichten“ darüber berichtet.

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Sie gehe davon aus, dass das Event in der Schwarzwaldhalle ausverkauft sei, diese fasst mehrere Tausend Menschen, so die Sprecherin. Das Konzert sollte im nahe gelegenen Konzerthaus stattfinden. Die Sprecherin ging hier von rund 1000 verkauften Tickets aus. Für die Besucherinnen und Besucher sei ohnehin kein Durchkommen: Beide Veranstaltungsorte gehören zum Festplatz, der nahe dem Einsatzort liegt, den die Polizei großräumig abgesperrt hat.

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Martin Rütter veröffentlichte am Abend ein Video bei Instagram und Facebook, in dem er über die Absage seiner Show wegen der Geiselnahme informierte: „Bitte kommt nicht zur Halle, es ist hier großflächig abgesperrt. Und bitte kommt auch nicht in die Nähe“, sagte Rütter. Wenig später betonte der Hundetrainer auch in seiner Instagram-Story noch einmal: „Die Situation hier ist ernst, es ist eine bewaffnete Geiselnahme. Bitte kommt nicht zur Schwarzwaldhalle in Karlsruhe.“

Nicht der erste Zwischenfall in der Karlsruher Apotheke

Erst im Januar war es zu einem Zwischenfall in der Apotheke gekommen: Ein maskierter Räuber gelangte in den Personalbereich, bedrohte einen Angestellten mit einem sägeähnlichen Werkzeug und floh mit einem Liter Methadon. Wenige Tage später wurde in diesem Fall ein Tatverdächtiger gefasst, er kam in Haft.

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RND/dpa/seb

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