Mit 1200 km/h durch die Schallmauer: Wie es zum großen Knall kommt
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Beim Durchbrechen der Schallmauer kann es hinter einem bewegten Objekt zu einem starken Rückgang des Luftdrucks und dadurch zu einer Abkühlung kommen. Je nach Luftfeuchtigkeit entsteht so Kondensationswasser, das sichtbar werden kann: als Wolkenscheibe, die das Heck des Düsenjägers umgibt. (Symbolfoto)
© Quelle: dpa
Der Knall war wohl von Hannover bis Münster zu hören: Am Montagmittag haben zwei laute Knallgeräusche viele Menschen erschreckt. Die Entwarnung folgte schnell.
Was war die Ursache für den aktuellen Knall?
Die Knallgeräusche wurden von zwei Flugzeugen der Bundeswehr ausgelöst. Es handelte sich um zwei Kampfjets, die losgeschickt wurden, weil ein Passagierflugzeug auf dem Weg nach Amsterdam keinen Funkkontakt mehr hatte. Wie die Luftwaffe über ihren offiziellen Twitter-Kanal bekanntgab, stiegen die beiden Eurofighter der Quick Reaction Alert vom Fliegerhorst Laage in Mecklenburg-Vorpommern auf, um das Flugzeug zu überprüfen. „Als der Pilot uns südlich von Münster bemerkte, konnte der Kontakt wieder hergestellt werden”, heißt es in dem Tweet.
Wie entsteht dieser Knall?
Dahinter steckt schlicht und einfach die Physik. Der Knall entsteht, wenn ein Flugzeug die Schallmauer durchbricht. Eine verständliche Erklärung dazu lässt sich auf der Internetseite des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen nachlesen.
Dort heißt es: „Der Überschallknall eines Flugzeugs ist das Geräusch, das wir akustisch wahrnehmen, wenn die Stoßwelle, die durch die Bewegung eines Flugzeugs durch die Luft ausgelöst wird, unser Ohr erreicht.” Ein Flugzeug erzeugt durch seine Bewegung eine sogenannte Druckwelle, die Moleküle vor sich her stößt. Schall breitet sich mit 343 Metern pro Sekunde aus. Wird diese Geschwindigkeit nun aber beschleunigt und überschritten, kann die Luft die entstehenden Dichteschwankungen nicht mehr schnell genug ausgleichen.
Die Dichte steigt rund um des Flugzeug herum kegelförmig an. Um die Schallmauer zu durchbrechen, muss das Flugzeug etwa 1200 Stundenkilometer schnell fliegen. Was der Mensch als lauten Knall wahrnimmt, ist die Stoßwelle, die ihn erreicht. Das Prinzip ist das gleiche wie bei einer Peitsche, deren Knall man wahrnimmt.
Überschallknall: Gab es das früher öfter?
In Sozialen Medien kommentierten Nutzerinnen und Nutzer den neuesten Vorfall und stellten die These auf, dass solche Überschallknalle früher öfter vorgekommen seien. „Bin ich mit aufgewachsen”, schreibt ein Leser.
Dass der Überschallknall früher öfter zu hören war, ist Fakt. Die Flugbetriebs- und Informationszentrale der Bundeswehr (FLIZ) informiert in einer aktuellen Broschüre darüber, warum das so ist. „Der militärische Flugbetrieb in Deutschland hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich verändert”, heißt es da. Während des Kalten Kriegs, als Westdeutschland zur Nato und Ostdeutschland zum Warschauer Pakt gehörte, waren Luftstreitkräfte auf beiden Seiten stationiert.
Im Westen betrieben außer der Bundeswehr auch die US Air Force, die britische Royal Air Force, die belgischen Streitkräfte und die Royal Canadian Air Force eigene Fliegerhorste, insgesamt gab es mehr als 100 größere und kleinere Flugplätze auf dem Gebiet der beiden deutschen Staaten.
Mit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 und dem Ende der gegenseitigen Bedrohungslage wurde die Zahl der Flugzeuge und somit auch der Trainingseinsätze stark reduziert. Nach Bundeswehr-Informationen betreibt die Luftwaffe nur noch elf aktive Fliegerhorste mit Kampfflugzeugen, Transportflugzeugen und Hubschraubern, das Heer fünf Flugplätze und die Marine einen. „In den 1970er- und 1980er-Jahren waren militärische Tiefflüge an der Tagesordnung”, heißt es in der Broschüre.
Laut Bundeswehr: Drei russische Militärflugzeuge über der Ostsee abgefangen
Kampfjets der deutschen Luftwaffe haben nach Bundeswehr-Angaben drei russische Aufklärungsflieger im internationalen Luftraum über der Ostsee abgefangen.
© Quelle: dpa
Überschallknall: Ist das gefährlich?
Es kommt darauf an. Der Überschallknall kann theoretisch Fensterscheiben zerstören, das hängt aber davon ab, wie tief das Flugzeug fliegt. In Deutschland sind zivile Überschallflüge gemäß der Luftverkehrsordnung nur zu Versuchszwecken erlaubt.
Aber auch nur, wenn der „Überschallknall auf der Erdoberfläche nicht feststellbar ist”. Die Concorde durfte nur über dem Meer schneller als Mach 1 fliegen. Im Jahr 2000 läutete das Flugunglück einer Concorde kurz nach dem Start in Paris vorerst das Ende der zivilen Überschallflüge ein. 109 Menschen wurden dabei getötet. Seit 2003 durchbrach kein Passagierflugzeug mehr die Schallmauer.
RND/dad