Seit Anfang Februar aktiv

Tropensturm „Freddy“ ist wahrscheinlich der ausdauerndste Sturm aller Zeiten

Umgefallene Bäume liegen auf einer Straße in Quelimane, Mosambik.

Umgefallene Bäume liegen auf einer Straße in Quelimane, Mosambik.

Als sich in den frühen Morgenstunden des 6. Februar 2023 ein Tropensturm über dem Meer zwischen Indonesien und Westaustralien bildete, entschied sich die australische Wetterbehörde, ihm den Namen „Freddy“ zu geben. Damals ahnten die Meteorologen noch nicht, dass der Sturm die Wettergeschichte neu schreiben sollte. Denn über einen Monat später wütet der tropische Wirbelsturm nach wie vor.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Inzwischen hat er den Indischen Ozean überquert, doch dabei hat er sich keineswegs ausgetobt. Ganz im Gegenteil: Am Wochenende wurde Mosambik von Regen, starken Winden und Überschwemmungen heimgesucht. Das afrikanische Land, wo der Sturm bereits zweimal auf Land traf, hat dank „Freddy“ in den letzten vier Wochen das Äquivalent von mehr als einem Jahr an Niederschlag erhalten. Mindestens 28 Menschen sind in den betroffenen Regionen an den Folgen des Sturms gestorben.

Klimawandel verändert Sturmregionen

Tropische Wirbelstürme können enorm groß werden und einen Durchmesser von mehreren Hundert Kilometern haben. Ihre Energie nehmen die Stürme aus der Wärme des Ozeans, das heißt, damit sich ein tropischer Wirbelsturm bildet, sind Meeresoberflächentemperaturen von mindestens 26 Grad Celsius erforderlich. Laut der Klimaforscher Micheal Pillay und Jennifer Fitchett haben sich die Orte, an denen sich tropische Wirbelstürme bilden und intensivieren, in den letzten 30 Jahren verschoben, nachdem die Weltmeere immer wärmer wurden.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige
Ein beschädigtes Gebäude in Mananjary, Madagaskar. Am 22. Februar traf der Zyklon „Freddy“ den südafrikanischen Inselstaat.

Ein beschädigtes Gebäude in Mananjary, Madagaskar. Am 22. Februar traf der Zyklon „Freddy“ den südafrikanischen Inselstaat.

Damit hat sich auch das Gebiet, in denen die Stürme ihr Unheil treiben „mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 bis 60 Kilometer pro Dekade in Richtung der Pole bewegt“, wie die beiden Wissenschaftler bereits 2019 in einem Aufsatz für das akademische Magazin „The Conversation“ schrieben. „Die für die Entstehung tropischer Wirbelstürme notwendigen warmen Temperaturen finden sich heute in ehemals kühleren Meeresregionen.“ Vor den 1980er-Jahren hatten sich tropische Wirbelstürme auf der Südhalbkugel in Breiten zwischen fünf und 20 Grad südlich des Äquators bewegt – tropische Regionen, wo das Meerwasser am wärmsten war. Dieses Band hat sich inzwischen in Richtung der Pole ausgedehnt.

Mehr als 8000 Kilometer zurückgelegt

Der Tropensturm „Freddy“ ist nun ein besonders ausdauerndes Beispiel: Den Rekord des am längsten anhaltenden Zyklons brach er vermutlich bereits am 9. März. Schon da war er 32 Tage unterwegs und damit einen Tag länger als der bis dahin ausdauerndste Wirbelsturm. Der bisherige Rekordhalter – Hurrikan/Taifun „John“ – wütete 1994 31 Tage und überquerte dabei den Pazifik.

Auch „Freddy“ hat einen Ozean überquert und somit an Stärke gewonnen. Von seinem Geburtsort in der Nähe von Australien ging es von Ost nach West über den gesamten Südindischen Ozean in Richtung Afrika. Insgesamt hat „Freddy“ mehr als 8000 Kilometer zurückgelegt. Über Mauritius und La Réunion traf der Sturm am 21. Februar schließlich auf Madagaskar und am 24. Februar auf Mosambik. Diese Route ist eher selten. Die jüngsten vergleichbaren Fälle waren die tropischen Wirbelstürme „Leon-Eline“ und „Hudah“ im Jahr 2000, das wie 2023 ein La Niña-Jahr war. La Niña ist ein Klimamuster, das meist alle drei bis fünf Jahre auftaucht – das Gegenstück zum Bruder El Niño. Zu Zeiten von La Niña ist das Wasser vor Asien besonders warm.

Klima-Check

Erhalten Sie die wichtigsten News und Hintergründe rund um den Klimawandel – jeden Freitag neu.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Expertenkomitee entscheidet über „Freddys“ Status

„Freddy“ führte in Mosambik und im benachbarten Simbabwe zu schweren Regenfällen und Überschwemmungen. Dann drehte er und nahm in der Straße von Mosambik erneut Energie aus dem warmen Wasser auf. Er pendelte in Richtung der Südwestküste Madagaskars und wieder zurück nach Mosambik. Insgesamt nahm der Sturm gleich mehrmals neue Energie auf. Letzteres führte dazu, dass der Sturm eine sogenannte akkumulierte Zyklonenergie hatte, die einer durchschnittlichen vollen Hurrikansaison im Nordatlantik entspricht, wie die Weltwetterorganisation WMO schrieb.

„‚Freddy‘ hat große sozioökonomische und humanitäre Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinden“, sagte Johan Stander von der WMO. Dass es nicht noch deutlich mehr Todesopfer gegeben habe, sei genauen Prognosen und Frühwarnungen zu verdanken. Dass „Freddy“ ein ungewöhnlich ausdauernder Sturm ist, dies ist schon heute klar. Ob er jedoch wirklich den Rekord als längster tropischer Wirbelsturm aller Zeiten gebrochen hat, dies wird in den kommenden Wochen ein Expertenkomitee entscheiden, das die WMO zusammenstellt. „Eine Frage, die wir ansprechen werden, ist die Tatsache, dass der Sturm während seiner langen Lebensdauer regelmäßig unter den Status eines tropischen Sturms abgeschwächt wurde“, erklärte WMO-Experte Randall Cerveny.

Die tropischen Wirbelstürme, die in den vergangenen Jahren die meisten Schäden und Todesopfer forderten, waren die Zyklone „Idai“ und „Kenneth“, die Mosambik im März und April 2019 besonders hart trafen. Allein „Idai“ tötete mehr als 1500 Menschen in Mosambik, Malawi und Simbabwe. „Diese Stürme mit hoher Intensität wurden mit den sehr warmen Meeresoberflächentemperaturen im Indischen Ozean in Verbindung gebracht“, schrieb Jennifer Fitchett, eine Expertin der University of the Witwatersrand in Johannesburg, in einem Aufsatz für „The Conversation“ im Jahr 2019. Temperaturen von 30 Grad Celsius würden inzwischen aufgrund der globalen Erwärmung häufiger und über längere Zeiträume hinweg auftreten. Und: „Wärmere Meerestemperaturen lassen stärkere Stürme entstehen“, so die Forscherin.

Mehr aus Panorama

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken