Polizei: Verurteiltem Mörder wurde geholfen
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Ein Einsatzfahrzeug in der Regensburger Innenstadt. Die Polizei hatte am Wochenende intensiv nach dem in Regensburg entflohenen Häftling gesucht, bevor er in Frankreich gefasst wurde.
© Quelle: Armin Weigel/dpa
Regensburg. Nach der Festnahme eines geflohenen verurteilten Mörders aus dem Amtsgericht Regensburg hat die Polizei Details zu dem Fall bekannt gegeben. Es gebe Indizien, dass der 40-Jährige bei seiner Flucht einen oder mehrere Helfer gehabt haben könnte, sagte der Polizeivizepräsident des Polizeipräsidiums Oberpfalz, Thomas Schöniger. Mögliche Kontaktpersonen würden geprüft.
Entflohener Mörder aus Regensburg in Frankreich gefasst
Am Dienstag wollen die Behörden weitere Details zur Festnahme des flüchtigen Mörders veröffentlichen.
© Quelle: dpa
Der Mann sei am Montag in Straßburg von französischen Polizisten in einem Auto mit einer seiner Schwestern gesehen worden. Nachdem sich der Verdacht, dass es sich um den Gesuchten handelte, erhärtet hatte, sei der Mann in dem Ort Farébersviller etwa 110 Kilometer nördlich von Straßburg festgenommen worden. Er habe keinen Widerstand geleistet. Er befinde sich noch in Frankreich in Haft. Nach ihm war international gefahndet worden.
Der Algerier war während einer Verhandlungspause mit seinem Verteidiger in ein Besprechungszimmer im Erdgeschoss gebracht worden. Weil das Fenster in dem Raum nicht gesichert ist, sei ein Beamter vor der Türe stehen geblieben und der Zweite durch das Gebäude gegangen, um sich draußen vor dem Fenster zu positionieren. Diesen Moment habe der Angeklagte genutzt, um aus dem Fenster zu springen. Der Verteidiger habe den vor der Türe stehenden Polizisten sofort über die Flucht informiert. Der sei dem 40-Jährigen hinterhergesprungen, habe ihn jedoch später aus den Augen verloren
Laut Polizei waren ihm in der Verhandlung die Handfesseln abgenommen worden. Fußfesseln habe der 40-Jährige nicht getragen, weil er zuvor angegeben habe, am Fuß verletzt zu sein, sagte Einsatzleiter Michael Danninger. Das passe jedoch nicht mit seiner Flucht zusammen, denn laut Zeugen soll der Mann „extrem schnell“ gelaufen sein.
Am Sonntag seien dann Kontaktpersonen des Algeriers auf einer Autobahn in Baden-Württemberg lokalisiert und von Spezialkräften der Polizei verfolgt worden. Ob sich der Gesuchte in dem Auto befand, sei da noch unklar gewesen. An der Grenze zu Frankreich hätten französische Kollegen übernommen.
Der Vorfall müsse gründlich nachbereitet werden, sagte Polizeivizechef Schöniger. Jedoch habe zunächst die Fahndung nach dem Gesuchten im Vordergrund gestanden. Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte Aufklärung, damit sich eine solche Situation in Zukunft verhindern lasse. Die Maßnahmen, die zur Festnahme des Gesuchten führten, bezeichnete er als „ein Beispiel sehr erfolgreicher, internationaler polizeilicher Zusammenarbeit“.
Der 40-Jährige hatte 2011 mit einem Komplizen einen Lottoladen in Nürnberg überfallen und die 76 Jahre alte Besitzerin umgebracht. 2013 wurde er zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes verurteilt und saß in Straubing im Gefängnis. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte in der dortigen JVA war er in ein Gefängnis nach Würzburg verlegt worden und musste sich wegen der Tat nun vor dem Amtsgericht Regensburg verantworten.
Die Flucht des Mannes sei nicht strafbar, erläuterte Schöniger. Jedoch machten sich etwaige Fluchthelfer strafbar. Außerdem sei zu prüfen, inwieweit der 40-Jährige auf seiner Flucht möglicherweise Straftaten wie beispielsweise Sachbeschädigung beging.
RND/dpa