Ein Herz aus Schafen: letzter Gruß für todkranke Tante
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Eine Schafherde in Australien.
© Quelle: picture-alliance / Sven Simon
Die Pandemie fordert von uns allen Verzicht – von den einen mehr als von den anderen. Wer einen Familienangehörigen verliert oder selbst erkrankt, leidet besonders, auch Menschen, die durch die Krise ihren Lebensunterhalt verloren haben, haben es besonders schwer. Viele Menschen haben durch geschlossene Grenzen auch seit Monaten Familie und Freunde nicht mehr gesehen.
In Australien sind derzeit nicht nur die Außengrenzen geschlossen, sondern teilweise auch die Grenzen zwischen den Bundesstaaten. So darf wegen des Ausbruchs der Delta-Variante im Osten des Landes niemand vom Bundesstaat New South Wales nach Queensland reisen. Ein junger Farmer konnte seine sterbenskranke Tante in Brisbane deswegen nicht mehr persönlich verabschieden und auch nicht an ihrer Beerdigung teilnehmen.
Deswegen ließ er sich eine ganz besondere Videobotschaft einfallen, die bei ihrer Abschiedsfeier zu ihren Ehren gespielt wurde: Er kreierte ein Herz aus lebenden Schafen und filmte die Formation per Drohne aus der Luft.
Lebendige Kunst
Ben Jackson, der in Guyra knapp 520 Kilometer nördlich von Sydney lebt, hat dafür großzügig Getreide in Herzform ausgestreut. Danach ließ er seine Schafherde los und die Tiere spielten ihre Rolle meisterhaft. Sie liefen los, um die speziellen Leckereien aufzusammeln und halfen dem Australier damit, Kunst mit tierischen Hauptdarstellern zu orchestrieren.
Den Film unterlegte die Familie mit dem Lieblingslied der verstorbenen Tante – „Bridge over Troubled Water” von Simon and Garfunkel. Nach der Beerdigung postete Jackson das Video am Dienstagmorgen auch auf Facebook und schrieb: „Ich habe das für meine Tante Deb gemacht.” Sie hätten sich tags zuvor von ihr verabschiedet und er hoffe, dass sie „einen Blick nach unten geworfen und diese Schafkunst für sie gesehen” habe.
Zu Tränen gerührt
Das Video erhielt enorme Resonanz im Internet, vor allem, nachdem Bens Vater James Jackson es auch über Twitter postete. „Ich war zu Tränen gerührt, da wir heute selbst auch eine Familienbeerdigung auf Distanz hatten”, schrieb eine Internetnutzerin beispielsweise. Worte könnten niemals ausdrücken, was man wirklich fühlen und sagen möchte. Eine andere Frau schrieb: „Oh Ben, ich habe deine wunderbare Tante nicht gekannt, aber ich weiß einfach, dass sie so unglaublich stolz wäre und sich so geliebt gefühlt hätte.”
Ben Jackson sagte der lokalen Tageszeitung „Sydney Morning Herald”, dass die Situation ihm die Realität der Covid-19-Beschränkungen erst richtig vor Augen gehalten habe. „Ich war völlig unvorbereitet, welche Auswirkungen es auf mich, die Familie und andere haben würde”, sagte er der Tageszeitung. Aber natürlich gebe es in Australien und auf der ganzen Welt so viele Menschen, die es gerade schwer hätten.
Menschen weltweit brauchen Aufmunterung
Der lokalen Ausgabe des „Guardian” verriet Jackson, dass ihm die Idee für das Herz gekommen sei, als er seine Schafe mit zusätzlichem Futter versorgte, da viele von ihnen trächtig sind und gerade „ein bisschen zusätzliche Pflege brauchen”. Letztendlich brauchte es „drei oder vier” Versuche, bis die Herzformation wirklich schön gelungen sei. Am Anfang habe die Schafkunst mehr dem Fäkalien-Emoji geglichen. „Und auch wenn meine Tante Sinn für Humor hatte, war das doch nicht so ganz das Richtige”, meinte Jackson.
Als er das fertige Video gesehen habe, seien ihm selbst dann auch die Tränen gekommen, gestand der Australier. Und auch die Reaktion der Menschen im Internet habe ihm gezeigt, dass es derzeit gerade „eine Menge Leute gibt, die es hart haben” und die eine kleine Aufmunterung brauchen können.