Experte hält Tierquälereivorwürfe gegen Krefelder Zoo für haltlos
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Schimpansenweibchen Bally liegt in einem Gehege des Krefelder Zoos im Stroh und isst Lauch.
© Quelle: -/Zoo Krefeld/dpa
Krefeld. Zwei Schimpansen im Krefelder Zoo, Bally (46) und Limbo (27), haben das Inferno am Silvestertag 2019 überlebt. Seit dem Brand leben die Tiere in einem abgetrennten Bereich, der für Zoobesucher nicht einsichtig ist. Nur mithilfe einer Videokamera lässt sich beobachten, was die beiden Affen so treiben.
Ihr Gehege ist nicht besonders groß, nicht wirklich schön und hat keinen Außenbereich. Dafür musste der Zoo viel Kritik einstecken. Organisationen wie die Artenschutzorganisation Pro Wildlife nennen die Haltung in dem Provisorium inakzeptabel und fordern eine bessere Unterbringung. Die Tierrechtsorganisation Great Ape Project geht deshalb gegen den Zoo Krefeld vor. Bereits seit dem vergangenen Sommer wurde eine Strafanzeige gestellt, das Verfahren wird von einer Petition begleitet. Darin wird gefordert, Bally und Limbo in die Auffangstation namens Wales Ape and Monkey Sanctuary (Wams) nach Großbritannien zu überführen.
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Die Shona-Steinskulptur wird Mittelpunkt der zukünftigen Gedenkstätte für die Brandkatastrophe am Affenhaus.
© Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Insbesondere der 46-jährige Bally sei zu alt für einen Umzug, sagte Zoodirektor Wolfgang Dreßen zuletzt in einem Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Nun bekommt er Rückendeckung. Die Sinnhaftigkeit dieses Vorschlages werde durch die Expertise des Jane Goodall Instituts (JGI), eine internationale Tier- und Umweltschutzorganisation, widerlegt. Patrick van Veen, JGI-Präsident, sieht keine Grundlage für Tierqualvorwürfe bei der Haltung der Schimpansen und rät dringend von einem Umzug nach Wales ab. Der Verhaltensforscher und Primatologe hat die Tiere persönlich über einen längeren Zeitraum beobachtet.
„Schimpansen sind in sehr guter psychischer und physischer Verfassung“
„Sie sind in sehr guter psychischer und physischer Verfassung. Nichts an ihrem Verhalten deutet mehr auf das Trauma der Brandnacht hin”, sagte er laut einer Mitteilung des Zoos vom Mittwoch. Der Experte warnt davor, Bally und Limbo aus ihrem stabilen sozialen Umfeld herauszureißen. Ein Transport in eine neue Gruppe führe dazu, „dass traumatische Erfahrungen bei den Tieren erneut aufbrechen“. Einen Kritikpunkt hat er dennoch. Auch ihn stört, dass die Tiere keinen Zugang zu einem Außengelände haben.
Einen Umsiedlung kann der Zoo nach eigenen Angaben nur vertreten, sofern „eine perfekte räumliche Umgebung und eine optimale Gruppenstruktur für die beiden gewährleistet sind”. Doch Zoodirektor Dreßen gibt zu Bedenken: „Eine geeignete Gruppe zu finden dauert seine Zeit.” Und die britische Auffangstation sei es eben nicht. Wenn kein richtiger Ort gefunden werde, sollen die beiden im Zoo bleiben. Spätestens dann bekommen sie eine Außenanlage.
RND/hma