Nach Feuer im Krefelder Zoo: Erneut Ärger um Unterbringung der überlebenden Affen
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Schimpanse Bally im Januar nach dem Brand im Krefelder Zoo.
© Quelle: Hella Hellmann/Zoo Krefeld/dpa
Bally und Limbo hatten Glück im Unglück: Die beiden Schimpansen überlebten das schwere Feuer im Krefelder Zoo in der Silvesternacht 2019. Doch schon seit einiger Zeit gibt es Ärger wegen der Unterbringung der Affen. Die Tierschutzorganisation „Pro Wildlife“ schrieb im Dezember in einer Stellungnahme, dass Bally und Limbo „in einem viel zu kleinen Raum eingesperrt“ sind. So sei die Langzeithaltung der beiden Schimpansen „im Provisorium inakzeptabel“.
Kritik von Tierschützern
Bei dem Brand Silvester 2019/2020 starben etwa 50 Tiere, Bally und Limbo wurden durch die Flammen aber nur leicht verletzt. Momentan leben sie im Innenbereich des Gorillagartens. Die Tierschützer, darunter auch die Organisation „Great Ape Project“, kritisieren die Größe des improvisierten Geheges. In dem Statement von „Pro Wildlife“ heißt es: „Für Schimpansen ist ein Innengehege von mindestens 800 m³ für eine Gruppe von bis zu vier erwachsenen Tieren nötig. Zudem ist ein Außengehege der gleichen Größe vorgeschrieben.“ Außerdem müsse der Boden mit einem wärmedämmenden Material bedeckt sein. Laut der Organisation sei das im Krefelder Zoo nicht der Fall.
Die Pressestelle des Zoos entgegnet auf RND-Anfrage, dass die Innenanlage „mit Kletterstämmen, Liegebrettern, Seilen und Hängematten“ eingerichtet ist. Weiter heißt es: „Der Boden ist mit Holzstreu bedeckt. In den Schlafgehegen steht den Tieren zudem Holzwolle zum Bau von Ruhenestern zur Verfügung.“
Innengehege erfüllt nicht alle Anforderungen
In der Pressemitteilung des Zoos steht allerdings auch, dass das Innengehege nicht alle Anforderungen erfüllt und die Haltung aktuell untersucht werde. „Da die Fläche der Anlage zwar nicht den Mindestanforderungen genügt, wohl aber vielen anderen, für Schimpansen wichtigeren Kriterien, die das Wohlbefinden beider Tiere zum Ziel haben, lässt der Zoo die Haltung derzeit auch über die örtliche Veterinär- und Naturschutzbehörde prüfen.“
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Die Shona-Steinskulptur steht im Mittelpunkt der zukünftigen Gedenkstätte für die Brandkatastrophe am Affenhaus.
© Quelle: Roland Weihrauch/dpa
Zoodirekter schließt Umzug von Bally zunächst aus
In einem RND-Interview im Dezember 2020 schloss der Zoodirektor Wolfgang Dreßen eine Umsiedlung des Schimpansen Bally aus: „Ein Umzug steht für Bally aufgrund ihres hohen Alters von 48 Jahren zunächst nicht an. Sie hat altersgemäße Gesundheitsprobleme, die von unseren Zootierärztinnen gut eingestellt sind. Eine neue Umgebung mit neuen Bezugspersonen und die Anbindung an eine neue Schimpansengruppe sind in diesem Alter nur schwer zu verkraften.“
Schimpansen würden in einem komplexen Sozialsystem leben, so Dreßen. „Es ist schwierig, fremde, zumal erwachsene Tiere in solche gewachsenen Gruppen zu integrieren. Hier suchen wir mit den Zuchtbuchführern des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms nach geeigneten Lösungen.“
Sanctuary in England sei „nicht seriös“
Auch die Initiatoren einer aktuellen Petition fordern den Umzug der Schimpansen – und zwar in das Wales Ape and Monkey Sanctuary, ein Privatrefugium im Süden Englands. Knapp 1000 Menschen haben die Petition unterschrieben. Wie die „Westdeutsche Zeitung“ berichtet, bot die Sanctuary schon im Sommer an, die Tiere aufzunehmen. Dies wurde von Dreßen aber abgelehnt. „Die Sanctuary ist ein privates Unternehmen, das nicht am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Westafrikanische Schimpansen teilnimmt. Die fachliche Kompetenz ist mir nicht bekannt“, sagte er im RND-Interview.
Auch in der neuen Pressemitteilung heißt es, dass die Einrichtung „unter Fachleuten als nicht seriös“ gilt. Sie werde „auch vom Europäischen Erhaltungszuchtprogramm abgelehnt“.
Der Krefelder Zoo ist aber weiterhin an einer Lösung interessiert: „Seit der Brandnacht gibt es eine intensive Korrespondenz des Zoos mit den beiden Koordinatoren für das EEP.“ Ziel sei es, eine geeignete Gruppe zu finden oder eine neue Gruppe aufzubauen. „Der Zoo Krefeld strebt an, eine optimale Lösung zu finden.“