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Sechs junge Menschen sterben im Nebel

Wahrscheinlich war der dichte Nebel die Ursachen für den verheerenden Unfall im Unterallgäu in der Silvesternacht.

Wahrscheinlich war der dichte Nebel die Ursachen für den verheerenden Unfall im Unterallgäu in der Silvesternacht.

Bad Grönenbach. Den Helfern bietet sich ein Anblick des Grauens: Drei Sattelzüge und acht Autos sind kurz nach dem Jahreswechsel im dichten Nebel auf der Autobahn 7 im Unterallgäu ineinandergekracht. Die Front eines grünen Kleinwagens ist völlig eingedrückt, auch von anderen Fahrzeugen ist nicht mehr wirklich viel übrig. Dreizehn Menschen, teils schwer verletzt, können die Rettungskräfte bergen. Für sechs kommt jedoch jede Hilfe zu spät.

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„Von Routine kann in so einem Fall keine Rede mehr sein“, sagt einer der Einsatzleiter von der Integrierten Leitstelle Donau-Iller des Bayerischen Roten Kreuzes, Thomas Pfaus. Der Nebel sei so dicht gewesen, das habe er noch nie erlebt: „Wirklich nur wenige Meter Sicht.“ Das gilt schon jetzt als eine der Unfallursachen.

Etwa gegen 1 Uhr kollidierten nahe Bad Grönenbach drei Sattelzüge und acht Autos. Zunächst waren nach bisherigen Erkenntnissen die Lastwagen und vier Autos in den Unfall verwickelt, wie ein Polizeisprecher sagte. „Das ging wohl relativ glimpflich aus.“ Doch dann krachte ein Pkw mit fünf Menschen in die Unfallstelle. Später folgte noch der Wagen eines 23-Jährigen, der alleine im Auto unterwegs war. Diese sechs Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben.

In der Nacht war die Lage sogar so unübersichtlich, dass die Polizei lange Zeit keine genauen Angaben zur Zahl der Toten und Verletzten machen konnte. Entsprechend umfassend seien die Helfer alarmiert worden. 80 Prozent von ihnen arbeiteten ehrenamtlich, mussten Silvesterfeiern verlassen. Hinzu kam, dass der Unfallort in einem Gebiet ohne Ballungszentrum liegt. Das heißt: lange Anfahrtswege für die Rettungskräfte. Und auch die Krankenhäuser sind 30 bis 40 Kilometer entfernt von der Unfallstelle.

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Nach Angaben des Einsatzleiters sind weit mehr als 30 Fahrzeuge letztlich im Einsatz, rund 100 Einsatzkräfte. Selbst ein Tierarzt war vor Ort, er musste sich um einen verletzten Hund kümmern.

Der genaue Hergang und die Unfallursachen müssten noch geklärt werden, sagt ein Polizeisprecher Jürgen Krautwald. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Polizei stoppte den Verkehr auf der A 7 zunächst komplett. In Fahrtrichtung Ulm blieb sie wegen der Rettungsarbeiten bis in den Sonntagnachmittag gesperrt. „An der Unfallstelle gilt die Richtgeschwindigkeit 130 km/h“, sagt Krautwald. Ob das Tempo oder auch Alkohol einiger Fahrer eine Rolle spielten, kann er noch nicht sagen. Vielleicht haben die Autofahrer die Lastwagen vor sich aber auch einfach viel zu spät gesehen. „Es sieht so aus, als seien sie mit voller Geschwindigkeit aufgefahren“, sagt Pfaus.

Erst am vergangenen Donnerstag hatte der ADAC seine Prognose veröffentlicht, wonach die Zahl der Verkehrstoten auf deutschen Straßen 2016 auf einen Tiefststand gesunken sein dürfte. Der Berechnung des Autoclubs zufolge starben rund 3280 Menschen auf deutschen Straßen, 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Im Jahr 2015 ereigneten sich allein 456 nebelbedingte Unfälle mit Personenschaden.

Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) spricht von einem tragischen Unfall: „Leider machen schon die ersten Stunden des neuen Jahres deutlich, dass auch 2017 die Sicherheit im Straßenverkehr ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit sein muss und wird.“ Doch auch die Helfer brauchen Hilfe, um die Eindrücke zu verarbeiten. Da tausche man sich untereinander aus, sagt Pfaus. Aber auch professionelle Seelsorger seien im Einsatz. „Da muss man drüber reden, wenn man weiterarbeiten will.“

Von RND/dpa

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